Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Brendt
Vom Netzwerk:
englische Kommandant, wie schlecht es um die Kurland bestellt war, denn er legte mehr Wert darauf, kein großes Ziel zu bieten als seine achteren Türme zum Tragen zu bringen. Erstaunt sah Stülpe, wie die Bugwelle des Kreuzers zusammenfiel. Er konnte es nicht genau erkennen, aber es sah so aus, als würde das Kriegsschiff mit der Fahrt hinuntergehen.
    Verblüfft registrierte sein überreiztes Hirn, dass er keine Abschüsse von den eigenen Geschützen mehr hörte. Dann, mit etwas Verzögerung begriff er, dass die große verdrehte Metallmasse an Steuerbord vormals ein Geschütz gewesen war.
     
    »Sechzig Meter liegen an, Herr Kaleun!«
    »Danke, LI«, von Hassel wandte sich um und ging zum Schott: »Ruhe im Boot!« Dann blickte er ins Funkschapp. Der Gefreite Olm saß hinter dem GHG und drehte immer wieder zwischen zwei Peilungen hin und her. Von Hassel griff sich den zweiten Kopfhörer. Die Schrauben der beiden Schiffe waren deutlich zu hören. In der Peilung der Kurland hörte er außerdem ein schrilles Pfeifen. Er tippte Olm auf die Schulter: »Was ist dieses Pfeifgeräusch?«
    Der Gefreite zuckte mit den Schultern: »Genau weiß ich es nicht, aber es klingt, als würde eine Welle zum Teufel gehen, Herr Kaleun!« Er wollte noch mehr sagen, aber er versteifte sich plötzlich.
    Der Alte legte vorsichtig den Kopfhörer ab. Hier waren die Fachleute gefragt. Rückert, der beste Horcher an Bord, war wohl noch als Sanitäter beschäftigt. Verdammte Nebenaufgaben! Aber im Augenblick war die Situation ohnehin nicht kritisch. Selbst wenn der Kreuzer sie entdecken konnte, dann war es zweifelhaft, dass er Wasserbomben an Bord hatte. Und selbst wenn, dann würde er mindestens dreimal so lange wie das U-Boot brauchen um einen Kreis zu fahren. Für U-68 stellte der Tommy keine echte Gefahr dar.
    Von Hassel versuchte sich, über seine Gefühle klar zu werden. Der Versorger war geliefert und damit musste er entweder versuchen, anderswo Brennstoff zu finden oder sich mit dem letzten Tropfen bis Spanien zurückhungern. Beides konnte ins Auge gehen.
    »Die Kurland dreht nach Steuerbord, Herr Kaleun! Ich glaube, sie hat einen Ruderschaden.«
    »Was macht der Kreuzer?«
    Einen Augenblick lang lauschte der Funker, dann hob er den Kopf: »Der Tommy dreht ebenfalls nach Steuerbord. Er steht in Null-Vier-Fünf, Abstand Achttausend Meter, Herr Kaleun! Wandert langsam nach links aus. Fahrt nur noch zehn Knoten.«
    Achttausend Meter! Aber der Kreuzer kam zurück! Beinahe automatisch setzte von Hassels Gehirn die Peilungen in ein Bild um. Durch die Kursänderung würde das getauchte Boot bald zwischen den beiden Kontrahenten stehen, es sei denn, die Kurland würde ihren Kreis vollenden und wieder nach Westen dampfen. Wenn sie jedoch nach Norden drehen würde, dann würde sie den Kreuzer doch noch vor seine Rohre locken. Es konnte klappen. Vor allem, wenn der Kreuzerkommandant wirklich nicht wusste, dass hier ein U-Boot lauerte!
    Er fuhr herum: »LI, bringen Sie uns aus Sehrohrtiefe. Bugrohre fluten, Bugklappen öffnen!« Er musste kurz rechnen: »IWO, bringen sie uns auf eins-sechs-null, kleine Fahrt!«
    Während hinter ihm die Bestätigungen geflüstert wurden, wandte er sich an Olm: »Also, was macht der Kreuzer?«
    »Dreht immer noch und wird langsamer, Herr Kaleun. Warten Sie ...«, wie geistesabwesend starrte Olm gegen die Wand, aber von Hassel wusste, dass der Funker sich ganz auf sein Gehör konzentrierte. Endlich kam wieder Leben in die bewegungslose Gestalt. »Ich höre seine Maschinen nicht mehr, nur noch Hilfsaggregate.«
    »Er stoppt?«
    »Es hört sich so an, Herr Kaleun!«
    Hinter ihnen kam Gemurmel auf. Alle hatten die Worte des Funkers gehört. Von Hassel richtete sich auf und blickte zu den Männern in der Zentrale. Bärtige hohlwangige Gestalten, und dabei hatte ihr eigentlicher Einsatz noch nicht einmal begonnen. Erwartungsvoll sahen sie ihn alle an. Was würde er entscheiden und was würde es sie kosten, das versuchten sie von seinem Gesicht abzulesen. Er zwang sich zu einem Lächeln: »Ich glaube, der Gentleman wird übermütig. Er stoppt um sein Flugzeug wieder aufzunehmen bevor es völlig dunkel ist. Wahrscheinlich glaubt er, die Kurland kann ihm sowieso nicht mehr erwischen.« Er blickte kurz auf, als wieder das Rumpeln an der Oberfläche krepierender Granaten durch das Wasser hallte. Gedanken und Pläne formten sich in seinem Kopf. Es war möglich, sich an den gestoppten Kreuzer anzuschleichen, oder zumindest, sich ihm

Weitere Kostenlose Bücher