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Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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wundervoll. Er muss eine Art Genie sein, und jetzt hat man ihn zerschmettert. Das macht mich wirklich fertig. Welch ein Verlust. Er hat den Verstand verloren. Das ist eine nationale Tragödie.«
    »Also, ich muss zugeben, das ist ein Rückschlag.«
    »Nein, es ist vorbei. Er wird sich nicht bloß deshalb, weil du ihn zwangsernährt hast, wieder erholen. Weil er nämlich schwachsinnig ist. Er kann dir nicht mehr helfen – und das bedeutet, dass auch du mir nicht helfen kannst. Alles ist aus, und ich sollte die Sache aufgeben.«
    »Wir geben nicht auf.«
    »Oscar, lass mich jetzt ins Labor zurückfliegen. Lass mich arbeiten. Das ist das einzig Vernünftige.«
    »Das mag schon sein, aber ich bin nicht vernünftig, und das sind auch keine vernünftigen Zeiten.«
    Leon Sosik betrat das Büro. »Ein ziemliches Debakel.« Er war ganz grau im Gesicht.
    »Dieser Bursche ist wirklich dreist«, sagte Oscar. »Huey hat einen französischen Flugzeugträger vor der Küste warten lassen. Der Mann ist ein Verräter! Er steckt mit einer ausländischen Macht unter einer Decke!«
    Sosik schüttelte den Kopf. »Das habe ich nicht gemeint.«
    »Wir können einem derart kaltblütigen Coup nicht tatenlos zusehen. Wir müssen Hueys Füße an den Senatsboden nageln und ihn grün und blau prügeln.«
    Sosik starrte ihn an. »Das ist doch nicht Ihr Ernst, oder?«
    »Natürlich ist es mein Ernst! Unser Mann hat Huey aus der Deckung gescheucht, und jetzt zeigt er sein wahres Gesicht. Er stellt eindeutig eine Gefahr für die nationale Sicherheit dar. Wir müssen ihn fertigmachen.«
    Sosik wandte sich mit höflicher Besorgnis an Greta. »Dr. Penninger, würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich mich mit Mr. Valparaiso einen Moment unter vier Augen unterhalte?«
    »Natürlich nicht.« Greta erhob sich widerwillig und legte die Essstäbchen weg.
    »Ich könnte Ihnen von unserem Koch etwas einpacken lassen«, schlug Sosik aufmerksam vor.
    »Ach nein, ich wollte sowieso gehen… Es wäre nett, wenn Sie mir ein Taxi rufen würden. In der Stadt findet eine Konferenz statt. Ich habe zu arbeiten.«
    »Ich lasse Sie von unserem Chauffeur zum Tagungsort bringen, Doktor.«
    »Das wäre prima. Vielen Dank.« Sie ergriff ihre Handtasche und ging hinaus.
    Oscar blickte ihr bedauernd nach, dann fiel ihm eine Fernbedienung ins Auge, und er nahm sie in die Hand. »Das hätten Sie nicht tun sollen«, sagte er zu Sosik. »Sie hat nämlich ein Anliegen. Wir hätten später darüber reden können.«
    »Man hat mir gesagt, dass Sie so wären«, meinte Sosik sachlich. »Man hat Sie mir ganz genau beschrieben, aber ich wollte es nicht glauben. Würden Sie bitte die Fernbedienung weglegen?«
    Oscar zappte sich durch mehrere Nachrichtensendungen durch. »Wir stehen an einem Wendepunkt, Leon. Wir müssen rasch reagieren und den Kerl festnageln, bevor er den nächsten Aufmacher unterbringt.«
    Sosik nahm Oscar behutsam die Fernbedienung ab. Er legte Oscar die Hand auf die Schulter. »Machen wir einen Spaziergang. Wir sollten uns mal ernsthaft unterhalten.«
    »Wir haben im Moment nicht gerade Zeit totzuschlagen.«
    »Mann, ich bin der Stabschef. Ich glaube nicht, dass es Zeitverschwendung wäre, mit mir zu reden. Okay?«
    Eine Angestellte reichte ihnen Hüte und Mäntel. Sie fuhren mit dem Aufzug ins Erdgeschoss hinunter.
    »Gehen wir Richtung Somerville«, sagte Sosik. »Die Audioüberwachung ist dort nicht so streng.«
    »Ist das ein Problem? Wir könnten auch getrennt Spazierengehen und uns über eine sichere Telefonleitung unterhalten.«
    Sosik seufzte. »Können Sie nicht mal einen Moment lang einen Gang runterschalten? Ich bin ein alter Mann.«
    Oscar schwieg. Er folgte Sosik in nördlicher Richtung die Prospect Street entlang, die Schultern wegen der Kälte hochgezogen. Kahle Bäume, vereinzelte Weihnachtseinkäufer, hin und wieder eine karibische Ladenfront.
    »Im Büro halte ich es momentan nicht aus. Er übergibt sich, er zittert wie Espenlaub. Und die Leute da drinnen, die verehren alle den Boden unter seinen Füße. Jetzt mussten sie erleben, wie er aus den Pantinen kippt.«
    »Ja, und dass wir uns so davonstehlen, hilft ihrer Moral auch nicht gerade wieder auf.«
    »Halten Sie den Mund«, sagte Sosik. »Ich bin seit dreißig Jahren in dem Business. Ich habe schon viele Politiker ein schlimmes Ende nehmen sehen. Ich habe erlebt, wie sie zu Säufern und Halunken wurden, ich habe Sexskandale, Finanzskandale erlebt… Aber das ist der Erste, der zerbrochen ist,

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