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Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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noch.
    Irgendjemand – wahrscheinlich ein Mitarbeiter von Senator Dougal – hatte es für geraten gehalten, die Büroräume des Direktors mit Texasrequisiten zu dekorieren. Die Wände waren geschmückt mit Flinten, Stierköpfen, Lassos, Cowboyhüten und einer Unmenge Erinnerungsplaketten.
    Felzians Sekretär meldete ihn an. Oscar hängte seinen Hut auf ein an der Innenseite der Tür befestigtes Hirschgeweih. Felzian saß hinter einem Intarsienschreibtisch aus Eichen- und Zedernholz und schaute so grämlich drein, wie die Gebote der Höflichkeit es ihm gestatteten. Der Direktor trug eine Brille mit Zweistärkenglas. Die Metall-Glas-Prothese verlieh ihm einen 20. Jahrhundert-Look. Felzian war ein kleiner, schlanker Mann in den Sechzigern. In härteren Zeiten wäre er kahlköpfig und fett gewesen.
    Oscar schüttelte dem Direktor die Hand und nahm in einem scheckigen Ledersessel Platz. »Freut mich, Sie wiederzusehen, Dr. Felzian. Ich weiß es zu schätzen, dass Sie sich Zeit für mich nehmen.«
    Felzian war auf der Hut. »Das geht schon in Ordnung.«
    »Im Namen von Senator und Mrs. Alcott Bambakias möchte ich Ihnen dieses Labortier vorstellen. Wie Sie sehen, nimmt Mrs. Bambakias regen Anteil am Wohlergehen der Tiere. Daher hat sie dieses Exemplar in Boston gründlich untersuchen lassen, und wie man ihr sagte, erfreut es sich ausgezeichneter Gesundheit. Mrs. Bambakias beglückwünscht das Labor zu seiner strikten Beachtung der Tierrechte. Außerdem hat sie das Tier lieb gewonnen, deshalb sendet sie es Ihnen mit einem persönlichen Beitrag zurück, der auch in Zukunft sein Wohlergehen sichern soll.«
    Felzian warf einen Blick auf das Dokument, das Oscar ihm reichte. »Ist das wirklich ein unterzeichneter Bankscheck?«
    »Mrs. Bambakias bevorzugt den traditionellen, persönlichen Touch«, sagte Oscar. »Sie trauert ihrem Freund Stickley wirklich nach.« Lächelnd zückte er eine Kamera. »Sie haben doch wohl nichts dagegen, wenn ich ein paar Abschiedsfotos für ihr Fotoalbum mache?«
    Felzian seufzte. »Mr. Valparaiso, ich weiß, Sie sind nicht deshalb hergekommen, um mir ein herrenloses Tier auf den Schoß zu setzen. Bisher hat noch niemand ein Tier zurückgegeben. Noch nie. Im Grunde geht es dabei darum, sich einer Partei erkenntlich zu zeigen. Wenn der Senator uns das Tier nun zurückgeben möchte, kann dies nur bedeuten, dass er uns ernsthaft schaden will.«
    Felzians Bitterkeit erstaunte Oscar. Da sie sich im Büro des Direktors aufhielten, ging er natürlich davon aus, dass die Unterhaltung aufgezeichnet wurde. Vielleicht legte Felzian einfach keinen Wert mehr auf Diskretion und nahm die Überwachung hin wie ein chronisches Übel – wie Smog oder Asthma. »Aber keineswegs, Sir! Senator Bambakias ist tief beeindruckt von dieser Forschungseinrichtung. Er unterstützt die staatlichen Forschungsanstrengungen aus ganzem Herzen. Er beabsichtigt, die Wissenschaftspolitik zu einem Kernpunkt seiner gesetzgeberischen Arbeit zu machen.«
    »Dann begreife ich nicht, was Sie vorhaben.« Felzian zog einen Ausdruck aus einer Schreibtischschublade hervor. »Schauen Sie sich mal diese Liste mit Kündigungen an. Das sind altgediente Wissenschaftler! Ihre Moral ist am Boden, und jetzt verlassen sie uns.«
    »Sie meinen Moulin, Lambert, Dulac und Dayan?«
    »Vier meiner besten Leute!«
    »Ja, ich gebe zu, sie sind sehr klug und entschlossen. Bedauerlicherweise sind sie Anhänger Dougals.«
    »So ist es. Und deshalb sind sie Ihnen im Weg?«
    »Ja, gewiss. Aber wissen Sie, die sind ja keine Leidtragenden. Sie steigen bloß rechtzeitig aus. Denen liegen Angebote aus der Privatindustrie vor.«
    Felzian blätterte mit spitzen Fingern in seinen Papieren. »Wie haben Sie das nur gedeichselt? Die sind übers ganze Land verteilt. Wirklich erstaunlich.«
    »Danke. Das ist ein schwieriges Unterfangen, aber mit moderner Technik ist es machbar. Nehmen wir zum Beispiel Dr. Moulin. Ihr Mann ist aus Vermont, und ihr Sohn geht dort zur Schule. Ihr Spezialgebiet ist die Endokrinologie. Daher haben wir die relevanten Parameter eingegeben, und das optimale Ergebnis war eine Genfirma in Nashua. Die Firma wollte sie auf den Anruf der Jobvermittlungsfirma hin nicht gleich einstellen, deshalb rief das Büro des Senators dort an, und man unterhielt sich über die lokalen Ausschreibungen. Daraufhin zeigte sich die Firma sehr einsichtig. Und als wir Dr. Moulin zu den Unregelmäßigkeiten in den Laborabrechnungen befragten, lief es ganz ähnlich.«
    »Dann

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