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Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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werden wir geoutet. Sie ist der reinste Workaholic – Wissenschaft ist das Einzige auf der Welt, das sie nicht zu Tode langweilt. Huey verehrt sie und möchte sie für irgend so ein wahnsinnsgeniales Gehirnlabor anwerben, das er gerade in einer Salzgrube baut… Sie trinkt zu viel. Sie leidet an Allergien. Sie ist acht Jahre älter als ich. Und außerdem ist sie Jüdin. Obwohl das bislang keine große Rolle spielt.«
    Sosik seufzte; sein Atem kondensierte in der kalten Luft. »So sieht also Ihre Lage aus, hm?«
    »Ja, in etwa. Aber da wäre noch etwas. Sie ist wirklich ein Genie. Sie ist einzigartig, brillant und wundervoll.«
     
    Kevin Hamilton kam auf einen Schwatz bei Oscar vorbei. Kevin, ein Mann mit einem äußerst ungewöhnlichen Lebensrhythmus, hatte Erdnussbutter, ein Marmeladesandwich und einen Beutel Bananenchips mitgebracht.
    »Politik ist heutzutage irrelevant«, meinte Kevin leichthin.
    »Ich bitte Sie nicht, politischer Aktivist zu werden, Kevin. Ich bitte Sie bloß, sich meinem Team anzuschließen und sich um meine Sicherheit zu kümmern.«
    Kevin stopfte sich eine Handvoll Bananenchips in den Mund und spülte mit Schokomilch nach. »Also, da Sie nun mal der sind, der Sie sind, haben Sie wohl auch genügend Geld für sowas.«
    Oscar rückte den Laptop auf dem Konferenztisch zurecht. »Im Moment ist keine Zeit für müßiges Geplauder, also spielen wir mit offenen Karten. Ich weiß, Sie sind etwas Besonderes, aber Sie sind nicht der Einzige, der sich mit Netzrecherche auskennt. Das kann ich auch. Ihre Akte mit Anschuldigungen wegen zivilen Ungehorsams ist so lang wie mein Arm. Sie leben seit zehn Jahren ohne offizielle Einkünfte. Ihr Vater ist ein verurteilter Computerkrimineller auf elektronisch überwachtem Freigang. Sie sind ein Polizeispitzel und ein Überwachungsfreak. Ich glaube, ich habe Bedarf für jemanden wie Sie.«
    »Nett von Ihnen, dass Sie meinen heiklen ethnischen Hintergrund nicht erwähnt haben«, meinte Kevin. Er legte das Sandwich weg und holte seinen eigenen Laptop aus einer lädierten Reisetasche. Das uralte Gerät wurde von Spannriemen und Reiseaufklebern zusammengehalten.
    »Dergleichen erwähne ich nie«, sagte Oscar.
    »Hätte mich auch gewundert. Sie sind kein ›ethnischer‹ Typ.«
    Kevin sah auf seinen Bildschirm. »Soweit ich erkennen kann, sind Sie eine Art Laborprodukt.«
    »Schuldig im Sinne der Anklage.«
    »Mein Vater wurde zum Gauner, nachdem seine Firma pleite gegangen war – Ihr Vater aber war ein richtiger Gangster. Ein Glück für Sie, dass die Regierung keine Filmstars niedermacht.«
    »Ja, und seine Filme waren ebenfalls kriminelle Handlungen.«
    »Offenbar stecken Sie wirklich in Schwierigkeiten. Ich arbeite nicht als Bodyguard. Ich schaff’s gerade, die Bürgerwache erfolgreich zu leiten. Das ist ein guter Job für einen Typ, der ein Nomadendasein geführt hat – ich muss jetzt still sitzen und habe ein Dach über dem Kopf. Sie aber sind ein durchtriebener Politiker mit einflussreichen Feinden. Für Sie zu arbeiten, könnte mich das Leben kosten.«
    »Ich stelle mir das so vor, dass ich am Leben bleibe und Sie dafür bezahle.«
    »Keine Ahnung, weshalb ich Ihnen überhaupt zuhöre, Mann. Aber wissen Sie was – ich muss zugeben, dass mir Ihr Vorschlag irgendwie gefällt. Ich mag Leute, die wissen, was sie wollen, und ihre Ziele konsequent verwirklichen. Sie haben etwas an sich… ich weiß auch nicht… Sie wecken einfach Vertrauen.«
    Der passende Moment, den nächsten Trumpf auszuspielen. »Hören Sie, Kevin, das mit Ihrem Vater verstehe ich. Viele anständige Menschen verwinden es nur schwer, wenn ihr intellektuelles Eigentum vernichtet wird. Freunde von mir im Senat könnten mit dem Gouverneur mal über eine Begnadigung sprechen. Ich glaube, ich könnte in der Sache etwas für Sie tun.«
    »Also, das wäre wundervoll. Wissen Sie, mein Dad wurde wirklich unfair behandelt. Er war nie der typische rassistische White-Power-Bomber. Man hat die Terrorismus- und Verschwörungsvorwürfe nur deshalb erhoben, damit man sich am Ende auf Unterschlagung und widerrechtliches Eindringen in geschützte Computersysteme einigen konnte.«
    »Er muss einen guten Anwalt gehabt haben.«
    »Kann man so sagen… Sein Anwalt war so klug, sich nach Europa abzusetzen, als es hier hart auf hart ging.« Kevin seufzte. »Ich wäre selbst um ein Haar nach Europa gegangen, aber dann dachte ich mir, was soll’s? Man kann auch als Straßenprolo aussteigen, das ist fast das Gleiche,

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