Brennender Stahl (von Hassel)
was aber nicht bedeutete, es würde nicht irgendwie muffig schmecken. Bratwürstchen mit Makkaroni. Der Krieg würde ihm wirklich lange vorkommen.
Er blickte auf und grinste: »Spüre ich da eine gewisse Neugier?«
»Nur ein Bisschen, Herr Kaleun!« Rudi Schneider erwiderte das Grinsen.
»Na, dann sollte ich das Geheimnis wohl lüften!« Er schnitt ein Stück der Wurst ab und steckte es geruhsam in den Mund. Die Offiziere platzten beinahe vor Ungeduld. Endlich, nachdem er runtergeschluckt hatte, nickte er. »Na gut, Spaß bei Seite! Es wird interessant.« Er erwiderte ihne Blicke. »Der Norweger hat mir verraten, dass die Tommies einen Geleitzug von Südafrika her erwarten. Truppentransporter, Frachter mit Waffen und Munition. In Freetown warten bereits weitere Schiffe die sich dem Geleit anschließen sollen.«
Oberleutnant Wegemann verzog das Gesicht: »Bei so einem wichtigen Geleit werden die Tommies alles an Bewachern einsetzen, was sie haben!«
»So viel ist das auch nicht. Das Geleit kommt nur von einem Kriegsschiff begleitet von Südafrika. Kein Wunder, denn die Tommies haben da unten ja mit keiner Bedrohung zu rechnen. Also wird die eigentliche Sicherung erst hier das Geleit übernehmen.«
»Oh nein!«, Rudi Schneider sah den Kommandanten fragend an.
»Oh doch!« Von Hassel nickte grimmig, »Genau die!«
Oberleutnant Hentrich blickte den IIWO von der Seite an. »Also ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, Herr Leutnant, aber ich glaube, wir haben noch eine Rechnung mit den Burschen offen!«
Der LI legte seine Stirn in sorgenvolle Falten. »Moment mal! Die gleichen mit denen wir uns vor ein paar Tagen herumgeschlagen haben? Die hatten alles an ASDIC, was man sich nur vorstellen kann und mehr! Das ...«, er brach ab.
Von Hassel nickte ruhig. »Ja, das kann ins Auge gehen, ich weiß!« Er lächelte: »Andererseits wissen wir, mit wem wir es zu tun haben, während sie sich hier noch sicher fühlen. Sie glauben immerhin, sie haben uns versenkt. Ärger werden sie erst weiter im Norden erwarten, etwa ab Gibraltar.«
Oberleutnant Wegemann sah seinen Kommandanten prüfend an. »Also Truppentransporter, Frachter und Tanker? Ein gelungener Angriff kann so viele Schäden anrichten, wie eine gewonnene Schlacht zu Lande. Ist es das, was Sie uns sagen wollen?«
»Wir sind hier um Schiffe zu versenken!« Von Hassel zuckte mit den Schultern. »Bisher waren wir damit noch nicht sehr erfolgreich. Es wird Zeit, etwas für unsere Bilanz zu tun. Außerdem will ich die ganzen Aale nicht wieder heimschippern!«
Rudi Schneider nickte langsam. »Achtzehn Aale, das bedeutet drei oder vier Angriffe. Verstehe ich Sie richtig, Herr Kaleun?«
Der Kommandant nickte gelassen. »Richtig, aber dieses Mal werden wir uns den Spielplatz aussuchen! Kein langes Gedöns, rein, umlegen wieder raus!«
Der IIWO begann zu begreifen: »Sie wollen in das Geleit? Bei Nacht?« Er begann zu grinsen. »Mein Gott, sowie die ersten Frachter sinken, werden sie anfangen zu suchen, und alles, was sie finden ...«
»Richtig,«, von Hassel lächelte, »wenn erst einmal zwei oder drei Schiffe sinken, werden sie kaum noch in der Lage sein, die sinkenden Schiffe und ein getauchtes U-Boot zu unterscheiden. Alles, was wir brauchen, ist eine dunkle Nacht.« Er wandte sich wieder seiner Mahlzeit zu: »Also dann, meine Herren, wir haben eine Verabredung!«
33.Seetag – Jäger und Gejagte
Die Männer der Emerald starben. Sie starben, weil Krieg war, und sie starben ohne Würde weil der Krieg auf See nur wenig Raum für Würde lässt. Die beiden Torpedos trafen das Schiff ziemlich genau um Mitternacht, als viele der Männer für den Wachwechsel auf ihren Stationen waren. Doch was normalerweise eine bessere Überlebenschance bedeutet hätte, bedeutete auf einem Tanker nur einen noch schrecklicheren Tod.
Das Maschinenpersonal starb als erstes. Der große Maschinenraum mit seinem Geruch nach Öldämpfen und laufenden Maschinen, erfüllt vom Stampfen der schweren Kolbenmaschinen und der Hitze, die sie ausstrahlten, verwandelte sich nach dem Treffer von einem metallen blitzenden Wunderland der Ingenieurskunst in ein tödliches Inferno. Die Ladung im Gefechtskopf des Torpedos riss ein Loch von mehreren Metern in die knapp halbzölligen Stahlplatten durch das die See hineinstürzte wie eine glasig grüne Wand.
Der Alptraum aller Schiffsmaschinisten wurde Wirklichkeit, als sie versuchten, von den unteren Plattformen nach oben zu flüchten, verfolgt von
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