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Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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eine muntere Abschiedsparty. Für alles war gesorgt. Im Hotel drängten sich die Unterstützer des Laboratoriums, die ihrer aufrichtigen Bewunderung für Norman Ausdruck verliehen und den freien Getränken und Speisen lebhaft zusprachen.
    »Das Hotel ist wunderschön«, sagte Albert Gazzaniga. Gretas Majordomus war in Begleitung von Warren Titche und Cyril Morello erschienen – zwei der permanent unzufriedenen Aktivisten des Labors. Titche kämpfte wie ein radikaler Vielfraß um Kaffeefilter und Cafeteriapreise, während Morello der einzige Angehörige der Personalabteilung war, der als ehrlich bezeichnet werden konnte. Oscar freute es, dass die drei sich spontan zusammengeschlossen hatten. Dies deutete darauf hin, dass die Trends in die richtige Richtung wiesen.
    Gazzaniga umklammerte ein Cocktailglas mit einem kleinen Papierschirmchen darin. »Auch das kleine Restaurant ist klasse. Wenn ich dabei nicht die schmutzige Außenluft einatmen müsste, würde ich täglich hier essen.«
    »Das mit Ihren Allergien tut mir leid, Albert.«
    »Wir haben alle Allergien. Aber mir ist eben eine prima Idee gekommen – was halten Sie davon, die Straße, die von hier zur Kuppel führt, einfach zu überdachen?«
    Oscar lachte. »Warum immer nur halbe Sachen? Überdachen wir doch gleich die ganze verdammte Stadt.«
    Gazzaniga blinzelte. »Ist das Ihr Ernst? Ich merke nie, wann es Ihnen ernst ist.«
    Norman zupfte Oscar am Ärmel. Sein Gesicht war scharlachrot, und seine Augen waren feucht von Abschiedstränen. »Ich breche gleich auf, Oscar. Das ist die letzte Gelegenheit, Ihnen auf Wiedersehen zu sagen.«
    »Was?« sagte Oscar. Er fasste Norman beim Ellbogen und bugsierte ihn in einen ruhigen Winkel. »Sie müssen bis nach der Party bleiben. Dann spielen wir eine Runde Poker.«
    »Damit Sie mich mit einem hübschen kleinen Geldgeschenk nach Boston entlassen können, das nicht über die Bücher läuft?«
    Oscar starrte ihn an. »Mann, Sie sind der Erste, der jemals ein Wort über diese traurige kleine Angewohnheit von mir verloren hat. Sie sind jetzt ein großer Junge, okay? Sie müssen Takt lernen.«
    »Nein, das will ich nicht«, sagte Norman, der bereits schwer betrunken war. »Ich kann so grob sein, wie ich will, denn Sie haben mich gefeuert.«
    Oscar tätschelte Norman den Rücken. »Das war zu Ihrem eigenen Besten. Sie haben da ein größeres Ding gedreht, deshalb sind Sie jetzt ausgebrannt. Man würde Sie ständig auf dem Kieker haben.«
    »Ich wollte Ihnen bloß sagen, das ist schon okay. Ich bedaure nichts. Ich habe wirklich eine Menge über Politik gelernt. Und ich habe einen Professor niedergeschlagen und bin damit durchgekommen. Mann, das allein war’s schon wert.«
    »Sie sind ein braver Kerl, Norman. Ich wünsche Ihnen viel Glück beim Studium. Und nehmen Sie das mit dem Röntgenlaser leicht.«
    »Draußen wartet ein Wagen auf mich«, sagte Norman, von einem Fuß auf den anderen tretend. »Meine Eltern werden sich freuen, mich zu sehen… Ist schon okay, dass ich fortgehe. Ich tu’s nicht gerne, aber ich weiß, es ist am besten so. Bevor ich gehe, möchte ich bloß noch eines mit Ihnen klären. Weil ich nämlich nie mit Ihnen darüber gesprochen habe… Sie wissen schon, was ich meine.«
    »Mein persönliches Vergangenheitsproblem‹«, sagte Oscar.
    »Ich hab mich nie dran gewöhnt. Ich hab’s weiß Gott versucht. Aber ich hab mich nie dran gewöhnt. Niemand gewöhnt sich jemals daran. Nicht mal die Leute aus Ihrem eigenen Team. Sie sind einfach zu seltsam, Sie sind ein sehr, sehr seltsamer Mensch. Sie denken eigenartig. Sie verhalten sich eigenartig. Sie schlafen nicht einmal. Sie sind kein richtiger Mensch.«
    Er seufzte, schwankte leicht auf der Stelle. »Aber wissen Sie was? In Ihrer Umgebung passiert wenigstens was, Oscar. Sie setzen Dinge in Bewegung, Sie rütteln die Leute auf. Sie bewirken etwas. Das Land braucht Sie. Bitte lassen Sie uns nicht hängen, Mann. Lassen Sie uns nicht im Stich. Ich bin jung, und ich brauche eine Zukunft. Kämpfen Sie den gerechten Kampf für uns. Bitte.«
     
    Während Dr. Arno Felzian ihn warten ließ, hatte Oscar Zeit, das Außenbüro des Direktors in Augenschein zu nehmen. Kevin fütterte derweil Stickley, den Binturong, der soeben per Luftfracht von Boston eingetroffen war, mit Proteinbrocken. Stickley trug ein Funkhalsband; seine Krallen waren geschnitten, die Fangzähne poliert, und er war gestriegelt und parfümiert wie ein prämierter Pudel. Stickley stank kaum

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