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Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Brendt
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an Ihrer Stelle schreiben würde, aber ich weiß es nicht!« Er zuckte mit den Schultern. »Vielleicht, ... aber man könnte ihn nie wieder auf einem U-Boot einsetzen.«
    Von Hassel sah ihn an. »Nein, und deswegen geht gar nichts schreiben auch nicht. Ich würde damit wissentlich jeden Mann an Bord dieses oder eines anderen Bootes gefährden. Habe ich etwa das Recht dazu?«
    »Nein!« Oberleutnant Hentrich wich seinem Blick nicht aus. »Nein, natürlich nicht. Aber er ist krank, kein Feigling.«
    »Würden Sie das schreiben?«
    Oberleutnant Hentrich nickte entschlossen: »Ja, das würde ich!« Er sah sich kurz um, aber niemand war in der nahen Offiziersmesse. »Ich glaube, dieser Krieg wird noch lange dauern und er wird brutaler werden, als wir es uns alle vorstellen können. Das ist erst der Anfang. Begründen sie es damit, dass der Mann nicht mehr U-Boot-tauglich ist.«
    Von Hassel sah ihn sinnend an. »Soweit ich von den Storvikken gehört habe, hat er dort noch kein Wort gesprochen. Er starrt nur hinaus auf die See.« Der Kommandant lächelte gequält. »Ja, nicht U-Boot-tauglich, nicht kriegstauglich. Wir alle haben schon einmal über den Tod nachgedacht, aber an diese andere Möglichkeit denkt man nie.« Er spürte den Schauer. Es war einfacher als man meinte, über die Grenze zu treiben. »Also gut, so machen wir es!«
    »Sehr gut, Herr Kaleun! Danke!«
    »Schon gut!« Der Kommandant holte tief Luft. »Morgen, wenn der Seegang nachlässt, werden wir beginnen, Öl zu übernehmen. Wird ein hartes Stück Arbeit werden, aber der LI versichert mir, dass es an Bord der Storvikken genug Schläuche gibt. Eigentlich sind die Dinger zum Feuer löschen, aber sie werden wohl durchhalten. Sie werden das Boot übernehmen, weil ich mich mit dem Kapitän unterhalten muss. Er ist jetzt nicht mehr ein Neutraler, der Bannware transportiert hat, jetzt ist er ein Feind. Einfach so von Heute auf Morgen.«
    »Wir leben halt in einer verrückten Welt, Herr Kaleun!«
    Von Hassel nickte und angelte nach seiner Mütze. »Da haben Sie ein wahres Wort gesprochen, IWO!«
     
    Der nächste Tag verging mit der Ölübernahme. Wie von Hassel bereits prophezeit hatte, wurde es kein einfaches Manöver, denn U-Boot und Tanker wurden vom Wind immer wieder in unterschiedliche Lagen gedrückt sowie die Maschinen abgestellt wurden. Zum Schluss schleppte der Tanker U-68 einfach mit kleiner Fahrt hinter sich her. Es lief mehr Öl aus als in die Bunker des U-Bootes gelangten, aber das war egal. Öl hatten sie jetzt genug für eine ganze Flottille.
    Am Abend war U-68 wieder ausreichend beölt und die Leinen wurden losgeworfen. Der Kommandant wurde von einem Boot der Storvikken zurückgebracht. Nach einigen kurzen Signalsprüchen trennten sich die beiden ungleichen Gefährten wieder. Viele Männer kamen noch einmal nach oben, um vom Wintergarten aus einen Blick auf die entschwindende Storvikken zu werfen. Das Schiff wurde als Prise in die Heimat geschickt, ein langer und gefährlicher Weg, der es weit nach Norden und durch die Dänemarkstraße führen würde. Sie selbst hatten einen ähnlichen Weg genommen und würden ihn auch auf dem eigenen Rückmarsch nehmen müssen, aber, wie jemand richtig feststellte: Der Tanker konnte bei Gefahr nicht einfach wegtauchen. Die Männer auf dem Schiff würden also für schlechtes Wetter beten müssen. Jetzt, Mitte April oder gar Ende des Monats, wenn sie die englische Blockade erreichten – da würde das wirklich an ein Wunder grenzen.
    U-68 blieb noch im Operationsgebiet. Achtzehn Torpedos, drei volle Armierungen, warteten noch auf Ziele. Die Reparaturen waren soweit abgeschlossen und auch wenn noch nicht alles perfekt war, so waren die Männer doch alle gespannt, was der Alte als Nächstes vorhatte. Sie hatten U-68 sowieso noch nie »perfekt« erlebt. Es war immer irgendetwas kaputt, dabei kaputtzugehen oder funktionierte einfach nicht so, wie es gedacht war. Aber wenn es drauf ankam, hatte das Boot sie noch nie im Stich gelassen, darauf kam es an. Es mochte seine Mucken haben, aber es war ein »glückhaftes« Boot. An ihnen würde es liegen, es auch zu einem »erfolgreichen« Boot zu machen.
     
    »Ich habe mit dem Kapitän des Tankers gesprochen!«, von Hassel lächelte bei der Erinnerung, »Noch bevor ich ihm sagte, dass wir jetzt im Krieg miteinander sind.«
    Die Offiziere beugten sich vor und lauschten neugierig. Aber der Alte nahm sich erst einmal Zeit, sein Bratwürstchen näher zu begutachten. Aus der Dose,

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