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Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Brendt
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pikant gemacht hatte, war, dass die beiden Schiffe einem versehentlichen Angriff der deutschen Luftwaffe zum Opfer gefallen war, die sich damit bisher in diesem Krieg als effektiver erwiesen hatte, als die RAF. Nun, es war nicht das erste Mal gewesen, es war nur das erste Mal, dass die Flieger getroffen hatten.
    Für die Seeleute war die Sache klar: »Da haben die Flieger vom Dicken mal wieder Scheiße gebaut!« Aber in Wirklichkeit lagen die Dinge wie immer komplizierter. Nur für die U-Boote bedeutete es, tauchen, sowie ein Flieger auftauchte, denn ob Deutsch oder Englisch, ein Freund war es bestimmt nicht.
    »Na ja, es soll da eine Unklarheit mit dem ES gegeben haben und unsere Flieger wissen ja bekanntlich nicht einmal, wie ein deutscher Zerstörer aussieht!«, von Hassel verzog angewidert das Gesicht. Die Luftwaffe hatte ja noch nie bei der Marine einen besonderen Ruf genossen.
    Schneider grinste trocken: »Na toll! Dann kann man ja von Glück sagen, dass wir es hier nur mit Tommies zu tun haben. Die haben ja wenigstens eine gewisse Berechtigung, mit Bomben nach uns zu schmeißen!«
    Der Kommandant stutzte und lachte auf: »Na, dann ist ja alles in Ordnung, IIWO. Nur sagen Sie das Burschen nicht, die machen das wohlmöglich.«
    Aus dem Turmluk klang ein Ruf herauf: »Frage: Zwei Mann nach oben?«
    Schneider sah den Kommandanten fragend an.
    Von Hassel blickte sich um. Die Sicht war gut. Langsam nickte er: »Meinetwegen!«
    Es war das übliche Ritual. Die Männer kamen nach oben um im Wintergarten auszutreten. Kein Wunder, bei einer Toilette für fast fünfzig Männer. Trotzdem war es natürlich nicht gut, den ganzen Wintergarten voller pinkelnder Männer zu haben, wenn man mal schnell in den Keller musste. Also kamen sie nacheinander. Auch frische Luft war ein Luxus, der auf einem U-Boot streng rationiert war.
    Die Morgenwache zog sich etwas hin, aber es geschah gar nichts. Um acht Uhr wechselte die Wache und der Steuermann übernahm mit der Mittelwache während Schneider und seine Männer hinuntergingen zum Frühstück. Auch der Kommandant schloss sich an.
     
    In der O-Messe gab es Spiegeleier, nur leicht angeschimmeltes Brot und vor allem starken Kaffee. Die Unterhaltung war etwas stockend, weil alle drei Männer vor allem mit dem Essen beschäftigt waren. Salz war groß in Mode und natürlich Pfeffer und Paprika. Alles, was die Geschmacksnerven, die halb betäubt vom ständigen Ölgeschmack waren, zu einer Reaktion verleiten konnte. Nach mehr als einer Woche in der Stahlröhre schmeckte einfach alles nach Öl und Schimmel.
    Von Hassel schnitt gerade das letzte Stück von seinem Spiegeleibrot ab, bevor er sich das Eigelb zu Gemüte führen würde. Am Stück. Jedenfalls war das seine Absicht, aber das Schicksal hatte andere Pläne.
    »Allllaaaaaaaarm!«
    Füße donnerten auf das Stahldeck in der Zentrale, als die Turmwache die Leiter runtergerutscht kam, inklusive einem Mann, der offenbar gerade im Wintergarten gewesen war, und nun mit blanker Waffe in der Zentrale ankam. Doch in diesem Moment hatte keiner Zeit für spöttische Bemerkungen.
    Von Hassel sprintete in die Zentrale während von oben schon Steuermann Franke rief: »Turmluk ist dicht!«
    Das Boot kippte steil ab. Der LI kam aus der Messe und blickte schnell um sich, um ein Bild von der Lage zu bekommen, bevor er einen Strom von Befehlen ausspie: »Trimmzellen zwo und vier fluten! Alle Mann voraus!«
    Von Hassel nickte ihm zu und versuchte seiner Stimme einen ruhigen Klang zu geben: »Runter auf sechzig Meter, LI!«, und dann für den Rudergänger: »Backbord zwanzig, beide E-Maschinen AK!«
    Männer hasteten durch die Zentrale und verschwanden mit akrobatischer Geschicklichkeit durch das Mannloch nach vorne. Ganz vorne im Bugraum würden sie wie lebender Ballast das Gewicht erhöhen und die empfindliche Trimmlage des Bootes verändern. Es würde vielleicht nur eine Sekunde bringen, aber eine Sekunde war eben eine Sekunde. Vielleicht die, die über Leben und Tod entscheiden würde, und das machte eine Sekunde manchmal so wertvoll wie eine Ewigkeit. Denn U-68 war größer als die meisten anderen deutschen U-Boote, es war größer und schwerer ... und es war deutlich träger. Aber der Druck der Tiefenruder, die rasenden Schrauben und das zusätzliche Gewicht taten ihre vereinte Wirkung. Steiler und steiler senkte sich der Bug nach unten. Aus der Offiziersmesse ertönte das Klirren fallenden Geschirrs.
    »Na, Herr Steuermann, dann erzählen Sie mal, was

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