Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)
sie auf euch angesetzt haben könnte?“ Olof zuckte nur mit den Schultern. Wenn da tatsächlich jemand Dämonen auf ihn angesetzt haben sollte, dann steckte er tiefer im Schlamassel, als ihm bisher bewusst gewesen war.
„Dürfen wir die Axt sehen?“, kam Snip auf den eigentlichen Anlass ihres Gespräches zurück. „Natürlich“, antwortete Olof, „ich habe sie oben in meinem Zimmer versteckt.“ Snip zuckte innerlich zusammen. „Das ist keine gute Idee.“, schalt er den Nordmann mit strenger Stimme, „Ihr solltet nicht so vertrauensselig sein. Hier in Tramor gibt es genügend zwielichtige Gestalten, die solch eine wertvolle Waffe gerne versilbern würden. Und außerhalb der Mauern der Stadt sind die Wächter auch nicht so konsequent wie innerhalb. Wir sollten schleunigst nach oben gehen, bevor noch irgendetwas passiert.“ Nur wenige Sekunden später befanden sie sich auf dem Weg zur Treppe. Leichte Panik machte sich bei Olof breit. Das war wirklich dumm von ihm. Saudumm!
Kapitel 9
Wie ein gehetztes Reh rannte Einar durch den dichten Wald. Immer wieder änderte er die Richtung. Die Verfolger sollten es so schwer wie möglich haben, seine Spur zu finden. Der frisch gefallene Schnee, tat sein übrigens dazu, seine Fährte zu überdecken. Drei Tage war es jetzt her seit dem tragischen Moment. Drei Tage befand er sich auf der Flucht. Drei Tage ohne Ruhe, ohne Rast. Eine einzige Hatz. Er konnte seine Glieder kaum noch spüren. Alles war wie betäubt. Die Erschöpfung drohte ihn endgültig zu überwältigen. Es grenzte fast schon an ein Wunder, dass er bislang noch nicht zusammengebrochen war. Ein Wunder durfte man es wohl auch nennen, dass Einar nicht schon längst das Zeitliche gesegnet hatte.
Als die Axt auf seine Kehle niedersauste, hatte er mit dem Leben abgeschlossen. Keinen Pfifferling gab er mehr darauf. Doch sein Überlebensinstinkt spielte da einfach nicht mit. Ein fast schon übermenschlicher Reflex ließ seine Arme gerade noch rechtzeitig emporschnellen, und irgendwie bekam er den Schaft der Axt zu fassen, bevor die Klinge ihn erreichte. Lasse, sein Häuptling, war davon so überrascht, dass er die Axt einfach losließ. Einar hielt sie nun wieder in Händen. Sein Meisterwerk. Das Großartigste, das er je zu Stande gebracht hatte. Aelfjur der Mystiker schrie hysterisch auf. „Töte ihn!“, fuhr er Lasse an, „Du musst ihn töten. Los, mach schon!“
Bei Einar setzte der Verstand einfach aus. Mit den starken Armen eines Schmieds schwang er fast lässig die Axt und schlug mit ihr nach dem Häuptling. Noch jetzt grauste es ihm bei dem Gedanken. Wie konnte er nur? Die Axt erwischte Lasse direkt in der Brust und schnitt fast vollständig durch seinen Leib. Ein grässlicher gurgelnder Laut drang aus seiner Kehle, während er sterbend zu Boden sank.
Der Mystiker drehte jetzt ganz durch. Für einen winzigen Augenblick schien sich sein Gesicht zu verzerren. Es zeigte nunmehr eine dämonische Fratze mit leuchtend roten Augen, spitzen Zähnen und Hörnern auf dem kahlen Kopf. Einar schüttelte seinen Kopf. Nun sah er wieder das altbekannte Gesicht, das vor unbändiger Wut nur so schäumte. Der Mystiker packte seinen Stab mit beiden Händen und drang damit auf Einar ein. In schneller Folge prasselten die Schläge auf den Schmied hernieder. Hastig riss er die Axt hoch, wehrte mehrere Schläge ab. Doch konnte er es nicht verhindern, dass er zweimal an der Schulter und der Seite getroffen wurde. Der Schmerz zog durch seinen ganzen Körper und fachte die Wut und Verzweiflung, die ihn antrieben, nur noch mehr an. Schlagartig ging er zum Gegenangriff über. Er ließ die Axt emporschnellen und blockte dabei den Kampfstab. Das Holz traf auf den harten Stahl. Die Wucht schlug dem Mystiker fast die Waffe aus der Hand. Elegant drehte Einar die Axt ein wenig, so dass die Schneide in Richtung Stab zeigte. Ein kurzer Schlag, und der Stab wurde einfach in der Mitte durchtrennt. Aelfjur stand plötzlich ohne Waffe da. Wütend warf er die Überreste seines Stabes fort und stieß unverständliche Laute aus. ‚Er darf keinen Zauber wirken!‘, schoss es aus den Tiefen des Unterbewusstseins in Einars Gedanken, ‚Kein Zauber! Auf gar keinen Fall!‘ Noch bevor er den Gedanken richtig verarbeitet hatte, wirbelte er auf der Stelle herum und schwang die Axt wild durch die Luft – wie ein klingenbewehrter Wirbelsturm, der alles in seinem Weg erbarmungslos niedermähte. Und es bremste wenig später seinen Schwung auch
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