Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)
führen. Doch auch diese Leute durften wenigstens die äußeren Quartiere betreten. In der Regel handelte es sich dabei um einfache Gasthäuser, die etwas besser befestigt waren als üblich. Im Falle eines Angriffs auf die Stadt konnten sie so zugleich als Vorposten für die Verteidiger genutzt werden. Auf solch ein Quartier, ein etwas herunter gekommenes Gasthaus, steuerten die Schattensammler nun zu.
Im Schankraum angekommen, schauten sie sich um. Und sie brauchten nicht lange zu suchen. Ohnehin saßen nur wenige Personen an den einfachen Holztischen. Doch der Nordmann fiel ihnen sofort ins Auge. Mit seiner stattlichen Größe überragte er alle anderen Gäste bei weitem. Die hellen Haare und der dazugehörige Bart machten deutlich, aus welchem Teil Mondorias er stammte. Und wenn tatsächlich noch Zweifel blieben, dann waren da die dicken Felle, die er trotz der angenehmen Wärme über seinen Schultern trug.
Zielstrebig gingen die vier Gefährten auf den Nordmann zu. Sofort stand dieser auf und schaute erwartungsvoll den Ankömmlingen entgegen. „Wir sind die Schattensammler.“, stellte Snip die Gruppe vor und zeigte nacheinander auf die einzelnen Mitglieder, „Mia-Lin, Bardinius der Magier und Nogg mein treuer Leibwächter. Mein Name ist Snipgut. Ihr möchtet mit uns ins Geschäft kommen?“ Der Nordmann nickte heftig. „Das würde ich sehr gerne, sofern ihr mir überhaupt helfen könnt.“ Dann unterbrach er sich selbst. „Verzeiht meine Unhöflichkeit. Mein Name ist Olof Sigvaldsson. Und ich stamme aus Thuve weit im Norden.“ Die Schattensammler schauten sich kurz gegenseitig an. Keiner von ihnen hatte je von diesem Ort gehört. Vermutlich war er nicht von großer Bedeutung. Dennoch nickten sie alle wissend, und Bardinius brachte sogar ein geheimnisvolles „Ah ja“ heraus. Es konnte nie schaden, den Schein zu wahren. „Nehmt doch bitte Platz.“, lud Olof die Schattensammler ein und wies mit der Hand auf die Stühle rund um den Tisch, „Mögt ihr etwas trinken? Ich lade euch selbstverständlich ein.“.
Kapitel 7
Wütend und immer noch fassungslos saß Br’ui, der Anführer der Jäger unter einem dürren Baum in der Steppe unweit der Stadt. Seine Gestalt verschmolz nahezu mit dem Holz des Baums. Selbst wenn jemand hier ganz in der Nähe vorbeireiten sollte, würde er den Dämon nicht entdecken. Immer wieder verfluchte er seine Brüder, die so unvernünftig und dumm gehandelt hatten. „Ungeduld rächt sich immer.“, grummelte er leise vor sich hin. Dabei hatte er ihnen doch immer wieder gesagt, sie sollten sich im Hintergrund halten – beobachten, abwarten und erst dann zuschlagen, wenn er den Befehl dazu gab. Denn genau so ging ein Jäger vor: kühl, berechnend, erbarmungslos. Alle Unwägbarkeiten mussten komplett ausgeschlossen sein. Ihren Ungehorsam hatten die beiden anderen mit ihrem Leben bezahlt. Sei’s drum! Sie hatten es nicht besser verdient. Selbst wenn sie die Beute in der Stadt für eine Weile aus den Augen verloren hätten – irgendwann musste sie auch wieder herauskommen. Und dann wäre schließlich doch der richtige Zeitpunkt gekommen, um ihr Ziel zu erreichen. Wenn nicht heute, dann morgen oder übermorgen.
Br’ui leckte sich mit der langen lilafarbenen Zunge über die dünnen Lippen. Was sollte er nun tun? Zurück zu Zrr’Gan’Drhu konnte er nicht. Zumindest nicht im Moment. Das Temperament seines Herrn würde er wohl kaum überleben. Denn auch wenn er den Fehler nicht begangen hätte, als Anführer trug er die Verantwortung für die Jagd. Und die Strafe, die auf Versagen stand, war ihm nur allzu bekannt. Also musste er dafür sorgen, dass aus der momentanen Niederlage ein Sieg wurde. Er musste die Axt besorgen. Koste es, was es wolle. Wenn er sie seinem Herrn präsentierte, dann wäre alles andere vergessen. Und den Lohn brauchte er dann auch nicht mehr mit den anderen zu teilen. Eine durchaus interessante Aussicht.
Br’ui wusste, dass dies kein perfekter Plan war. Es gab einfach viel zu viele Unbekannte. Doch für den Moment sah er keine andere Alternative. Er galt für ihn am Ball zu bleiben, den Menschen weiter zu beobachten und auf seine Chance zu warten. Und wenn seine Zeit gekommen war, dann wehe seiner Beute!
Kapitel 8
„Wie bereits gesagt, stamme ich aus Thuve.“, begann Olof Sigvaldsson mit seinen Ausführungen, nachdem er einen großen Schluck Bier getrunken hatte. „Ich gehöre zu einer Familie von Kriegern. Meine Vorfahren haben viele Kämpfe
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