Brennendes Wasser
gehalten, aber es könnte nicht schaden, den chronologischen Ablauf der Ereignisse für uns alle ein weiteres Mal zusammenzufassen.«
Austin hatte mit dieser Bitte gerechnet. »Angefangen hat alles vor zehn Jahren mit dem missglückten Versuch, Francesca Cabral zu entführen. Ihr Flugzeug ist in den venezolanischen Regenwald gestürzt, und sie wurde für tot gehalten. Zehn Jahre später. Joe und ich stoßen vor San Diego beinahe mit einer Herde toter Grauwale zusammen. Die Tiere sind infolge einer starken Hitzeeinwirkung gestorben, die wiederum von einer unterseeischen Anlage vor der Baja California in Mexiko ausgegangen ist. Während unserer Ermittlungen fliegt diese Anlage in die Luft. Ich habe mit einem mexikanischen Gangster gesprochen, der als Strohmann für den wirklichen Eigentümer fungierte, eine kalifornische Wasserbaufirma namens Mulholland Group. Diesen Namen hat uns der Anwalt des Gangsters verraten, und Hiram fand später heraus, dass Mulholland zu einem multinationalen Konzern namens Gogstad Corporation gehört. Der Gangster und sein Anwalt wurden kurz nach den Gesprächen mit uns ermordet.«
»Und zwar auf ziemlich spektakuläre Art und Weise, wenn ich mich recht entsinne«, warf Sandecker ein.
»Stimmt. Keiner der beiden wurde einfach im Vorübergehen erschossen. Man hat die Morde sorgfältig geplant und außergewöhnliche Waffen eingesetzt.«
»Das würde auf gut organisierte Killer hindeuten, die über umfassende Mittel verfügen«, sagte Gunn, der einst die Logistik der NUMA geleitet hatte und sehr gut wusste, wie schwierig es war, eine größere Operation auf die Beine zu stellen.
»Wir sind zu dem gleichen Schluss gelangt«, pflichtete Kurt ihm bei. »Wer könnte also eine solche Organisation und entsprechende Mittel aufbieten? Nun, beispielsweise ein großer Konzern, der unerbittlich seine Ziele verfolgt.«
»Gogstad?«
Austin nickte.
»Ich bin mir nicht ganz sicher, was dieser Name bedeuten soll«, sagte Gunn.
»Die einzige Verbindung, die mir aufgefallen ist, war das Firmen-Logo. Es zeigt das Wikingerschiff von Gogstad, das irgendwann im neunzehnten Jahrhundert entdeckt wurde. Hiram hat ein wenig tiefer gegraben, aber nicht allzu viel gefunden.
Sogar Max hat nur wenige Informationen liefern können. Im Wesentlichen scheint es sich um einen riesigen Konzern mit weltweiten Beteiligungen zu handeln. Geleitet wird er von einer Frau namens Brynhild Sigurd.«
»Eine
Frau
«, stellte Gunn überrascht fest. »Interessanter Name. In der altnordischen Mythologie war Brynhild eine Walküre, eine der jungfräulichen Kriegerinnen, die die Seelen der gefallenen Helden vom Schlachtfeld nach Walhalla brachten. Sigurd war ihr Geliebter. Der Name ist doch keinesfalls echt, oder?«
»Wir wissen kaum etwas über diese Frau.«
»Mir ist bewusst, dass Großkonzerne bei der Verfolgung ihrer Geschäftsinteressen mitunter rücksichtslos vorgehen«, sagte Gunn und schüttelte den Kopf, »aber wir reden hier von Verbrechermethoden.«
»Danach sieht es aus«, sagte Austin und wandte sich an Zavala. »Joe, würdest du Rudi bitte über deine Erkenntnisse informieren?«
»Kurt hat mich in Kalifornien angerufen und mir von Gogstad erzählt«, sagte Zavala. »Daraufhin habe ich mit einem Journalisten der Los Angeles Times gesprochen. Er kannte Gogstad ziemlich gut. Genau genommen, leitete er sogar ein ganzes Rechercheteam, das den Konzern genau unter die Lupe genommen hat. Er sagte, sie würden unter der Überschrift ›Die Wasserpiraten‹ eine Artikelserie vorbereiten. Darin sollte enthüllt werden, dass Gogstad versucht, die Süßwasserversorgung der ganzen Welt zu übernehmen.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein einzelner Konzern dazu in der Lage wäre«, sagte Gunn.
»Ich war auch eher skeptisch«, entgegnete Zavala. »Aber nachdem mir der Reporter einige Einzelheiten genannt hatte, kam es mir nicht mehr so unwahrscheinlich vor. Gogstads Firmen haben völlig legal die Wasserverteilung des Colorado River übernommen. Vergleichbare Privatisierungen finden derzeit auf allen Kontinenten statt. Gogstad hat mittlerweile alle Konkurrenten verdrängt. Laut Angaben des Journalisten sind im Verlauf der letzten Jahre überall auf der Welt immer wieder Leute ums Leben gekommen oder spurlos verschwunden. Dabei handelte es sich um Personen, die entweder als Wettbewerber von Gogstad auftraten oder die Übernahme durch Gogstad verhindern wollten.«
Gunn stieß einen leisen Pfiff aus. »Diese Artikel dürften
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