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Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)

Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)

Titel: Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Muther , Urs Muther
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die Stimmen drangen immer mehr und immer stärker auf sie ein. Sie schienen direkt aus dem Wasser zu kommen. Und tatsächlich, Bardinius meinte, für einen Moment etwas im Wasser gesehen zu haben. Mehr eine Spiegelung denn ein reales Wesen. Nun sah es auch Mia – und die anderen mit ihr. Wie kleine helle Schatten blitzte es immer wieder in den blauen Wellen auf. Wesen ohne feste Form, nebelhaft. Manchmal tauchten Gesichter darin auf, mit traurigen Augen und weit aufgerissenen Mündern, denen die jammernden Worte entströmten, die sie die ganze Zeit über hörten.
    Der Schmerz und die Pein in ihren Worten ließen sich fast physisch greifen. Wie eine dunkle Wolke aus Schwermut senkten sie sich auf die Menschen und Grünhäute und drückten ihre Stimmung. Erinnerungen kamen hoch. Erinnerungen an schmerzhafte Erfahrungen und Erlebnisse. Es fühlte sich an, als erlebten sie alles noch einmal. Das tat weh und wühlte sie alle auf. Selbst Nogg liefen Tränen aus den Augenwinkeln. Und je mehr sie der Schmerz in Beschlag nahm, desto größer wurde der Drang, einfach mit einzustimmen in den Jammerchor. Den Schmerz herauszulassen, eins zu werden mit den schreienden Seelen da unten im Fluss. Wie schön, wie erlösend wäre das! Instinktiv und ohne es zu merken, traten sie alle ein paar Schritte näher heran an den Fluss. Wie herrlich das Wasser doch leuchtete. So blau. So einladend. Alle Sorgen, aller Kummer würden darin verschwinden – einfach untergehen. Zwei, drei Schritte noch…
    Nun wurde es Orbin zu bunt. Auf ihn machen diese merkwürdigen Stimmen nämlich keinen Eindruck. Aber er spürte nur zu deutlich, dass die Menschen und sogar die Grünhäute davon völlig in den Bann gezogen wurden. Telepathisch hatte er Kontakt zu Bardinius aufgenommen. Doch der Magier reagierte nicht. Schmerz und Sehnsucht deckten alles andere zu. Also schlüpfte der Drache kurzerhand aus dem Beutel, in dem er sich die ganze Zeit über aufgehalten hatte, schwang sich in die Luft und flog einen kleinen Bogen. Mit vollem Tempo hielt er auf Bardinius zu – direkt auf seine Magengegend. Im letzten Moment drehte er sich zur Seite, dann krachte er polternd in seinen Freund hinein. Erschreckt schrie der auf – und spürte den diesmal körperlichen Schmerz in seinem Magen. Schlagartig fand er sich auf dem Boden der Realität wieder. Die lockenden Stimmen waren ausgeschaltet. Orbin setzte derweil zum nächsten Flug an. Diesmal sollte Snip an der Reihe sein. Bardinius schaute sich irritiert um. Dann verstand er, was vor sich ging. Schnell packte er Olof an den Schultern, der neben ihm stand und auf das Wasser starrte. „Hey, komm zu dir!“, rief er ihm ins Ohr, während er ihn schüttelte. Da krachte auch schon der Drache in den Goblin und brachte ihn zu Fall. Strike!
    Kurz darauf standen sie alle ein wenig bedröppelt an dem Fluss und versuchten zu begreifen, was da gerade mit ihnen geschehen war. Die Erinnerungen wirkten noch nach. Nicht mehr so stark wie vorher, aber sie konnten sie noch deutlich spüren. „Wir sollten zusehen, dass wir den Fluss überqueren.“, schlug Bernhard vor. Und alle stimmten ihm heftig  zu. Fragte sich nur, auf welche Weise. Denn keiner von ihnen hatte Lust darauf, einen Fuß in das Wasser zu setzen. Nicht nach dieser Erfahrung. Sie brauchten eine Brücke. Also spazierten sie den Fluss entlang und staunten einmal mehr darüber, was für eine verrückte Welt dies doch war.

Kapitel 49
     
    Mit großen Augen glotzten ihn allerlei Fische und Schalentiere an. So etwas hatten sie wohl noch nie zu Gesicht bekommen. Hier unten am Meeresgrund ging es ruhig zu – vor allem in dieser Jahreszeit. Hoch über ihnen war alles zugefroren. Die Fischer hatten ihre Arbeit eingestellt. Und auch hier unten lähmte die Kälte alles. Nur ihn störte das nicht. Die kurzen Beine und vor allem sein langer Schwanz trieben ihn mit kraftvollen Bewegungen durch das eisige Wasser. Seine Natur ermöglichte es ihm, auch im Wasser zu atmen.
    Die Fährte seiner Beute ließ sich hier unten nur sehr schwer wahrnehmen. Das Wasser bewahrte die Spuren nicht so sorgfältig auf wie fester Boden. Es floss – und mit ihm gingen auch die Spuren dahin. Aber der Bluthund gehörte zu den Besten seines Faches. Selbst der kleinste Hauch reichte ihm aus. Und davon gab es einige. Also schwamm er weiter, trieb sich schlängelnd durch das Wasser. Unnachgiebig. Unaufhaltsam.
    Da näherte sich auf einmal ein großer Schatten. Schnell und bedrohlich hielt er auf ihn zu.

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