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Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Brendt
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was es auch immer war. Mit einer entschlossenen Handbewegung klappte er die Griffe ein und ließ den Spargel wieder in seinem Schacht verschwinden. Es würde ein langer Tag werden.
     
    Die Stunden zogen sich. Es war nicht Schleichfahrt befohlen, aber jeder bemühte sich trotzdem, so wenig Lärm wir möglich zu machen. Die Spannung lag über dem Boot. Sie hatten gelernt, mit Krisen umzugehen, schnell zu reagieren und unter Druck ihre Angst im Griff zu behalten. Aber das Warten war das Schlimmste. Sie lasen, spielten leise Skat und gingen ihren Arbeiten nach, aber das war ja auch nicht allzu viel, denn das Boot war ja getaucht. Es wurde keine Turmwache gegangen und die Motorenmaschinisten saßen auch nur auf Wachestation neben ihren schweigenden Dieseln. Selbst die E-Maschinen wurden zwischendurch immer wieder abgestellt um Strom zu sparen. Der Geleitzug kam ganz von alleine näher. Alles, was sie tun mussten, war warten. Und dabei wünschten sie sich nur, etwas tun zu können, um ihren eigenen Befürchtungen zu entgehen.
    Nach und nach wurde das Geräusch lauter. Am Nachmittag konnte von Hassel bereits Rauchfahnen im Sehrohr erkennen, bevor er das Boot wieder in der Tiefe verschwinden ließ. Der einzige, der wenigstens etwas mitbekam, war Funkmaat Rückert, der die ganze Zeit am Horchgerät saß. Am späten Nachmittag war es endlich soweit, dass er einzelne Schiffe unterscheiden konnte. Der Konvoi hatte sich inzwischen auf einen ganzen Sektor seiner Horchweite verteilt und es wurde immer klarer, dass sie es mit mindestens dreißig Frachtern zu tun hatten. Aber bisher hatte Rückert nur ein einziges Kriegsschiff entdeckt, dessen schneller schlagende Schrauben und das hohe Singen der Turbinen es vor dem dumpfen Mahlen der Dampferschrauben deutlich abhoben. Nur ein Zerstörer! Sollte das alles sein? Glauben mochte das keiner.
    Gegen sieben Uhr Abends passierte der Geleitzug das getauchte Boot. Bei nur gerade fünf Knoten und dem ständigen Zacken, schien es, als würde er gar nicht vorankommen. Von Hassel ließ sich Zeit. Pünktlich zum Sonnenuntergang tauchte das Boot fünf Meilen nördlich des Geleites auf und begann, sich mit den starken Dieseln vorzusetzen. Nun, nachdem es ausgeschlossen war, dass ihnen eine Biene in die Quere kam, konnten sie auf die Jagd gehen.
     
     
     
    Nachtangriff
     
    In Rudi Schneiders Ohren klangen die Diesel unheimlich laut, obwohl er wusste, dass das Geräusch der mir kleiner Fahrt laufenden Aggregate für die Engländer im Stampfen der eigenen Maschinen untergehen würde. Sie würden sich auf ihre Horchgeräte verlassen und auf ihr ASDIC, jenen laut pingenden Blindenstock, der es einem englischen Kriegsschiff ermöglichte, die Tiefen nach einem getauchten U-Boot zu durchsuchen. Natürlich nur, wenn die Bedingungen stimmten, und sich das U-Boot vor ihnen befand, denn nach hinten waren sie blind und taub.
    Aber das war bedeutungslos, zumindest im Augenblick. Denn das Boot befand sich an der Oberfläche. Viel Zeit blieb ihnen nicht, denn kurz nach elf war Mondaufgang und es war bereits kurz nach zehn. Aber für eine knappe Stunde war es finster wie im Kohlenkeller.
    Die Stimme des Kommandanten klang gedämpft: »Steuerbord zehn!«
    Aus dem Sprachrohr klang blechern die Bestätigung: »Ruder liegt Steuerbord zehn!«
    Schneider meinte, trotz der Verzerrung, die Stimme des IWO erkannt zu haben. Also hatte Hentrich ein wachsames Auge auf die Dinge dort unten. Ein gutes Gefühl. Der Leutnant griente. Natürlich war ihm klar, warum er hier oben beim Kommandanten war und Hentrich unten in der Zentrale. Ganz einfach! Sollte etwas schief gehen und das Boot würde noch tauchen können, aber ohne sie, weil sie vielleicht von einer Granate erwischt worden waren, dann musste Hentrich das Boot nach Hause bringen. Eigentlich ein ernüchternder Gedanke. Andererseits ... er war hier oben und sah wenigstens, was vor sich ging.
    Langsam drehte das Boot nach Steuerbord. Schneider blickte nach vorne. Der Geleitzug war kaum zu erkennen. Mehr, als steckte in der Schwärze der Nacht noch etwas Schwärzeres. Es war etwas, das sie eher fühlten als wirklich sahen, aber es würde hoffentlich etwas besser werden, wenn sie näher heran waren. Der Kommandant schien die Tommies auch mehr zu ahnen als zu sehen. Leise gab er weitere Befehle: »Stützruder, auf Eins-Sechs-Null gehen!«
    Einer der Männer schnüffelte und grinste. Seine Zähne schienen in der Dunkelheit zu leuchten. »Sehen können wir die Burschen nicht,

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