Brennendes Land
haben Sie sie also bewusst für den Abschuss ausgewählt.«
»Es geht um Zermürbung. Um Ablenkung. Alles wirkt ganz natürlich. Die vier sind einflussreiche Leute, sie sind hier die Meinungsführer. Sie sind smart genug, uns ernsthafte Schwierigkeiten zu machen – wenn sie sich denn dazu aufraffen würden. Aber da es sich nun tatsächlich um sehr smarte Leute handelt, brauchen wir sie nicht mit der Nase auf das Offensichtliche zu stoßen. Wir machen ihnen einfach ihre Lage klar und reichen ihnen den goldenen Fallschirm. Dann nehmen sie Vernunft an. Und gehen fort.«
»Das ist wahrhaft monströs. Sie rauben meiner Forschungseinrichtung Herz und Seele, und niemand will etwas davon wissen – man will es nicht einmal wahrhaben.«
»Nein, Sir, das ist nicht monströs. Das ist bloß menschlich. Das ist gute Politik.«
»Ich sehe durchaus, wozu Sie in der Lage sind. Ich begreife bloß nicht, woher Sie das Recht dazu nehmen.«
»Dr. Felzian… das ist keine Frage der Berechtigung. Ich bin ein Politprofi. Das ist mein Job. Leute wie ich werden nicht gewählt. Wir finden in der Verfassung keine Erwähnung. Wir sind der Öffentlichkeit nicht verantwortlich. Aber niemand wird gewählt ohne einen professionellen Wahlkampf. Ich gebe zu: wir sind ein eigenartiger Menschenschlag. Ich stimme mit Ihnen darin überein, dass es irgendwie seltsam ist, dass wir über so viel Macht verfügen. Aber ich habe diese Situation nicht herbeigeführt. Das ist eine Tatsache des modernen Lebens.«
»Ich verstehe.«
»Ich tue das, was die Lage erfordert, mehr nicht. Ich bin ein Demokrat vom Reformflügel der Partei, und diese Einrichtung hier muss dringend reformiert werden. Das Labor verlangt nach einem neuen Besen. Es ist voller Spinnweben, genau wie… lassen Sie mich nachdenken. Ja, wie die Casinoyacht auf dem Lake Charles, die mit Mitteln des Bewässerungsfonds angeschafft wurde.«
»Mit der Angelegenheit hatte ich nichts zu tun.«
»Ich weiß, dass Sie nicht dafür verantwortlich sind. Aber Sie haben beide Augen zugekniffen, weil Senator Dougal bei jeder Wahl wieder in den Kongress einzog und dort gut für Sie gesorgt hat. Ich habe Respekt für die Mühe, die Sie sich mit der Leitung dieser Einrichtung machen. Aber Senator Dougal war sechzehn Jahre lang Vorsitzender des Wissenschaftsausschusses. Sie haben es nie gewagt, sich mit ihm anzulegen. Wahrscheinlich war das Ihr Glück – er hätte Sie zerschmettert. Aber der Mann hat nicht nur ein bisschen geklaut – am Ende hat er ganze Wagenladungen gestohlen, und das kann sich das Land einfach nicht mehr leisten.«
Felzian lehnte sich zurück. Oscar konnte erkennen, dass er über das reine Entsetzen mittlerweile hinaus war – jetzt erfüllte ihn die Situation mit eigentümlicher Genugtuung. »Weshalb erzählen Sie mir das alles?«
»Weil ich weiß, dass Sie ein anständiger Mensch sind, Mr. Direktor. Ich weiß, das Labor ist Ihr Lebenswerk. Sie waren in ein paar Unregelmäßigkeiten verwickelt, aber die sollten unter sehr schwierigen Bedingungen Ihre Position und das Labor schützen. Ich habe Respekt für Ihre Leistung. Ich hege keinen persönlichen Groll gegen Sie. Gleichwohl kommt man nicht darum herum, dass Sie politisch nicht mehr von Nutzen sind. Der Moment ist gekommen, da Sie ehrenhaft handeln sollten.«
»Und was genau meinen Sie damit?«
»Nun, ich habe nützliche Kontakte zur Universität von Texas. Sagen wir, ein Posten im Galveston Center für Gesundheitswissenschaft. Das ist ein hübsches Städtchen – seit dem Anstieg des Meeresspiegels ist von der Insel nichts mehr übrig, aber man hat den berühmten Meeresdeich wieder aufgebaut, und es gibt dort auch ein paar wunderschöne alte Häuser. Ich könnte Ihnen ein paar hübsche Broschüren zeigen.«
Felzian lachte. »Sie können nicht jeden Einzelnen von uns von seinem Posten vertreiben.«
»Nein, aber das brauche ich auch gar nicht. Ich brauche bloß die Meinungsführer zu entfernen, dann bricht der Widerstand zusammen. Und wenn es mir gelingt, Sie zur Mitarbeit zu bewegen, dann bringen wir das alles in kurzer Zeit hinter uns. Mit Würde und Anstand. Das läge auch im Interesse der Wissenschaftsgemeinde.«
Felzian verschränkte triumphierend die Arme. »Sie versuchen mich zu beschwatzen, weil Sie im Grunde nichts gegen mich in der Hand haben.«
»Weshalb sollte ich zu Drohungen Zuflucht nehmen? Sie sind ein vernünftiger Mann.«
»Sie haben nichts in der Hand! Und ich soll mit Ihnen zusammenarbeiten, den
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