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Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Hand ein Einkaufsnetz voller Konserven. Sie trug Gummisandalen, einen weiten Baumwollrock und eine mit tropischen Blüten bedruckte Bluse. Den Kopf hatte sie sich mit einem Taschentuch umwickelt. Sie platzte in Fontenots Hütte, bemerkte Kevin und Oscar und begann auf kreolisch zu schnattern.
    »Das ist Clotile«, sagte Fontenot. »Meine Haushälterin.« Er erhob sich und sammelte linkisch ein paar leere Bierdosen auf, während er ihr in stockendem Französisch antwortete.
    Clotile bedachte Kevin und Oscar mit einem vorwurfsvollen, abschätzigen Blick, dann las sie ihrem humpelnden Boss die Leviten.
    »Der war Ihr Sicherheitschef?« flüsterte Kevin Oscar zu. »Dieser gebrochene alte Hinterweltler?«
    »Ja. Und er war mal richtig gut.« Das Zwischenspiel mit Fontenot und Clotile faszinierte Oscar. Bei ihrer Auseinandersetzung ging es um Rasse, Ökonomie und Geschlecht, doch der Kontext war ihm völlig unverständlich. Offenbar spielte Clotile jetzt eine große Rolle in Fontenots Leben. Fontenot bewunderte sie aufrichtig; sie hatte etwas an sich, das er sehnsüchtig begehrte und nie mehr bekommen würde. Clotile wiederum empfand Mitleid mit ihm und arbeitete bereitwillig für ihn, ohne ihn indes zu akzeptieren. Sie standen einander nahe genug, um miteinander zu reden und sogar zu scherzen, doch ihre Beziehung wies ein tragisches Element auf, das sich niemals auflösen würde. Es war ein pointiertes Minidrama, Oscar ebenso unverständlich wie eine Kabuki-Aufführung.
    Oscar spürte, dass Fontenots Glaubwürdigkeit durch seine Gäste ernsthaft Schaden genommen hatte. Er betrachtete seine mit Stickereien verzierten Ärmel, seine abgelegten Handschuhe, den pelzgefütterten Flughelm. Er verspürte einen intensiven Kulturschock.
    Wie seltsam war doch die Welt, in der er lebte. Wie seltsam waren doch die Menschen: Kevin, Fontenot, Clotile – und er selbst in seiner verwegenen, schmutzigen Verkleidung. Da waren sie nun, frühstückten und räumten die Wohnung auf, während sich die Spielregeln am Rande ihres moralischen Universums grundlegend verändert hatten. Spielfiguren rückten vom Mittelpunkt an die Peripherie, von der Peripherie ins Zentrum – während andere ganz vom Spielfeld flogen. In seinem früheren Leben, in Boston, hatte er häufig mit Fontenot gefrühstückt. Täglich ein Arbeitsfrühstück, während sie die Nachrichten schauten, über die Wahlkampfstrategie berieten und Melone aßen. Das alles war Lichtjahre entfernt.
    Clotile arbeitete sich energisch vor und riss Kevin und Oscar die Teller weg. »Ich möchte Ihrer Haushälterin nicht im Weg sein«, meinte Oscar nachsichtig. »Vielleicht sollten wir ein wenig Spazierengehen und über den Anlass unserer Reise sprechen.«
    »Gute Idee«, sagte Fontenot. »Klar. Kommen Sie.«
    Sie folgten Fontenot durch die knarrende Eingangstür nach draußen und stiegen die verzogene Holztreppe hinunter. »Das hier sind gute Leute«, erklärte Fontenot und sah sich misstrauisch über die Schulter um. »Sie sind so real.«
    »Es freut mich, dass Sie sich mit den Nachbarn gut verstehen.«
    Fontenot nickte ernst. »Ich gehe zur Messe. Ein Stück weiter liegt eine kleine Kirche. Ich lese neuerdings in der Bibel… Hatte früher nie Zeit dazu, aber jetzt will ich mir Zeit für die wichtigen Dinge nehmen. Für die wichtigen und realen Dinge.«
    Oscar schwieg. Er war nicht religiös, aber die lange Geschichte des Juden- und Christentums hatte ihn schon immer beeindruckt. »Dann berichten Sie uns mal von der Siedlung der Haitianer, Jules.«
    »Berichten? Da gibt’s nichts zu berichten. Wir fahren einfach mal hin. Wir nehmen mein Hovercraft.«
    Fontenots Hovercraft lag gleich vorm Haus. Das amphibische Luftkissenfahrzeug, ausgestattet mit unverwüstlichen Plastikschürzen und einem kräftigen alkoholbetriebenen Motor, hatte ihn offenbar eine Menge Geld gekostet. Es stank nach Fisch, und an der gedrungenen, glänzenden Hülle klebten reichlich Schuppen. Als er die Angelutensilien ausgeladen hatte, bot das Fahrzeug Platz für drei, wenngleich Kevin sich hineinzwängen musste.
    Das überladene Hovercraft schrammte polternd dem Bayou entgegen. Dann glitt es spotzend und gurgelnd über die Seerosen hinweg.
    »Ein Hovercraft ist im Bayou ideal fürs Angeln«, erklärte Fontenot. »Im Teche, wo überall Aststümpfe und Autowracks und so Zeug rumliegen, braucht man ein flaches Boot. Die Einheimischen machen sich über mein großes, protziges Hovercraft lustig, aber ich komme damit wirklich

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