Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)
die Grabkammer. Noch bevor sie eintraten, zückten sie ihre Waffen. Mia, Nogg und Olof übernahmen die Spitze, Snip und Bardinius hielten sich dahinter. Vorsichtig lugten sie in die Kammer hinein. Keine Seele war da – und auch kein Seelenloser. Erleichtert steckten sie ihre Waffen wieder weg und schauten sich in dem Raum um.
Ganz offensichtlich hatte in der Zwischenzeit noch jemand die Kammer besucht. Die Grabbeigaben lagen weit verstreut durch den ganzen Raum und waren teilweise zerbrochen. „Das stammt nicht von unserem Kampf.“, erläuterte der Nordmann. Snip ließ derweil seine Blicke ausgiebig schweifen. Doch er konnte mit Hilfe seines Monokels nichts Magisches unter den Dingen entdecken, die da überall herumlagen; auch wenn sich zweifelsohne einige schöne und wertvolle Stücke darunter befanden. Ihr Hauptaugenmerk galt aber dem Podest. Auch hier hatte sich etwas getan. Das Skelett lag nicht mehr oben drauf, sondern war auf der anderen Seite vom Podest gekippt. Dabei hatte es seinen Kopf eingebüßt, der nun verloren in einer Ecke lag. Auf den Rand des steinernen Podests schien jemand mit einem stumpfen Gegenstand eingeschlagen zu haben. Die Inschriften ließen sich nunmehr kaum noch lesen. „Da wollte wohl jemand Hinweise zerstören und Spuren verwischen.“, interpretierte Bardinius die vermeintlich sinnlose Zerstörung. Die anderen stimmten ihm zu.
Währenddessen machte Mia sich daran, den Raum auf versteckte Mechanismen zu untersuchen: Geheimfächer oder –türen, vielleicht auch Fallen. Man wusste ja nie. Nur zehn Minuten später wurde sie fündig. „Na, sieh einmal an.“, rief sie freudig aus, „Hier geht es weiter.“ Dabei deutete sie auf die gut getarnte Tür, die nun einen Spalt weit offen stand. „Helft mir mal, die Tür klemmt.“ Sofort waren Nogg und Olof zur Stelle und stemmten sich gemeinsam gegen die schwere Steintür. Mit einem lauten Kratzen bewegte sie sich langsam nach hinten und gab den Weg in einen weiteren Gang frei.
Neugierig schauten sie in den Gang hinein. Doch es war viel zu dunkel, um Näheres sehen zu können. Voller Tatendrang schnappte Olof sich eine Fackel und schickte sich an, den Gang zu betreten. „Moment!“, hielt Bardinius ihn zurück, „Lass uns das anders machen.“ Etwas irritiert schaute der Nordmann den Magier an, der seinem Drachen, der sich brav auf der Bardinius‘ Schulter niedergelassen hatte, sanft über den Rücken strich. ‚ Orbin, würdest du bitte? ‘ sprach er ihn im Geist an. Ohne auf weitere Erklärungen zu warten, spannte der Drache seine Flügel an und hob mit kräftigen Schlägen ab. Kurz darauf war er im Dunkel des Ganges verschwunden. „Er kann im Dunkeln sehen.“, erklärte der Magier Olof, der nach wie vor leicht verstört aus der Wäsche schaute. An diesen Drachen hatte er sich immer noch nicht gewöhnt.
Einige Minuten später kehrte Orbin zu ihnen zurück. Gemächlich landete er an seinem Lieblingsplatz auf der Schulter des Magiers. Dann berichtete er seinem Freund, der eifrig die Beobachtungen des Drachens an die anderen weitergab. „Der Gang scheint sehr lang zu sein. Orbin ist ihn eine Weile entlang geflogen, ohne auf etwas oder jemanden zu treffen. Aber der Gang geht danach noch weiter. Er ähnelt sehr dem, den wir heute schon herabgestiegen sind. Allerdings führt er wieder leicht bergauf.“ „Vielleicht ein zweiter Zugang zu dem Grab oder eine weitere Kammer?“, mutmaßte Snip. „Auf jeden Fall“, fuhr der Magier fort, „sollten wir uns auf einen längeren Marsch einstellen.“ Diese Nachricht entlockte keinem der Anwesenden große Begeisterung. Schließlich meldete Snip sich noch einmal zu Wort: „Wir sollten vorher besser ein paar Stunden schlafen und uns ausruhen. Wer weiß, wozu wir unsere Kräfte noch brauchen werden.“ Dieser Vorschlag stieß auf allgemeine Zustimmung. Also schlugen sie rasch ihr Lager auf, teilten Wachen ein und legten sich dann zum Schlafen.
Am nächsten Morgen ging es weiter. Der Gang entpuppte sich in der Tat fast als eine Kopie desjenigen, den sie gestern herabgestiegen waren. Nicht exakt, aber doch sehr ähnlich. In zügigem Tempo folgten sie seinem Verlauf. Nach einer Weile blieb Olof plötzlich stehen. „Habt ihr das auch gespürt?“, fragte er die anderen. „Was meinst du?“, gab Snip zurück. Und auch die anderen zuckten mit den Schultern. „Dieses leichte Kribbeln. Und ich meine auch ein kurzes Flimmern gesehen zu haben.“ Der Nordmann erinnerte sich an das Gefühl, dass
Weitere Kostenlose Bücher