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Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Brendt
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sicher war, dass der Tommy ihre Spur aufgenommen hatte. Alle seine Instinkte warnten ihn. Er sah plötzlich wieder den großen Rumpf des Frachters, der sein altes Boot versenkt hat. Die Ahnung dessen, was geschehen konnte, nein, dessen, was geschehen würde! »Runter, LI, hundertachtzig Meter, so schnell es geht! Beide AK!«
    Die Männer sahen ihn verblüfft an, aber Disziplin und Drill verhinderten unnötige Fragen. »Trimmzellen 1 und 2 fluten! Vorne oben fünfzehn! Hinten unten fünf! Alle Mann voraus!«
    Nur wenige Männer stürmten nach vorne. Wie die Affen mit den Füßen zuerst durch die Kugelschotts springen und dann gleich weiter bevor der nächste kam. Aber die meisten wachfreien Männer waren sowieso bereits sowieso vorne. Im Gegensatz zu einem Überwasserschiff brauchte ein gefechtsklares U-Boot unter Wasser nur wenige Mann zu seiner eigentlich Handhabung. Der Rest wartete.
    U-68 schien sich auf den Kopf zu stellen. Schneller und immer schneller drückten Schrauben und Tiefenruder das Boot nach achtern. Während er sich mühsam an einem Rohr festhielt, kommandierte der Leitende. »Hinten oben fünfzehn, Vorne oben fünfzehn! Zellen sieben und acht fluten!«
    Von Hassel verdrängte die technische Litanei aus seinem Kopf. Erst hatte der Leitende den Bug nach unten gesenkt während er dem Heck sogar noch für einen Augenblick Auftrieb gegeben hatte. Nun musste er das Heck abfangen bevor das Boot völlig einen Kopfstand machte. Steil schoss die Röhre in die Tiefe, denn die Schrauben wirkten in dieser Lage mehr nach unten als nach vorne. Wenn man es genau nahm, war unten jetzt vorne für das Boot. Unter Wasser war die Längsstabilität gleich der Querstabilität. Mit anderen Worten, es war genauso einfach, das Boot auf den Kopf zu stellen wie es auf die Seite zu legen. Genau das, was der Leitende gerade wirkungsvoll vorführte. Es war ein irrer Anblick, nach unten durch das Kugelschott in den Feldwebelraum zu sehen!
    »Steuermann, sind wir schon über das Schelf?«
    Franke klammerte sich mit einer Hand am Kartentisch fest und versuchte, mit der anderen Hand die losen Gegenstände festzuhalten, die nach vorne rutschen wollten. »Ich weiß nicht genau! Besser Sie geben noch ein paar Minuten zu, Herr Kaleun!«
    Ein paar Minuten zugeben? Wahrscheinlich würde der Tommy keine paar Minuten zugeben! Von Hassel spürte den Drang, in irres Gelächter auszubrechen, aber er wusste, dann würde er nicht mehr aufhören können! Hatten sie nicht verstanden, dass der Tommy sie überlistet hatte? Nicht sie, ihn selbst, Kapitänleutnant von Hassel, den Kommandanten!
    Wieder traf das Geräusch die Hülle. Wie Kiesel auf Stahl! Und dieses Mal folgte auch ein Ping.
    »Hundertdreißig Meter gehen durch!«
    Wieder ein Ping!
    Von Hassel hielt sich so an einem Rohr fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. Aber das kühle Metall gab ihm einen Rest von Selbstbeherrschung zurück. Hundertdreißig Meter! Noch etwa dreißig bis der LI das Boot abfangen musste. Sie hatten immer noch etwas Vortrieb, nicht viel, die meiste Fahrt machten sie nach unten. Aber etwas ... »Backbord Zwanzig!«
    »Backbord Zwanzig!«, der Rudergänger quittierte den Befehl mit ungerührter Stimme.
    Die steile Tauchfahrt wurde zur Achterbahnfahrt als das Boot gleichzeitig begann, sich auf die Seite zu legen. Vor vorne kamen erschreckte Rufe!
    Wieder traf ein Ping das Boot und gleich darauf noch eines. Von Hassel blickte überrascht auf.
    »Das ist einer von den anderen, Herr Kaleun!«
    Wieder ein Ping, aber ein anderes Geräusch war es, das stärker die Aufmerksamkeit der Männer auf sich zog. Ein gleichmäßiges Mahlen, das schnelle Schlagen der Zerstörerschrauben.
    Weiße bärtige Gesichter richteten sich nach oben. Nur der LI und seine Tiefenrudergänger waren beschäftigt, das Boot wieder auf ebenen Kiel zu bringen. Sie hatten fast den Grund erreicht. Hundertachtzig Meter! Hier unten war es schwarz, kalt und still, aber das würde es nicht bleiben. Laut der Karte des Steuermannes hatten sie noch zwanzig Meter Wasser unter dem Kiel. Aber man konnte sich nie ganz auf solche Angaben verlassen.
    Wieder schnitt ein Ping durch seine Gedanken und das Schlagen der Schrauben über ihnen wurde lauter. Das Boot kam wieder zurück auf ebenen Kiel.
    »Kurs Eins-Sieben-Null geht durch!«, die Stimme des Rudergängers brach durch die anderen Geräusche.
    »Weiter, neuer Kurs wird Eins-Fünf-Null!«, schnappte von Hassel!
    »Boot ist auf hundertachtzig Meter, Herr Kaleun!

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