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Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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gesetzt, alles, was atmet. Weil es nämlich funktioniert! Diese Blutsauger haben früher die Menschen scharenweise getötet. Seit Tausenden von Jahren waren die hier eine Plage biblischen Ausmaßes. Green Huey aber hat sie endgültig erledigt.«
    Das Hovercraft tuckerte weiter. Die drei Männer verfielen in nachdenkliches Schweigen.
    »Was ist das denn für eine Mücke da auf Ihrem Arm?« fragte Kevin nach einer Weile.
    »Zack!« Fontenot hatte sie erschlagen. »Muss wohl vom Mississippi rübergeflogen sein.«
     
    Oscar wusste um die Tragweite seiner neuen Erkenntnisse. Richtig gemanagt, würde dieser Skandal Huey erledigen. Schlecht gemanagt, würde er im Handumdrehen Oscar erledigen. Vielleicht sogar den Präsidenten.
    Oscar verfasste das seiner Meinung nach beste Memorandum seiner Laufbahn. Er ließ es an den Präsidenten weiterleiten – in der Hoffnung, dass es nur von ihm gelesen wurde. Er überging seine Vorgesetzten an der Spitze der Befehlskette nur ungern, wollte aber verhindern, dass die paramilitärischen Eiferer vom NSR weitere Dummheiten machten. Der Helikopterangriff hatte ihm wahrscheinlich das Leben gerettet, aber echte Profis wären anders vorgegangen.
    Oscar appellierte an den Präsidenten. Er argumentierte ruhig, faktenbezogen, klar geordnet. Er beschrieb akribisch die örtlichen Gegebenheiten des Haitianer-Lagers und empfahl, einen Agenten einzuschleusen. Eine diskrete, harmlos wirkende Person. Eine Agentin wäre eine gute Wahl. Eine Person, die alles gründlich filmte und Blutproben nahm.
    Drei Tage lang bombardierte Oscar die höhergestellten Mitglieder des NSR mit besorgten Anfragen. Ob der Präsident das Memorandum bereits gelesen habe? Es sei von äußerster Wichtigkeit. Von entscheidender Bedeutung.
    Er bekam keine Antwort.
    In der Zwischenzeit hatte das Laboratorium mit ernsthaften Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Moral unter den Zivilangestellten ließ nach. Sie bekamen kein Gehalt mehr ausgezahlt, während sie gleichzeitig geringeres Ansehen als die Forscher genossen, die sich rasch an die Unterstützung ehrfurchtsvoll staunender Moderatoren gewöhnten. Die Zivilangestellten waren sauer. Besonders aufgebracht waren die medizinischen Angestellten. Sie konnten anderswo jederzeit einen gutbezahlten Job bekommen – außerdem konnte man kaum von ihnen erwarten, dass sie einen ordentlichen, ethisch einwandfreien Medizinbetrieb ohne steten Geldzufluss und kontinuierliche Versorgung an Verbrauchsmaterialien aufrecht erhielten.
    Zwischen Moderatoren und Regulatoren gab es ständig Streit wegen des Sabine River Valley. Spähtrupps rivalisierender Nomadengangs gingen sogar so weit, ihre Gegner aus dem Hinterhalt zu überfallen und zu lynchen. Die Lage wurde immer prekärer, zumal man die Sheriffs von Jasper und Newton County zum Rücktritt gezwungen hatte. Die beiden texanischen Sheriffs guter alter Schule waren in einen skandalösen Schmiergeldskandal verwickelt gewesen. Irgend jemand hatte ausführliche Dossiers über ihre langjährige Beteiligung am Alkoholschmuggel, dem Glücksspiel und der Prostitution angelegt – an all den gesetzwidrigen Vergnügungen, die man zwar verbieten, niemals aber unterbinden konnte.
    Man musste kein Genie sein, um zu begreifen, dass die zivile Ordnung in Osttexas von Green Huey vorsätzlich unterminiert wurde. Die Regierung des Bundesstaats hätte sich der Herausforderung stellen sollen, doch dazu mangelte es ihr bekanntermaßen am erforderlichen Einfallsreichtum. Der Staat hielt endlose Anhörungen über das wie eine Seuche um sich greifende Problem der Polizeikorruption ab – offenbar in der Hoffnung, die Unruhen würden sich von selber legen, wenn man nur genug Berichte anfertigte.
    Den größten Unsicherheitsfaktor an der Staatsgrenze stellte die provozierende Anwesenheit von europäischen und asiatischen Nachrichtencrews dar. Amerikas heißer Krieg mit den tapferen, winzigen Niederlanden war ein heißes Thema. Gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen bewaffneten Verbrechergangs begeisterten Amerikas Fans in aller Welt seit jeher. Niederländische Journalisten bekamen keine Einreiseerlaubnis in die USA – die Franzosen und Deutschen hingegen waren überall, vor allem aber in Louisiana. Die Briten besaßen die Freundlichkeit, darauf aufmerksam zu machen, dass die Franzosen insgeheim Hueys Regulatorengangs bewaffneten.
    Die prestigegeilen Hitzköpfe der Regulatoren waren hocherfreut über die weltweite Berichterstattung. Für junge Regulatorenrowdies

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