Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)
ihn beim ersten Abstieg in das Grab schon einmal befallen hatte. „Ich habe nichts gespürt oder gesehen.“, sagte Mia und ging den Gang mehrmals auf und ab. „Nichts!“, wiederholte sie. Snip fokussierte die Umgebung durch sein Monokel. Aber da war nirgends ein rötliches Leuchten, das auf die Gegenwart von irgendwelcher Magie hingedeutet hätte. Und auch Bardinius und Orbin konnten nichts Außergewöhnliches ausmachen. „Vielleicht doch nur die Aufregung!“, suchte der Nordmann nach einer Erklärung.
Während der nächsten Stunde passierte absolut gar nichts. Stumpf folgten sie dem Gang, bis er sich schließlich auf einem kurzen Stück weitete. Diese Nische wies keine Türen auf. Und auch sonst gab es keine Einrichtung. Doch zu ihrer Rechten lagen die Überreste von vier Menschen. Nur mehr ihre Skelette waren übrig geblieben. Sie steckten in rostigen Rüstungen und trugen Helme auf den Totenschädeln, wie sie in den nördlichen Ländern in Gebrauch waren. Ihre Kleidung war längst verrottet. Neben den Leichen lagen drei Schwerter und eine Handaxt. Auch an den Waffen hatte der Zahn der Zeit genagt. Olof starrte die toten Nordmänner mit großen Augen an. Intuitiv kniete er neben ihnen nieder und sprach ein Gebet zu seinen Göttern. „Das sind – das waren Leute aus meinem Volk.“, sprach er nun das Offenkundige aus. Dann stutzte er für einen Moment. „Diese Rüstungen müssen sehr, sehr alt sein. Solch eine Fertigungsweise wird schon seit langem nicht mehr praktiziert.“, erklärte er, „Und die Muster sind mir völlig unbekannt.“
Mia hatte sich inzwischen auch hingekniet und untersuchte die sterblichen Überreste auf ihre Weise. „Ich kann keinerlei Gewaltanwendung feststellen. Es sieht fast so aus, als seien sie eines natürlichen Todes gestorben. Merkwürdig!“ „Na ja“, gab Snip mit einem Augenzwinkern zu bedenken, „selbst wenn jemand sie umgebracht hat. Nach so langer Zeit dürfte er wohl kaum selbst noch am Leben sein.“ Dennoch sahen sich die Schattensammler gewarnt und erhöhten ganz instinktiv ihre Aufmerksamkeit noch ein bisschen mehr.
Schließlich erreichten sie das Ende des Ganges. Oder um es genau zu sagen: Der Gang vor ihnen war verschüttet. Hier gab es kein Durchkommen. Zumindest sah es danach aus. „Verdammt!“, kam es Mia über die Lippen. Und auch die anderen dachten Ähnliches. „Wie kommen wir da jetzt durch?“ Keiner von ihnen hatte eine vernünftige Antwort parat. „Kannst du den Weg nicht freizaubern?“, fragte Olof an die Adresse von Bardinius. Der Magier war mächtig stolz darauf, dass der Nordmann ihm so etwas zutraute. Dennoch zierte er sich ein wenig mit der Antwort, während Snip leicht die Augen verdrehte. „Wisst ihr“, druckste Bardinius nun rum, „das ist ein komplizierter Zauber. Und wenn er misslingen sollte, dann kommen wir hier unten in größte Schwierigkeiten.“ Die anderen Schattenfänger nickten heftig. Sie kannten die Fehlerquote des Magiers und waren nicht scharf auf eine unkontrollierte Explosion mit Tonnen von Gestein über ihren Köpfen. „Aber es muss doch irgendeine Möglichkeit geben.“, drängte der Nordmann weiter. In Gedanken sah er schon die ganze Mission scheitern.
Da hatte der Magier doch noch seinen Geistesblitz. „Orbin könnte in den Spalt da vorne hineinfliegen und sich den Einsturz etwas näher ansehen.“ Das erschien immerhin besser als nichts. Also machte sich der Drache erneut auf den Weg. Aufgrund seiner winzigen Größe passte er auch in die engen Spalten, die beim Einsturz der Decke zwischen den Gesteinstrümmern entstanden waren. Mit seiner Fähigkeit, auch im Dunkeln zu sehen, konnte er sich die Struktur der Einsturzstelle genau ansehen und herausfinden, ob es vielleicht doch einen Weg hindurch gab. Wenig später kehrte er zur Gruppe zurück. „Der Einsturz geht ungefähr fünf Meter weit. Einige Stützbalken sind beschädigt worden. Wenn wir da herumräumen, lösen wir womöglich weitere Einstürze aus.“, gab Bardinius weiter, was der Drache ihm mitteilte. „Allerdings sieht es an der rechten Seite nicht so schlimm aus. Da befinden sich mehrere Lücken und Hohlräume, so dass wir nur einige Steine wegräumen müssten. Und wenn wir das vorsichtig anstellen, kommen wir da vielleicht durch.“ Mia schaute den Magier eindringlich an. „Vielleicht?“ Der wurde augenblicklich nervös – so wie immer, wenn Mia ihren strengen Blick aufsetzte. Das konnte er einfach nicht gut aushalten. „Tja“, meinte er
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