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Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Brendt
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Backbord, mal nach Steuerbord hatte. Für kurze Zeit war das Boot auch so stark vorlastig getrimmt, dass der Bug beinahe schon unter Wasser war, was bei der Turmwache immer den seltsamen Eindruck er weckte, dass sie gleich nach vorne fallen würde.
    Der Kommandant ging durch jeden Raum und sprach mit den Männern. Sie alle hatten nicht geschlafen, stanken zum Gotterbarmen und reagierten mehr wie Maschinen, denn wie Menschen. Was von Hassel zu sehen bekam, waren hohlwangige bärtige Gestalten. Höhlenmenschen. Und er wusste, dass er nicht besser aussah.
    Zu all dem kam der Schock. Die Männer, die sie von den Rettungsflößen geborgen hatten, sprachen die gleiche Sprache wenn sie nach Mütter, Frauen oder Freundinnen riefen. Die Reste der Uniformen, die sie von den verbrannten Körpern geschnitten hatten, waren die gleichen, wie sie selbst sie trugen. Dieses mal war es nicht der Feind, der im Wasser trieb, dieses Mal waren es die eigenen Leute. Dadurch war der Krieg näher gerückt. Der Tod war nicht mehr etwas, das nur die anderen traf.
    Doch von Hassel brauchte keine schockierte Männerschar, er brauchte eine Besatzung! Während er durch das Boot ging und hier und dort mit jemandem sprach, oder wenn er einem Verletzten lauschte, dann rasten die Gedanken immer noch in einem wilden Reigen durch seinen Kopf. Die Ereignisse der Nacht hatten ihn genauso mitgenommen, wie jeden an Bord, aber diesen Luxus konnte er sich nicht leisten. Er am Allerwenigsten.
    Nach und nach machte er sich ein Bild vom Zustand des Bootes, der Verletzten und vor allem vom Stand der Reparaturen. Am Kritischsten war das Ölproblem. Doch auch wenn sich das Problem in der Zwischenzeit im Boot herumgesprochen hatte, so sah doch keiner an einer Geste oder seiner Miene, dass er sich Sorgen machte. Er machte Witze, er trieb an, er gab Befehle. Die Teile der Mannschaft, die mehr oder weniger in Lethargie verfallen waren, vor allem die Seeleute, die wenig bei den technischen Arbeiten helfen konnten, wurden wieder an die Arbeit getrieben. Umstauen, Handreichungen für Rückert und Zieblowski bei der Pflege der Verwundeten und Ü berprüfen aller der vielfältigen Funktionen des Bootes. Wenn der Platz nun noch beengter war, dann half nur, ihn noch besser auszunutzen. Kojen wurden neu verteilt. Drei gesunde Männer teilten sich eine Koje. Die Verletzten, soweit gehfähig, teilten sich zu zweit eine Koje im Wechsel. Nur die schwersten Fälle bekamen eine Koje für sich, abgesehen von einem Mann, der sitzend an ein Torpedorohr gebunden war. Die beiden Sanitäter hätten ihn auch gerne in eine Koje gelegt und ihn in Frieden sterben lassen, aber er hatte einen Splitter in der Lunge und würde nur am eigenen Blut ersticken wenn sie ihn hinlegten. So dauerte sein Sterben nur noch länger, aber er war ohnehin nicht bei Bewusstsein.
    Von Hassel sah das und noch viel mehr. Einige der Männer, die sie geborgen hatten, würden noch sterben und er konnte sich vorstellen, wie das auf seine Besatzung wirkte, denn die Männer starben mitten unter ihnen. Es gab keinen ruhigen abgeschiedenen Platz auf einem U-Boot, in dem sie in Würde gehen konnten. Denn der Seekrieg und das U-Boot ließen keinen Raum für Würde.
    Für die Männer, die ihren Alten durch das Boot gehen sahen, erschien er ruhig, aber natürlich wussten sie auch, dass viel davon Schein war. Nicht einmal der Kommandant hatte auf einem U-Boot so viel Abgeschiedenheit, dass er sich hätte mit seinen Zweifeln und Ängsten irgendwo verstecken können. Immer war er den Augen der Männer ausgesetzt, die er führen sollte. Sie kannten ihn und sie kannten seine Stärken und Schwächen. Vertrauen und Loyalität wurden nicht mit den Rangabzeichen geliefert. Sie mussten verdient werden, auf einem U-Boot noch viel mehr, als auf einer großen Einheit.
    Doch gerade, dass er sich nie schonte, dass er Sterbenden die Hand hielt und mit ihnen sprach, brachte ihn seinen Männern wieder näher. Was auch immer kommen würde, solange der Alte die Nerven behielt, würde es wohl schon irgendwie klar gehen. Das von Hassel ihren Optimismus nicht ganz teilte, sagte er den Männern vorsichtshalber nicht. Denn sie saßen ganz gehörig in der Patsche und würden mehr als nur Können benötigen. Was sie jetzt brauchte, war Glück, pures dummes Glück!
     
    »Wir können das Öl abschreiben!«, Oberleutnant Wegemann zuckte resignierend mit den Schultern. »Das Leck muss größer sein, als ich zuerst angenommen habe. Es ist zuviel Seewasser

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