Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)
Der Bluthund schaute angestrengt in die Weite des Ozeans hinaus. Ein mächtiger Fisch mit einem breiten Maul und langen spitzen Zähnen kam auf ihn zu geschwommen. Mindestens doppelt so groß wie er selbst. Alle anderen Fische machten sich kurzerhand aus dem Staub oder versteckten sich zwischen herumliegenden Felsen. Sie waren ja nicht lebensmüde. Aber den Bluthund beeindruckte das alles kein bisschen. Seelenruhig schwamm er weiter. Der große Fisch hatte sich inzwischen bis auf zwanzig Meter genähert. Langsam öffnete er sein Maul. Ohne Schwierigkeiten konnte er damit den Bluthund verschlingen.
Noch zehn Meter. Urplötzlich tauchte der Bluthund ab. Der Fisch strich scharf über ihn hinweg. Sein gähnender Rachen schnappte ins Leere. Mühsam bremste er ab und setzte zur Wende an. Mit seinen kalten Augen sondierte er die Gegend. Doch vom Bluthund keine Spur. Im gleichen Moment spürte er einen dumpfen Schlag gegen seine Unterseite. Etwas Scharfes drang durch seine Haut und tief in sein Fleisch ein. Kurz darauf kam auch das Schmerzgefühl im winzigen Hirn des großen Fisches an. Blut breitete sich im Wasser um ihn herum aus. Wütend wand sich der Fisch und versuchte das loszuwerden, was da in ihm steckte. Und es gelang.
Doch nur für einen kurzen Augenblick. Denn schon schlug der Bluthund erneut zu. Seine Klaue bohrte sie noch einmal tief in den Leib des Fisches. Und dieses Mal schlug er auch seine scharfen Zähne hinein. Das Fleisch schmeckte tranig. Kein Genuss! Dennoch schluckte er es hinunter, um gleich wieder zupacken zu können. Der Fisch geriet in Panik, schlug wild um sich. Aber er kam an den Bluthund nicht heran. Immer mehr Blut floss aus den Wunden – und mit ihm die Lebenskräfte des Meeresbewohners. Schließlich durchtrennten die messerscharfen Klauen des Bluthundes eine Hauptschlagader. Noch einmal bäumte sich der Riesenfisch auf. Dann wich auch das letzte Bisschen an Leben aus ihm. Tödlich verwundet sank er auf den Meeresgrund. Nun diente er den anderen Fischen als Futter. Verkehrte Welt.
Der Bluthund hingegen schwamm unbeirrt weiter. Dieser Kampf hatte ihm gefallen. Das machte Lust auf mehr. Und er wusste genau: Schon bald würde er mehr bekommen.
Kapitel 50
Die Brücke machte auf sie nicht gerade einen vertrauenserweckenden Eindruck. In einem dunkleren Blau gehalten als das Wasser im Fluss, stellte sie kaum mehr als einen einfachen Steg dar. Ohne Geländer oder sonstige Befestigung an den Seiten. Aus welchem Material sie bestand, konnte keiner von ihnen sagen. Nach Holz sah das nicht aus. Darüber hinaus bewegte sich die Brücke auch. In unregelmäßigen Abständen hob und senkte sie sich, als liefen Wellen durch ihre fremdartige Struktur. So stellte jeder Schritt auf diese Brücke bereits ein erhebliches Risiko dar – vorausgesetzt, das Wasser war tatsächlich gefährlich. Aber damit mussten sie zumindest rechnen. Unsicher schauten sich die Schattensammler an. „Und nun?“, fragte Mia, doch ein Blick in die Runde zeigte, dass sie von keinem der anderen eine wirklich konstruktive Antwort zu erwarten brauchte. „Vielleicht versuche ich es einfach mal.“, schlug sie schließlich vor und machte bereits einen Schritt auf die Brücke zu. Als hätte diese ihre Worte vernommen, bäumte sie sich auf wie ein wilder Mustang. Augenblicklich sprang Mia wieder zurück. Das war ihr dann doch zu heftig.
Frustriert setzten sie sich auf den Boden und legten erst einmal eine Pause ein. Schließlich waren sie schon seit etlichen Stunden auf den Beinen. Nachdem sie sich auch ein wenig gestärkt hatten, kam Bardinius eine Idee. „Vielleicht ist die Brücke ja ein lebendes Wesen.“, warf er seine Vermutung in die Runde, „Dann könnten wir eventuell mit ihr kommunizieren.“ Die anderen schauten ihn entgeistert an. Nur Snip nickte leicht. „Ja, das könnte sein.“, bestätigte er die Idee des Magiers. „Aber wie nehmen wir dann den Kontakt auf?“ „Warum sprechen wir sie nicht einfach an?“, schlug Mia schließlich vor, obwohl sie keineswegs von den Gedankengängen des Magiers überzeugt war. Eine lebendige Brücke…
In der Folge versuchten die Schattensammler, die Brücke auf allen Sprachen anzusprechen, die sie beherrschten. Und das waren nicht gerade wenige. Doch von dort kam keine Antwort. Schließlich blieb noch eine Möglichkeit: Telepathie. Bardinius wusste, dass auch Dämonen mitunter darauf zurückgriffen. Vielleicht klappte es ja auch bei der Brücke. Also bat er Orbin, seine
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