Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)
aus, dass unter den weiten Ärmeln ihrer Mäntel auch die anderen ihre Waffen griffbereit hielten. Die Sekunden zogen sich hin wie geschmolzener Käse. Dann endlich hatten die Dämonen sie erreicht. Ohne merklich langsamer zu werden oder sie auch nur eines Blickes zu würdigen, zog der Trupp an ihnen vorbei. Demütig richteten die Schattensammler ihre Blicke auf den Boden. Bloß nicht auffallen. Nogg gab ein paar genuschelte Worte von sich, die man durchaus als Gruß verstehen konnte, wenn man wollte. Der Anführer des Trupps nickte kurz und abgehackt in seine Richtung. Dann hatten die Dämonen sie auch schon passiert. „Vorwärts!“, kommandierte Nogg hastig, und die Schattensammler traten zurück auf den Weg, um möglichst schnell einen großen Abstand zwischen sich und die Dämonen zu bringen. Zugleich fiel ihnen ein Stein vom Herzen. Ihre Tarnung hatte gehalten. Das war eine wichtige Erkenntnis und machte Hoffnung für das, was sie erwartete – was auch immer das sein mochte.
„Da haben wir nochmal Glück gehabt!“, brachte Snip ihrer aller Gefühle auf den Punkt. Dann wandte er sich an Nogg. „Das hast du gut gemacht.“, lobte er den Ork. Der verzog sein Gesicht zu einem breiten Lächeln, was angesichts der Dämonenfratze, die er derzeit trug, ausgesprochen bedrohlich wirkte. Dennoch mussten sie alle innerlich lachen. „Dann lasst uns weiter marschieren. Vermutlich haben wir noch einen langen Weg vor uns.“ Snip steckte schon wieder mitten in der Anführerrolle drin. Dabei hatte er sich doch vorgenommen, sich zurückzuhalten. Der Plan erforderte es. Leicht verärgert gab er sich innerlich einen Ruck und nickte Nogg zu. Energisch stapfte der Ork los und bedeutete den anderen mit seinem Arm, dass sie ihm folgen sollten.
Weiter ging es über die endlose Ebene. Silbernes Gras, silberne Büsche, silberne Sträucher, silberne Bäume, silberne… Einer Peitsche gleich schnellte auf einmal ein tentakelartiger Ast von einem silberfarbenen Baum direkt auf Mia zu. Geistesgegenwärtig duckte sie sich unter dem Ast hindurch. Doch Rasmus, der neben ihr ging, war nicht so reaktionsschnell. Wuchtig traf ihn der Tentakel an der Brust. Der Schlag presste ihm regelrecht die Luft aus der Lunge und ließ ihn taumeln. Überrascht wollte er etwas sagen, doch da kam nichts. Es verschlug ihm im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache. Im selben Moment schossen weitere Tentakel von demselben Baum auf sie zu. Jeder so dick wie ein Unterarm. „Weg hier!“, schrie Nogg ihnen zu. Das ließen sich die anderen nicht zweimal sagen. Olof schnappte sich den immer noch schnaufenden Rasmus und warf ihn sich kurzerhand über die Schulter. Dann rannten sie ein Stück den Weg hinunter. Einfach nur weg von diesem Teufelsbaum. Hinter ihnen hieben und schnitten die Äste wild durch die Luft. Aber es gab für sie kein Ziel mehr in Reichweite. Glücklicherweise steckten Wurzeln des Baums tief in der Erde, so dass er nicht einfach loslaufen und sie nicht verfolgen konnte. Das wäre ja auch noch schöner gewesen: laufende Bäume. Wo gab’s denn so was?
Bald darauf erreichten sie einen Fluss. Bereits aus einiger Entfernung konnten sie sein leuchtend blaues Wasser sehen. Langsam plätscherte es vor sich hin und bildete einen angenehmen Kontrast zu dem ewigen Silber. Je näher die Schattensammler kamen, desto deutlicher vernahmen sie leise Stimmen, die vom Fluss her zu ihnen herüberwehten. Erst wenige, dann immer mehr. Als ob eine ganze Menschenmenge dort stand und alle wild und unkontrolliert durcheinander redeten. Neugierig hielten sie Ausschau. Aber keiner von ihnen konnte etwas entdecken. Nicht eine Seele – und auch keinen Seelenlosen. „Was ist das?“, fragte Mia leicht nervös. Sie mochte es nicht, wenn sie ihre potenziellen Gegner nicht sehen konnte. „Ich habe keine Ahnung.“, gab Snip ehrlich zu. Und auch die anderen zuckten mit ihren Schultern. Gebannt lauschten sie auf die Stimmen, in der Hoffnung, wenigstens etwas von dem zu verstehen, was sie sagten. „..so schmerzvoll…“, ließ sich da plötzlich vernehmen. „…tut so weh…“, sagte eine andere Stimme. „Nein, bitte nicht!“, schrie eine weitere mit flehendem Ton. Und auch in den anderen Stimmen schwangen Klage, Schmerz und Trauer mit. Wie ein vielstimmiger Chor des Jammers.
Langsam und mit der gebotenen Vorsicht näherten sich die Schattensammler dem Fluss, bereit jederzeit die versteckten Waffen zu zücken und auf einen Gegner loszugehen. Aber nichts geschah. Nur
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