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Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Brendt
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sich die Spee selbst versenkt hat, haben die Briten Jagd auf ihre Versorger gemacht. Nicht sehr erfolgreich, denn die Altmark kam bis Norwegen. Während wir an der Agru-Front waren, haben die Tommies sie unter völliger Missachtung der norwegischen Neutralität im Jössingfjord überfallen.«
    »Nun ja, die Tommies sind da nicht zimperlich, Herr Kaleun!«, der Oberleutnant ließ ihn nicht aus den Augen. »Aber was hat das alles mit uns zu tun?«
    Von Hassels graue Augen blitzten amüsiert. »Glauben Sie, die Altmark war der einzige Versorger für die Spee?« Er nahm einen Schluck Kaffee und fuhr fort: »Die Kurland, ein Schwesterschiff der Altmark, ist bereits im letzten Sommer ausgelaufen. Als der Krieg ausbrach, lief sie Vigo an, da der Kapitän keine Möglichkeit sah, durch die Blockade zu kommen. Eigentlich eine Fehlentscheidung, denn andere Dampfer haben das ja geschafft. Aber für uns ein Glücksfall, meine Herren.«
    »Also werden wir uns mit einem Versorger treffen? Zur Brennstoffergänzung?«
    Von Hassel nickte: »Brennstoff, Proviant, alles, was das Herz begehrt. Nur mit Aalen wird’s nichts, die hat man wohl wirklich nicht durch Spanien bis nach Vigo bringen können, ohne dass es auffiel.«
    »Na ja ...«, der IIWO seufzte, »... hört sich alles gut an. Jedenfalls, solange die Tommies den Dampfer nicht erwischen, bevor wir unseren Brennstoff haben.«
    Oberleutnant Hentrich sah den Leutnant an. »Sie sind eine alte Unke, Herr Schneider!«
    »Nur, dass Unken für ein bisschen Weisheit bekannt sind, Herr Oberleutnant!«, Schneider zwinkerte flüchtig, »Aber ich nehme an, wir haben ohnehin keine Wahl?«
     
     
    9.Seetag – Geleitzug
     
    U-68 machte sich auf den Weg, erst nach Westen und dann weiter nach Süden. England und Irland lagen weit östlich von ihnen an Backbord hinter dem Horizont. Mit zehn Knoten Marschfahrt kamen sie nicht gerade schnell voran - pro Tag nicht ganz zweihundertvierzig Seemeilen. Aber es reichte. Das Wetter beruhigte sich endgültig. Rund um sie her erstreckte sich nach allen Seiten der graue Atlantik, und das Boot wiegte sich nur noch sachte in der niedrigen Dünung. Nicht einmal Seevögel zogen hier draußen ihre Runden, denn selbst dazu waren sie zu weit von der Küste entfernt. Es schien, als seien sie allein.
    Die Turmwachen wechselten in ständig gleich bleibendem Rhythmus. Es war nicht mehr notwendig, sich anzuleinen, und nach und nach wuchsen den neuen Besatzungsmitgliedern Seebeine. Und obwohl sie die beeindruckenden Bilder eines Sonnenaufganges auf See in sich aufnahmen, lernten sie, sich nicht ablenken zu lassen. Denn die Stunde des Sonnenaufganges war die gefährlichste von allen. In einem Zeitalter, als Radar noch eine ferne Möglichkeit war, bot die Nacht noch Schutz, aber genauso wie der Atlantik war sie unparteiisch.
    Wenn der erste Lichtschimmer am Horizont erschien und nach und nach immer mehr Details erkennbar wurden, wenn man die müden bärtigen Gesichter sehen konnte und nicht mehr nur an Hand der Stimme erkannte, mit wem man sprach, dann verschwand auch der schützende schwarze Mantel über der See, machte einem beinahe wolkenlosen Himmel Platz, der sich mehr und mehr orange färbte bevor die Sonne selbst wie ein feuriger Ball aus dem Meer zu steigen schien ... und alles grell beleuchtete, was kurze Zeit zuvor noch versteckt gewesen war, gleich ob Freund ob Feind.
    Leutnant Rudi Schneider hatte die Morgenwache. Als er sie um vier Uhr morgens mit seinen Männern angetreten hatte, war es noch stockfinster gewesen. Nun beobachtete er das  stets neue Schauspiel des Sonnenaufganges, und es nahm ihn wie immer gefangen, trotz Krieg und trotz aller Unbequemlichkeiten der unchristlichen Seefahrt. Es war diese Liebe zur See, zu dem salzigen Geruch, zu diesen Eindrücken und zu jenem schwer erklärbaren Leben, das man hier draußen führte. So verrückt es sich auch anhörte, aber draußen auf See, trotz der spartanischen Lebensverhältnisse in dem U-Boot, fühlte Leutnant Schneider sich irgendwie frei. Er war zu sehr Spötter, um sich nicht selbst ab und zu dafür auf die Schippe zu nehmen. Aber das änderte nichts daran, und so hatte er es aufgegeben, darüber zu reden. Es war einfach etwas, das da war, und es war müßig, es erklären zu wollen.
    Doch trotz aller Liebe zur See, es war auch die Stunde, in der sichtbar wurde, was die Nacht bisher verborgen hatte. Als das erste Morgenlicht sichtbar wurde, beugte er sich vor zum Sprachrohr: »Zentrale?

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