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Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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US-Senat befragt wurden, werden Sie bestimmt einen Anwalt brauchen. Einen sehr teuren Anwalt. Verschwörung, Behinderung der Gerichtsbarkeit… da kommt einiges zusammen.«
    »Es war doch bloß ein falscher Alarm! Ein Fehlalarm. Sowas kommt ständig vor.«
    »Sie haben zu viele Sabotagehandbücher gelesen. Prolos kommen mit urbaner Kriegsführung durch, weil es ihnen nichts ausmacht, in den Knast zu kommen. Prolos haben nichts zu verlieren – Sie hingegen schon. Sie sind gekommen, um Dr. Penninger niederzubrüllen und Ihre Haut zu retten, aber Sie sind ausgerastet und haben Ihre Karriere zerstört. Im Handumdrehen haben Sie zwanzig Jahre Arbeit zunichte gemacht. Und da besitzen Sie die Unverfrorenheit und wollen mir Bedingungen diktieren? Ich könnte Sie kreuzigen, Sie Trottel. Sie haben die größte Dummheit Ihres Lebens begangen. Ich werde Sie zum Gespött der Öffentlichkeit machen, man wird im ganzen Land über Sie lachen.«
    »Hören Sie. Tun Sie das nicht.«
    »Was war das?«
    »Tun Sie mir das nicht an. Ruinieren Sie mich nicht. Bitte. Er hat mir das Nasenbein gebrochen, okay? Das Nasenbein! Hören Sie, ich habe den Kopf verloren.« Skopelitis wischte sich die Tränen aus dem blauen Auge. »So etwas hat sie noch nie getan, sie hat sich gegen uns gewandt, als ob sie den Verstand verloren hätte! Ich musste irgendetwas unternehmen, es war einfach… es war einfach…« Er begann zu schluchzen. »Mein Gott…«
    »Nun, wie ich sehe, strenge ich Sie an«, sagte Oscar. »Die Unterhaltung mit Ihnen hat mir Spaß gemacht, aber die Zeit drängt. Ich muss gehen.«
    »Hören Sie, das können Sie mir doch nicht antun! Das war doch bloß eine Kleinigkeit.«
    »Jetzt hören Sie mir mal zu.« Oscar nahm wieder Platz. »Sie haben hier einen Laptop. Sie möchten, dass ich Sie vom Haken lasse? Schreiben Sie mir eine E-mail. Erzählen Sie mir alles. Jede Kleinigkeit. Ganz im Privaten. Und wenn Sie aufrichtig sind… nun, was soll’s. Er hat Ihnen das Nasenbein gebrochen. Dafür entschuldige ich mich. Das war nicht richtig.«
    Oscar studierte gerade das letzte Sitzungsprotokoll des Wissenschaftsausschusses, als Kevin den Raum betrat.
    »Schlafen Sie eigentlich nie?« fragte Kevin gähnend.
    »Nicht besonders viel.«
    »Das hab ich schon gemerkt.« Kevin ließ den Stock fallen und setzte sich in einen Liegestuhl. Oscars Hotelzimmer war recht spartanisch eingerichtet. Aus Sicherheitsgründen zog er täglich um, außerdem waren die besten Suiten an zahlende Kunden vermietet.
    Oscar klappte den Laptop zu. Der Bericht, der gerade lief, war äußerst interessant – ein staatliches Labor in Davis, Kalifornien, litt unter einer Plage hyperintelligenter Labormäuse, welche die Einheimischen in Panik versetzten und sie veranlassten, vor Gericht zu ziehen – Kevin aber war mindestens ebenso interessant.
    »Und wie geht es jetzt weiter?« fragte Kevin.
    »Was glauben Sie, Kevin?«
    »Also«, meinte Kevin, »da muss ich passen. Sowas habe ich nämlich noch nicht erlebt.«
    »Was Sie nicht sagen.«
    »Ja. Die Lage sieht so aus. Da gibt es eine Gruppe von Leuten, die alle ihren Job verlieren werden. Also organisieren sie sich und leisten Widerstand. Etwa sechs Wochen lang herrscht große Aufregung und Solidarität, und dann werden sie alle gefeuert. Man wird die ganze Anlage abschalten und ihnen die Tore vor der Nase zusperren. Dann werden sie alle zu Prolos.«
    »Glauben Sie das wirklich?«
    »Na ja, vielleicht kommt’s ja auch anders. Vielleicht sind Grundlagenforscher irgendwie smarter als Computerprogrammierer oder Börsenmakler oder Fließbandarbeiter oder herkömmliche Farmer… Anders als all die anderen Leute, die ihren Job verloren haben und denen man den Boden unter den Füßen weggezogen hat. Aber das denken die anderen immer in dieser Lage. ›Ja, deren Jobs sind jetzt überflüssig geworden, aber Leute wie uns wird man immer brauchen.‹«
    Oscar trommelte mit den Fingern auf den Laptop. »Es ist schön, dass Sie so viel Anteil nehmen, Kevin. Ich weiß Ihren Beitrag zu schätzen. Aber ob Sie’s glauben oder nicht, was Sie da sagen, ist nicht gerade neu für mich. Ich bin mir der gewaltigen Zahl von Menschen bewusst, die aus der traditionellen Wirtschaft herausgedrängt werden und sich zu organisierten Mobs zusammenschließen. Ich meine, sie gehen nicht zur Wahl, deshalb wird ihnen nur selten meine professionelle Aufmerksamkeit zuteil, aber im Laufe der Jahre gelingt es ihnen immer besser, dem Rest von uns das Leben schwer zu

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