Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)
nicht im Geringsten, als die scharfe Schneide die Kehle des Mystikers durchtrennte. Mit einem dumpfen Geräusch fiel Aelfjurs Kopf zu Boden. Doch der Schmied nahm dies in seinem Rausch kaum wahr. Er wirbelte weiter und zertrümmerte die gesamte Einrichtung des Raumes. Erst dann brach er erschöpft zusammen.
Nachdem er wieder halbwegs bei Verstand war, begann Einar zu rennen. Er musste hier weg, raus aus der Hütte, raus aus dem Dorf. Nur weg von dem Ort, wo dieses furchtbare Unglück geschehen war. Wenig später hörte er dann auch schon die Hundemeute. Offenbar hatten die Leute aus seinem Dorf entdeckt, was da passiert war. Und natürlich handelte es sich für sie um Mord. Er brauchte gar nicht erst versuchen, es ihnen zu erklären. Sie würden ihm nicht zuhören. Sein Leben war verwirkt – sofern er ihnen nicht entkommen konnte.
Und irgendwie war es ihm tatsächlich gelungen. Bislang! Die Hunde hatten inzwischen seine Spur verloren. Aber das bedeutete nicht zwangsläufig, dass die Dorfbewohner aufgegeben hatten, weiter nach ihm zu suchen. Einar brauchte ein Versteck, einen Ort, wo er halbwegs sicher war und sich ein wenig ausruhen konnte. Schlaf! Wie sehr er sich doch danach sehnte. Gleichwohl wusste er: Das Leben, das er bislang geführt hatte, war vorbei. Und es würde niemals mehr zurückkehren.
Kapitel 10
Olof Sigvaldsson atmete erleichtert durch. Die Axt war noch da, sorgsam verstaut in den Tüchern und Fellen unter dem Bett. Snips Worte hatten ihn so richtig nervös gemacht. Heiß und kalt lief es ihm über den Rücken. Umso glücklicher fühlte er sich jetzt. Zugleich schwor er sich, die Axt nicht mehr unbeaufsichtigt zu lassen. Solch einen Fehler würde er nie wieder begehen!
Vorsichtig schnappte er sich das gute Stück und legte es auf den Tisch. Mit einer einladenden Geste bedeutete er den Schattensammlern, sich die Axt näher anzuschauen. Snip, Mia und Bardinius traten neugierig näher. Nogg nahm seine übliche Position bei der Tür ein. Er sorgte für Sicherheit, während die anderen ihre Arbeit taten. Gemäß ihrer üblichen Vorgehensweise warf Snip als erster einen Blick auf die Axt. Die Verarbeitung war exquisit. Ein Meisterwerk der Schmiedekunst. Doch das interessierte im Moment nicht so sehr. Mit einem routinierten Griff rückte er das Monokel in seinem Auge zurecht und betrachtete dadurch ausgiebig die Waffe. Sie leuchtete in einem kräftigen Rot. Ein deutliches Zeichen für die Magie, die der Axt innewohnte. Keine geringe Magie wie bei der Keksdose neulich. Diese Waffe besaß großes magisches Potenzial. Doch irgendwas störte den Goblin. Er konnte nicht so genau sagen, was es war. Aber etwas an dem Schein, dem rötlichen Leuchten, passte nicht. Als wäre da was falsch, als fehlte irgendetwas.
So sachlich wie möglich versuchte er seine Beobachtung an Bardinius weiterzugeben. Unterdessen nahm Mia die Axt in ihre zarten Hände. Fachmännisch begutachtete sie die Fertigungsweise der Waffe. Ihre dunkelbraunen Augen funkelten vor Begeisterung. „Der Stahl ist mehr als fünfzig Mal gefaltet worden. Was für ein gewaltiger Aufwand! Das muss viele Monate gedauert haben. Aber es scheint auch, als wäre ihm etwas beigemengt worden. Seine Färbung ist nicht typisch.“ Bardinius und Snip schauten noch konzentrierter auf den Stahl, ja sie starrten ihn regelrecht an – aber die besondere Färbung konnten sie beim besten Willen nicht ausmachen. Für sie sah das aus, wie jeder andere Stahl auch. Gut, dass sie Mia bei sich hatten. In puncto Waffen machte der keiner was vor.
Als dritter nahm sich nun Bardinius die Waffe vor. „Für meine Untersuchungsmethoden“, wandte er sich an Olof, „benötige ich absolute Ruhe und Konzentration. Nichts und niemand darf mich dabei stören. Deshalb möchte ich euch bitten, zusammen mit meinen Freunden das Zimmer zu verlassen. Wenn ich fertig bin, rufe ich euch.“ Und auf den fragenden Blick des Nordmannes hin fügte er noch schnell hinzu: „Ich versichere euch, dass eurer Axt nichts geschehen wird. Ich passe gut darauf auf.“ Olof nickte. Was blieb ihm auch schon anderes übrig? Dann verließ er zusammen mit den anderen Schattensammlern den Raum und kehrte zurück in den Schankraum. Noch ein Bier konnte schließlich nicht schaden.
Als die Tür ins Schloss gefallen war, öffnete Bardinius den Beutel, der von seinem Gürtel herab hing. Orbin kletterte sofort heraus, reckte und streckte seine Flügel. Dann flog er zum Tisch herüber und setzte sich
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