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Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Brendt
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am Schlimmsten erwischte, litt immer noch, aber er hatte gelernt, damit umzugehen. Vieles, worauf die WOs vor Wochen noch achten mussten, geschah jetzt von selbst. Die ausgestandene Gefahr und die See selbst hatten mehr aus ihnen gemacht als nur gut ausgebildete Fachleute – eine Besatzung.
    Von Hassel beobachtete seine Männer und konnte seine Zufriedenheit nicht ganz unterdrücken. Es gab immer noch viel zu tun, aber für welche Besatzung galt das nicht? Abgesehen von Wilhelm Hochhuth hätte er im Augenblick keinen einzigen seiner Männer austauschen wollen. Nur Hochhuth ...
    Nachdenklich sah er sich in seinem engen Kabuff um. Das Boot bockte immer noch etwas im Seegang, aber es war bereits am Abflauen. Wieder griff er zu der Personalakte und blätterte darin. Rund herum erklangen Stimmen, Musik klang aus den Lautsprechern und irgendwo klapperte Geschirr. Alles zusammen machte das Gefühl von U-Boot aus. Aber er war in seinem Kabuff, getrennt durch einen Vorhang, so alleine, wie man nur sein konnte, an Bord eines Bootes. Abgesehen vielleicht auf Wache achtern im E-Maschinenraum. Willi Hochhuth, ein verdienter Mann. In Wirklichkeit brauchte er die Akte nicht, er erinnerte sich an so viele kleine Szenen. Hochhuth war bereits auf seinem alten Einbaum dabei gewesen. Ein Wunder, dass er damals noch aus dem kleinen Maschinenraum gekommen war.
    »Verzeihung, wenn ich störe, Herr Kaleun!«
    Von Hassel blickte auf und nickte seinem IWO zu. »Kommen Sie rein. Ich hadere gerade mit mir selber.«
    Oberleutnant Hentrich quetschte sich in das enge Kabuff und setzte sich auf die Koje. Mit einer kurzen Geste deutete er auf das aufgeschlagene Kriegstagebuch. »Die Verfolgung durch die Tommies, die neuen Ortungsgeräte?«
    »Wir wissen es nicht genau, aber alles sieht danach aus!« Von Hassel nickte langsam. »Sollten Sie jemals Kommandant werden, dann sehen Sie zu, dass der Papierkram Sie nicht auffrisst!« Mit einer abrupten Handbewegung schloss er das KTB. »Was haben Sie auf dem Herzen, Hentrich?«
    »Die Funker kriegen gerade Radio Norddeich rein. Ich habe es zufällig mitbekommen und ihnen erstmal Stillschweigen befohlen!«
    Der Kommandant spürte, das etwas Ernstes passiert sein musste. Nicht hier in ihrer kleinen Welt sondern draußen, im richtigen Leben, dass sie alle umfing aber doch so weit weg zu sein schien. »Was ist passiert?«
    »Radio Norddeich auf Langwelle. Sie sagen nichts genaues, nur, dass deutsche Streitkräfte gestern in Norwegen gelandet sind. Auch Dänemark scheint angegriffen zu werden.«
    »Norwegen und Dänemark also?« Von Hassel wunderte sich, wie ruhig seine Stimme klang. Also ein Angriff auf die Erzversorgung. Es war logisch. Entweder die Engländer oder die Deutschen, einer hatte zuschlagen müssen um den anderen von der Erzversorgung abzuschneiden. Es war nur die Frage gewesen, wer.
    »Norwegen? Das ist ein verdammt dicker Brocken für die Marine. Gibt es schon erste Berichte über Verluste?«
    »Bisher noch nichts, Herr Kaleun!«
    Der Kommandant nickte nachdenklich. »Die Funker sollen dran bleiben. Vielleicht bringen die englischen Sender auch etwas darüber.« Er schielte auf den Kalender. 10.April 1940. Ein Datum, dass die Geschichte sich merken würde. Falls England den Krieg gewinnen sollte, würde man es einen Überfall nennen, falls Deutschland gewinnen sollte, eine notwendige Kriegshandlung. Es wäre nicht anders, wenn England zuerst zugeschlagen hätte. Geschichtsbücher werden von den Siegern geschrieben. Mühsam schüttelte er die trüben Gedanken ab. »Halten Sie mich auf dem Laufenden, Oberleutnant. Ich denke, dann wird es bald auch neue Befehle für uns geben.«
    Hentrich nickte. Zögernd stand er auf und blickte den Kommandanten an. »Jawoll, Herr Kaleun! Ich, ... ich wollte fragen, was Sie wegen Hochhuth schreiben werden?«
    Von Hassel zuckte mit den Schultern: »Er hat bei einem Angriff durchgedreht und das ganze Boot gefährdet!«
    Der IWO senkte den Kopf. »Das bedeutet Kriegsgericht. In Friedenszeiten hätte man ihn einfach entlassen, aber nicht im Krieg!«
    Zorn stieg in von Hassel auf: »Ja, wir haben Krieg. Ich weiß das! Es wäre einfach, etwas anderes zu schreiben, wir wissen das beide. Und es wäre einfach, dass herauszubekommen, das wissen wir auch beide.« Er hielt inne. »Nein, das ist nicht das Schwierige. Wenn ich etwas anderes schreibe, was schreibe ich dann beim Nächsten und beim Übernächsten?«
    »Ich weiß, Herr Kaleun. Ich denke immer darüber nach, was ich

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