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Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Brendt
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bereits über dreißig, fast vierzig Striche. Ein Lattenzaun aus Wasserbomben!
    Die beiden Ladungen explodierten querab, aber ein Stück über dem Boot. Wieder einmal wurden sie durchgeschüttelt. In einem Schapp des Smuts zerbrach die letzte Flasche Korn und die letzten verbliebenen Bierflaschen gingen ebenfalls den Weg allen Irdischen. Schäumend verschwand das kostbare Gebräu in der Bilge. Achtern sickerte immer noch Wasser durch die Wellendichtung, aber sie wagten es nicht, eine Pumpe laufen zu lassen. Doch das waren Lappalien. Die Wabos lagen nicht besonders nahe.
    Wieder erklangen Schrauben und dieses Mal sehr langsam. Von Hassel entspannte sich etwas und nickte seinem IWO zu, der ihm gegenüber am Karttisch lehnte »Er ist zu langsam, er kann nicht werfen weil er Angst hat, es reißt ihm den eigenen Arsch weg!«
    Oberleutnant Hentrich zwang sich zu einem Grinsen. »Das wäre es fast wert, Herr Kaleun!«
    Aber trotz der kleinen Witze, wussten sie, wenn der Tommy werfen würde, würde er sie irgendwann treffen. Sie saßen mit einem unklaren Boot im Schlamm fest und konnten nichts dagegen tun. Nur abwarten.
     
    Oben an der Oberfläche zuckten Lichtblitze hin und her. Die Signale zwischen den Schiffen verrieten die Unsicherheit. Die Jerries hatten nicht einmal gezuckt, als Sorceress zwei Wabos testweise geworfen hatte. Und Farlane, die andere Sloop fand immer noch Öl, aber keine Wrackteile oder gar Leichenteile. Das wäre ein endgültiger Beweis gewesen, aber es war dunkel, trotz Mondlicht. Farlane versuchte es mit einem Scheinwerfer, aber selbst als jemand rief, er würde etwas sehen, erwies es sich als unmöglich, den Scheinwerferkegel auf die gleiche Stelle gerichtet zu halten und gleichzeitig mit dem Schiff zu manövrieren. Unsicher kreisten die Engländer. Aber als der Morgen graute, waren der Ölteppich und all die schaurigen Dinge, die in ihm verborgen gewesen sein mochten, bereits abgetrieben. Nur auf dem Grund fanden sie immer noch das Echo eines Stahlkörpers. Selbst als sei weitere Bomben warfen, bewegte sich überhaupt nichts.
    Endlich befahl der älteste Offizier an Bord von HMS Warlock zurückzukehren nach Freetown. Die Deutschen waren erledigt. So gute Nerven hatten nur Tote. Mochte das Boot dort unten bis in alle Ewigkeit als rostendes Grab liegen bleiben!
    Nicht wenige der Männer auf den britischen Schiffen versuchten instinktiv, sich vorzustellen, wie es sein würde, zweihundert Meter tief am Grund zu liegen, ohne Chance auf Rettung. Es war ein grausiger Gedanke. Ein Gedanke, der den Sieg weniger großartig erscheinen ließ. Dieses Mal hatte es die Deutschen erwischt, nächstes Mal waren vielleicht sie selbst dran. Der Jubel hielt sich jedenfalls in Grenzen.
     
    Es war eine lange Nacht für die Besatzung von U-68. Sie konnten sich nicht bewegen, mussten sich verstecken und vor allem jedes überflüssige Geräusch meiden. Sie waren wie Ratten in einem Loch vor dem ein Hund lauerte. Kellerratten, wie jemand treffend flüsterte.
    Durch das winzige Leck rann Wasser hinein, durch die Wellendichtung ebenfalls. Nur tropfenweise, aber über die Stunden sammelten sich die Tropfen zu Litern, die Liter zu Eimern und mehr. Auch andere Dichtungen hielten nicht mehr. Aus dem Schacht des Luftzielsehrohrs liefen ebenfalls Rinnsale und eine Stopfbuchse machte Wasser. Es gab einige weitere Stellen, an denen Wasser eindrang. Nicht viel und nicht direkt besorgniserregend. Aber alles sammelte sich in dem Bilgen und sie konnten unmöglich die Lenzpumpen laufen lassen. Also mussten sie die Hände in den Schoß legen und warten. Bis die Tommies die Lust verloren oder sie keine andere Wahl mehr hatten.
    Und immer wieder hörten sie die Schrauben der Kriegsschiffe dort oben. Keiner wusste, was die Tommies da oben trieben, sie schienen einfach nur zu kreisen. Auch das Ping des ASDICS verfolgte sie. Die Tommies mussten doch genau wissen, wo sie waren? Warum kamen sie nicht und brachten es zu Ende?
    Aber die Tommies kamen nicht. Nach endlosen Stunden des Wartens wurden sie zum letzten Mal überlaufen und dann verhallten die Schraubengeräusche einfach in der Ferne. Das war es, weiter nichts. Als hätten die Jäger plötzlich die Lust verloren. Ein irrwitziger Gedanke. Nach etwas mehr als zwei Stunden verlor auch Rückert die Maschinen der Kriegsschiffe aus dem GHG. Steif richtete er sich auf und sah auf die Uhr. Es war kurz nach acht Uhr Morgens. Vor rund neun Stunden waren sie getaucht. Die Luft im Boot war verbraucht,

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