Brennendes Land
Direktorenposten niederlegen und mich schweigend in mein Schwert stürzen? Sie haben wirklich Nerven.«
»Aber ich bin aufrichtig zu Ihnen.«
»Das einzige Problem, das ich hier sehe, sind Sie. Und Ihr Problem ist, dass Sie mir nichts anhaben können.«
Oscar seufzte. »Doch, das kann ich schon. Ich habe Ihre Laborberichte gelesen.«
»Wovon reden Sie da? Ich bin in der Verwaltung tätig! Ich habe seit zehn Jahren nichts mehr veröffentlicht.«
»Ja, gut, aber ich habe die Berichte gelesen, Mr. Direktor. Natürlich bin ich kein ausgebildeter Genetiker, deshalb muss ich leider bekennen, das ich sie nicht verstehe. Aber ich habe sie überprüfen lassen. Sämtliche Berichte wurden von einem unabhängigen Wissenschaftlerteam gründlich überprüft. Sie haben im Laufe Ihrer Karriere fünfundsiebzig Arbeiten veröffentlicht, jede einzelne mit Zahlentabellen gespickt. Ihre Messwerte passen wundervoll zusammen. Zu schön um wahr zu sein, denn sechs Tabellen beruhen auf dem gleichen Datensatz.«
»Was soll das heißen?«
»Das soll heißen, dass es jemandem im Labor langweilig wurde und er beschlossen hat, sich die mühsame Plackerei zu ersparen.«
Felzian lief rot an. »Was? Das können Sie nicht beweisen.«
»Zu Ihrem Pech doch. Weil es darin nur Schwarz und Weiß gibt. Damals, als für Sie galt ›publizier oder stirb‹, waren Sie in Eile und mussten ein paar Werte zurechtbiegen. Und das ist schlimm. Sehr schlimm. Für einen Wissenschaftler ist das ein tödlicher Fehler. Wenn wir Sie erst einmal als wissenschaftlichen Betrüger geoutet haben, wird Ihnen kein einziger Freund mehr bleiben. Ihre Kollegen werden ihr Wort brechen und Ihnen die Epauletten runterreißen.«
Felzian schwieg.
Oscar hob die Schultern. »Wie ich schon sagte, ich bin kein Wissenschaftler. Wissenschaftsbetrug nehme ich nicht so tierisch ernst wie Ihresgleichen. Ich persönlich kann nicht erkennen, dass Ihre Fälschungen größeren Schaden angerichtet hätten, denn diese Arbeiten hat ja sowieso niemand beachtet. Sie waren bloß eine ziemlich mittelmäßige Begabung auf einem von starkem Wettbewerb geprägten Gebiet und haben versucht, Ihre Ergebnisse zu untermauern.«
»Von diesem Problem habe ich nichts gewusst. Dafür muss einer meiner Doktoranden verantwortlich gewesen sein.«
Oscar lachte leise auf. »Hören Sie, wir wissen beide, dass Sie nicht mehr vom Haken loskommen. Klar, wenn es um die Finanzskandale geht, können Sie sich hinter dem Rücken des Senators verstecken. Aber hier geht es nicht bloß um Geld. Das sind Forschungsergebnisse, Ihr Beitrag zur Wissenschaft. Sie haben die Bücher frisiert. Wir wissen beide, dass Sie erledigt sind, wenn ich das öffentlich mache. Warum also weiterdiskutieren? Wenden wir uns den anstehenden Dingen zu.«
»Was genau wollen Sie von mir?«
»Ich will, dass Sie zurücktreten, und ich brauche Ihre Hilfe bei der Einsetzung des neuen Direktors.«
»Greta Penninger.«
»Nein«, erwiderte Oscar ohne zu zögern, »wir wissen beide, dass das nicht machbar ist. Greta Penninger war taktisch sehr nützlich für mich, aber ich habe einen anderen Kandidaten, der Ihnen wesentlich besser gefallen dürfte. Es handelt sich um einen früheren Kollegen von Ihnen – um Professor John Feduccia, den ehemaligen Präsidenten der Universität von Boston.«
Felzian war verblüfft. »John Feduccia? Wie kommt der denn auf die Empfehlungsliste?«
»Feduccia ist der ideale Kandidat! Er ist sehr erfahren in der Verwaltungsarbeit und hat zuvor an der Universität von Texas Karriere gemacht, das verleiht ihm den nötigen Stallgeruch. Außerdem ist Feduccia eng mit Senator Bambakias befreundet. Vor allem aber ist Feduccia politisch in Ordnung. Er gehört den Demokraten an.«
Felzian musterte ihn erstaunt. »Wollen Sie damit sagen, Sie hätten die bedauernswerte Greta Penninger nur vorgeschoben, während Sie die ganze Zeit vorhatten, einen Yankee zum Direktor zu machen, der ein persönlicher Spezi Ihres Bosses ist?«
Oscar runzelte die Stirn. »Seien Sie doch nicht ungerecht. Natürlich bewundere ich Greta Penninger. Für die Rolle, die sie gespielt hat, war sie bestens geeignet. Sie hat den Boden für den Wandel bereitet, aber sie kann diese Forschungseinrichtung unmöglich leiten. Sie versteht Washington nicht. Wir brauchen in dem Job eine gestandene Persönlichkeit, jemanden mit Erfahrung und von außerhalb, jemanden, der die politischen Realitäten versteht. Feduccia ist ein Profi. Greta ist naiv, sie lässt sich zu
Weitere Kostenlose Bücher