Brennender Stahl (von Hassel)
erste. Doch auch jetzt nahm sein überreiztes Gehirn die Buchstaben gar nicht auf.
Eigentlich konnte er zufrieden sein. U-68 lag wieder gut im Trimm, die verschossenen Bugrohre waren wieder geladen, der Backborddiesel war wieder klar und vor allem zogen sie keine Ölspur mehr hinter sich her. Der LI hatte die Zelle stundenlang mit Seewasser vollgepumpt, nachdem sie das Öl ins Meer gepumpt hatte. Endlich, nach Stunden, konnte sie keine Spur des verräterischen bunten Schimmers mehr erkennen. Nun hatte sie zu wenig Brennstoff um die Operation abzubrechen. Wenigstens mit den anderen Vorräten sah es gut aus. Im Laufe des Tages hatten sie die letzten Kartoffeln verbraucht. Also gab es in Zukunft Makkaroni, Makkaroni und nochmals Makkaroni. Sie würden von Trockenwaren und Dosenfutter leben müssen, aber aus Erfahrung wusste von Hassel, das selbst die Erbsen und Bohnen aus der Dose nach Dieselöl und Schimmel schmecken würden. Eine der weiteren kleinen Gemeinheiten des U-Bootlebens. Aber Makkaroni mit oder ohne Dieselgeschmack, wenigstens hatten sie genug von den Dingern!
Er prüfte seine Gefühle. Es war ein verzweifelter Versuch, aber nicht so verzweifelt wie die Idee, Brennstoff in Freetown selbst zu stehlen. Er mochte gar nicht daran denken, wie hoch dieses Risiko war.
»Kommandant in die Zentrale!«
Überrascht hob er den Kopf. Es war noch viel zu früh! Dennoch legte er das Boot bei Seite und erhob sich. Als er in die Zentrale trat, wirkte er so ruhig wie immer. »Was liegt an?«
Jens Lauer lauschte dem gelegentlichen Stöhnen eines verwundeten Seemannes von der Kurland. Mehr hatte er im Augenblick nicht zu tun. Sogar die Skatrunden ruhten. Alle wussten, dass sie sich der Küste näherten. Noch war nicht Ruhe im Boot befohlen, aber trotzdem war das Leben in der engen Röhre zum Erliegen gekommen.
»Na, da hamma ja vielleicht a mal Glück gehabt!«, kommentierte Dörfler die plötzliche Aufregung weiter achtern.
Braunert zog die Brauen in die Höhe: »Abwarten Loisl! Abwarten!«
»Na, wenn's der Alte deren Sprit hoat, dann wird er wohl schaun, dass er wegkummt!«
»Ja, wenn!« Braunert schüttelte den Kopf: »Wenn er hier einen Dampfer anhält, dann haben wir in Null Komma Nichts die Tommies auf dem Hals.«
»Ich glaube, er stirbt!«, Jens Stimme klang, als würde er es selbst nicht glauben.
Braunert warf einen kurzen Blick auf die Gestalt in der Koje. Er hatte bereits Männer sterben sehen und kannte die Anzeichen. Andererseits hatten der Funkenpuster und der Sani vom Troßschiff dem armen Kerl beide Beine abnehmen müssen. Vielleicht war es besser so. Nur Jens würde das nicht verstehen, noch nicht. Braunert brummte leise: »Ja, sieht so aus!«
»Soll ich den Funkmaat holen, oder den Sani? Der Sani ist im Feldwebelraum!«, eifrig sah der junge Seemann sich um.
Braunert schüttelte leicht den Kopf: »Wozu? Lass den armen Kerl gehen, Jens. Er hat genug hinter sich!«
Jens sah Braunert erstaunt an. Für einen Augenblick schwiegen beide. Dann nickte der Junge unsicher. »Wenn Du meinst?«
Der große Seemann nickte beinahe unmerklich. »Schon gut, Jens.«
Funkmaat Rückert hob den Kopf: »Dampfer, Herr Kaleun. Etwa zehn Meilen in Null-Acht-Fünnef!«
Von Hassel nickte. »Lassen Sie mal hören!« Er presste sich den Kopfhörer gegen das Ohr und schloß die Augen. Ein dumpfes gleichmäßiges Mahlen klang durch die See. Nicht besonders laut. Er öffnete die Augen wieder. »Eine Schraube?«
»Klingt so, Herr Kaleun! Scheint ein ganz normaler Frachter zu sein! Kommt näher!« Rückert sah den Kommandanten neugierig an und wartete auf eine Entscheidung.
»Frachter, soso! Irgendetwas anderes in der näheren Umgebung?«
Der Funkmaat schüttelte den Kopf. »Nichts, es sei denn ...« Er ließ den Rest offen. Der Alte wusste sowieso, was gemeint war. Es sei denn, ein Zerstörer würde oben mit abgeschalteten Maschinen liegen und lauschen. Wenn er nahe war, würden sie vielleicht die Hilfsaggregate hören, vielleicht auch nicht. Es war ein Risiko und je flacher das Wasser wurde, desto schlechter wurden die Horchbedingungen.
Von Hassel kam zu einer Entscheidung. »Gut, behalten Sie ihn im Auge, Rückert.« Er grinste: »Besser im Ohr!« Mit langen Schritten verschwand er in der Zentrale. Hier war nur die diensthabende Wache. Besser, man ging auf Nummer sicher. Er wandte sich an den Steuermann: »Stiller Alarm, alle auf Station, danach Ruhe im Boot. Auf Schleichfahrt gehen.«
Von Mann zu Mann wurde der
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