Brennender Stahl (von Hassel)
drinnen. Wenn wir das Öl verwenden, sind die Filter sofort zu.«
Von Hassel, die unvermeidliche Kaffeemug in der Faust, beugte sich etwas vor. »Also, LI, Butter bei die Fische! Wie viel bleibt uns?«
»Rund siebzig Tonnen. Das macht über den Daumen gepeilt dreitausend Seemeilen bei sparsamster Fahrt.«
»Das klappt nie! Ein Sturm, eine einzige Jagd und wir machen nicht einmal die dreitausend. Abgesehen davon, dass die dreitausend uns auch nicht nach Hause bringen würden!«, von Hassel war sich der sorgenvollen Gesichter der Offiziere bewusst. Vor allem der Neuzugang in der Offiziersmesse, Oberleutnant Werner Hintze, der Zwote der Kurland, wirkte immer noch wie versteinert. Natürlich hatte er nicht erwartet, dass seine Rettung nur der Auftakt zu neuen Gefahren sein würde. Alles was er wollte, war zurück in die Heimat. Doch genau dafür hatte das Boot nicht mehr genügend Brennstoff. Wie also sollte es weitergehen?
Dieter Hentrich brachte as auf den Punkt: »Also woher Brennstoff nehmen, wenn nicht stehlen?« Der IWO lehnte sich zurück. »Krieg nach Prisenordnung?«
»Einen Versuch ist es wert. Aber die Tommies wissen nun, dass wir hier rumhängen. Als wir den Kreuzer torpediert haben, haben wir gewissermaßen unsere Visitenkarte hinterlassen.« Von Hassel sah sich um. Seine Offiziere wirkten ratlos. In diesem Augenblick war das für ihn ein gutes Zeichen, denn wenn sie schon nicht auf die richtige Idee kamen, dann würden es die Tommies vielleicht auch nicht tun. Er grinste, obwohl es sich anfühlte, als wäre sein Gesicht eingefroren. »Nun, die britischen Gentlemen haben Sprit genug. Rund zweihundert Meilen von hier. Entweder wir haben Glück und können uns aus einem ihrer Dampfer bedienen, oder wir müssen direkt an die Quelle, meine Herren!«
Für einen Augenblick herrschte verblüfftes Schweigen. Alle starrten ihn an.
Rudi Schneider, der jüngste in der Messe, brach die Stille. »Na, da soll mich doch der Teufel holen!«
Von Hassel musterte ihn kalt. »Passen Sie auf, was Sie sich wünschen, Leutnant! Es könnte eintreffen.« Seine Stimme klang fast sanft, aber die Worte ließen ihnen Schauer über den Rücken gleiten. »Ich will, dass dieses Boot morgen im Laufe des Tages wieder so einsatzklar ist, wie irgend möglich! Meine Herren, wir haben einen Krieg zu führen, also an die Arbeit!« Er zögerte. »Vielleicht, aber nur vielleicht, haben wir auch mal Glück! Dann müssen wir nicht in die Höhle des Löwen!«
25.Seetag – Die Jagd beginnt
Sie hatten länger gebraucht, die Küste wieder zu erreichen, als Jens Lauer ausgerechnet hatte, aber das lag vor allem daran, dass von Hassel zuerst die notwendigen Arbeiten abschließen wollte, bevor er sich wieder in die Reichweite der in Freetown stationierten Flieger wagte. Sie wussten nicht, welche Art von Flugzeugen dort stationiert war, aber auch ein Langstreckenaufklärer mit ein paar kleinen Bomben konnte tödlich sein, wenn er sie an der Oberfläche erwischte. Und dunkel war es noch lange nicht.
Getaucht schlich sich U-68 näher an die Küste. Im Augenblick betrug die Wassertiefe laut der Karte des Steuermannes noch rund zweihundert Meter, aber ein paar Meilen weiter würden es nur noch etwa achtzig Meter sein und kurz vor der Küste nur noch dreißig. Von Hassel hoffte auf einen Einzelfahrer und er hoffte auf den Abend. Die Nacht war nicht nur für ein U-Boot verlockend, der schützende Dunkelheit mochte auch einem Skipper dienen, der glaubte, alleine besser klarzukommen. Hier, vor Afrika, gab es noch kein durchgehendes Konvoisystem, jedenfalls hoffte von Hassel das. Andernfalls konnte er die Idee, sich aus einem Dampfer zu versorgen, gleich wieder aufgeben.
»Noch vier Stunden bis Sonnenuntergang!« Steuermann Franke wischte sich verstohlen den Schweiß aus dem Gesicht während er den Kopf in das Kabuff des Kommandanten steckte. In der Röhre war es mal wieder unvorstellbar heiß, obwohl sie bereits seit einer Stunde getaucht waren. Normalerweise wäre er jetzt oben auf dem Turm auf Wache gewesen, aber da sie getaucht liefen, konnte er nur in der Zentrale seinen Arbeiten nachgehen.
Von Hassel nickte ruhig. »Danke, Steuermann!« Betont gleichmütig wandte er sich wieder seinem Buch zu. Es war beinahe typisch, dass der Kommandant der einzige an Bord war, der tatsächlich noch nicht durch die beiden Bücher, denn der Kommandant hatte etwas mehr Platz, die er mitgenommen hatte, durch war. Genau genommen nicht einmal durch das
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