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Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Brendt
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nicht fertig, die Füße anzuziehen. Er konnte nur zusehen, wie das Wasser langsam aber unaufhaltsam stieg. Sicherungen knallten heraus und die Maschinen blieben von alleine stehen.
    Alle seine Gedanken mussten sich durch sein gelähmtes Hirn quälen wie durch einen dicken Brei. Die Zentrale wollte irgendwas. Es war Zeit auszusteigen! Raus aus den Klamotten, die ihn nur nach unten ziehen würden, dann rein in den Tauchretter. Sie hatten das Anlegen tausend Mal geübt. Er konnte es auch, ohne nachzudenken. Ohne, dass es ihm selber bewusst wurde, hatte er sich aufgerichtet, ausgezogen und den Tauchretter angelegt.
    Das Schott zum Dieselmaschinenraum sprang auf! Der IIWO starrte verdutzt auf den nackten Maschinisten: »Was zum Teufel, ...«
    Der Mann, der einst Willi Hochhuth gewesen war, stieß ihn zur Seite. Heulend rannte er nach vorne. Eine Stimme in seinem Kopf schrie immer wieder: »Raus! Du mußt hier raus!« Das Zentraleluk! Das war seine Fahrkarte ins Leben, die Zentrale, dann der Schacht und das helle Licht am Ende des Tunnels, die Oberfläche! Er stieß Männer zur Seite, die ihn aufhalten wollten. Hände griffen nach ihm. Er heulte laute, schlug um sich. Sie wollten ihn holen, die, die er damals zur Seite gestoßen hatte. »Mörder!« Er wusste nicht, wer es gerufen hatte. Er kam auch nicht mehr dazu, darüber nachzudenken. Ein Schlag traf ihn am Schädel. Sie hatten ihn! Er würde für immer mit ihnen festsitzen in diesem stählernen Sarg! Dann wurde es endlich dunkel!
     
    Von Hassel räusperte sich. »Ich weiß nicht, ob ich es wissen will, aber was ist hier los?«
    »Wellendichtung macht Wasser, Herr Kaleun!« Rudi Schneider kam von achtern. Er warf einen kurzen Blick auf den bewusstlosen Hochhuth und den Bootsmann, der immer noch den Schraubenschlüssel in der Hand hielt. »Gute Arbeit, Schmadding. Besser Sie binden ihn irgendwo fest und knebeln ihn, bevor er wieder wach wird.« Er atmete tief durch. »Blechkoller. Er hat einfach da drinnen gehockt. Als ich kam, hatte er sich schon in seinen Tauchretter geworfen!« Schneider grinste zerknautscht. »Na ja, eben nur in seinen Tauchretter!«
    Von Hassel seufzte. »Wie sieht es achtern aus?«
    »Berger hat sich drum gekümmert. Hat mit seinen Kumpels die Manschette so festgezogen, wie es geht. Aber die Steuerbordwelle wird ganz schön arbeiten müssen. Könnte sein, dass sie verzogen ist.«
    Die beiden Männer blickten gleichzeitig zur gerundeten Decke, als wieder ein Ping die Hülle traf.
    »Na dann mal zu!« Von Hassel wandte sich ab und ging in die Zentrale zurück.
    Rudi Schneider sah auf den immer noch bewusstlosen Elektriker hinab: »Dann sehen wir mal zu, dass er keinen Lärm macht! Fassen Sie mal mit an, Schmadding!«
     
    Oben auf dem Meer kreisten wieder die Kriegsschiffe. Die Männer auf den Decks hatten das Öl gerochen. Sie wussten, der Gegner war schwer getroffen. Wie schwer? Sie konnten immer noch etwas Hartes am Grund des Meeres einpeilen. Zweihundert Meter tief. Die Impulse, die sie zurückbekamen waren unklar, irgendwie verwaschen, soweit man bei einem Ton von verwaschen reden konnte. Aber der Feind bewegte sich nicht mehr. Öl war an die Oberfläche gequollen. Das musste doch einen Treffer bedeuten? Sie mussten die verdammte Nazi-Röhre doch umgelegt haben, oder nicht?
    Vorsichtig näherte sich eine der Sloops der Stelle des letzten Angriffs. Sie fuhr langsamer, aber immer bereit, wieder Dampf aufzumachen, wenn das U-Boot sich plötzlich von Grund lösen sollte. Im Hintergrund stand Warlock bereit, sich sofort wieder auf den Feind zu stürzen, sollte der Lebenszeichen zeigen.
    Langsam, als würde sie sich anpirschen, kam das kleine Kriegsschiff näher, genau inmitten des Ölteppichs, der sich gebildet hat. Die Männer verzogen die Gesichter. Sie kannten den Geruch. Er weckte Erinnerungen an eigene Schiffe, die gesunken waren. An Ölteppiche und sterbende Männer, denen Öl in die Lunge geraten war. Niemand würde vergessen, wie es sich anhörte, wenn sie sich das Leben aus dem Leib husteten. Für die Männer der HMS Sorceress war es der Geruch des Todes, sie kannten es nicht mehr anders.
     
    Unten im Boot schwiegen die Männer. Selbst der Elektro-Willi hatte aufgehört zu toben. Alle starrten nur aus weit aufgerissenen Augen zur Decke. Das Schraubengeräusch des englischen Kriegsschiffes war laut, bedrohlich, aber es war auch anders als vor dem letzten Angriff.
    »Wasserbomben!«, Rückert machte zwei Striche auf seiner Tafel. Insgesamt

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