Brennendes Wasser
Gewohnheit als aus Notwendigkeit schob Austin die Schrotflinte mit dem Fuß außer Reichweite. Buzz war vor Schreck wie erstarrt gewesen, doch jetzt eilte er herbei und kniete neben der Leiche nieder. Austin drehte den Mann um, so dass sie sein Gesicht sehen konnten. Buzz musterte es prüfend.
»Nein, das ist eindeutig nicht mein Vater«, sagte er dann mit leiser Stimme. Austin war erleichtert. »Zunächst mal ist er viel zu groß. Mein Vater war so untersetzt wie ich. Und auch das Gesicht passt überhaupt nicht. Wer, um alles in der Welt, ist das?«
»Er nannte sich Martin, aber das war nicht sein richtiger Name. Ich weiß nicht, wer er ist.«
»Warum wollte er Sie töten? Oder sogar uns beide?«
»Er hatte keinen wirklichen Grund dafür. Er war wie eine dieser Trickbomben, die früher von den Deutschen abgeworfen wurden. Sie explodierten, sobald jemand sie entschärfen wollte.
Ach, übrigens, ich dachte, Sie würden im Wagen bleiben.«
»Das hatte ich vor, aber ich konnte nicht mehr still sitzen.
Hinter dem Haus habe ich niemanden entdeckt, also wollte ich in der Scheune nach Ihnen sehen.«
»Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie froh ich darüber bin.«
Austin neigte den Kopf. »Ich glaube, ich höre etwas.« Er blickte noch einmal auf die Leiche hinunter. »Angenehmen Ruhestand, Bucky«, sagte er und ging zum Tor.
Buzz folgte ihm auf den Hof hinaus. Im selben Moment kam ein schwarzweißer Wagen mit blitzender Signalleuchte aus dem Wald geschossen und hielt in einer gewaltigen Staubwolke. Auf der Tür des Fahrzeugs stand in großen Lettern SHERIFF geschrieben. Zwei Männer in blauen Uniformen stiegen aus. Einer war stämmig und jung, der andere schlank und grauhaarig. Der jüngere Mann hatte die Hand auf den Kolben seiner Pistole gelegt. Sein Abzeichen wies ihn als Deputy Sheriff aus.
»Wer von Ihnen ist Austin?«, fragte er.
»Ich«, antwortete Kurt.
Der Deputy musste mit einer Ausrede gerechnet haben, denn er wusste anscheinend keine Erwiderung darauf.
Der ältere Mann schob ihn sanft beiseite. »Ich bin Sheriff Hastings. Hat einer von Ihnen Bucky Martin gesehen?«
»Er ist in der Scheune«, sagte Austin.
Der Deputy lief hinein und kam kurz darauf mit bleichem Gesicht zurück. »O Gott«, sagte er und griff wieder nach der Waffe. »Der alte Bucky ist tot. Aufgespießt mit einer Heugabel. Wer von Ihnen beiden war das?«
Hastings bedeutete seinem Deputy, sich zu beruhigen und die Mordkommission des Bezirks zu verständigen. »Würden Sie mir bitte verraten, was hier vorgeht, Mr. Austin?«
»Martin hat versucht, uns mit der Schrotflinte zu erschießen, die neben seiner Leiche liegt. Ich musste ihn töten. Anders ließ er sich leider nicht von seinem Vorhaben abbringen.«
»Danke, aber ich meine, was geht
wirklich
hier vor, dass ich plötzlich Anrufe aus Washington bekomme?«
»Washington?«
»Allerdings. Zuerst ist das Büro des Gouverneurs dran und sagt, ich solle am Apparat bleiben, und dann stellen sie diesen Wahnsinnigen zu mir durch, diesen Admiral Sandecker. Der behauptet, einer seiner Leute namens Austin sei in Gefahr, und wenn ich nicht so schnell wie möglich raus zu Martin fahren würde, gäbe es einen Toten. Als ich gefragt habe, wieso er dieser Ansicht sei, hat er gedroht, er würde mir einen zweiten Nabel in den Bauch stanzen, falls ich nicht endlich mit diesen dämlichen Fragen aufhören und meinen Arsch in Bewegung setzen würde.« Er grinste. »Anscheinend hatte er Recht.« Er wandte sich an Buzz. »Und wer sind Sie?«
»Buzz Martin.«
Der Sheriff starrte ihn verdutzt an. »Sind Sie mit dem Toten verwandt?«
Austin und Martin sahen sich an und waren beide unschlüssig, was sie darauf antworten sollten.
Schließlich schüttelte Kurt den Kopf. »Ich hoffe, Sie haben etwas Zeit mitgebracht, Sheriff, denn das ist wirklich eine ziemlich lange Geschichte.«
25
Seit einer Stunde dröhnten die Trommeln ohne Unterlass. Zuerst war das Geräusch rhythmisch wie der Herzschlag eines Menschen gewesen und hatte von einem einzelnen Instrument gestammt. Dann fielen die anderen Trommeln ein. Die hohlen, dumpfen Schläge wurden schneller, und im Hintergrund war ein monotoner Singsang zu verne hmen. Francesca lief im Thronsaal auf und ab wie ein Löwe im Käfig. Sie hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und den Blick nachdenklich zu Boden gerichtet. Die Trouts saßen neben dem Thron und warteten geduldig ab, dass die weiße Göttin das Wort ergreifen würde. Te ssa hatte sich
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