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Brennendes Wasser

Brennendes Wasser

Titel: Brennendes Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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haben, ist die Furcht der Einheimischen nicht gekünstelt.
    Das sind die spärlichen Fakten.«
    »Und die Legenden?«, fragte Gamay.
    »Sie können sich unsichtbar machen«, erwiderte Ramirez lächelnd. »Sie können fliegen. Sie können feste Hindernisse durchdringen. Sie sind eher Geister oder Gespenster als Menschen. Sie können nicht durch normale Waffen getötet werden.«
    »Zumindest
dieser
Mythos dürfte durch das Einschussloch widerlegt werden, das wir gesehen haben«, sagte Paul.
    »Sollte man meinen«, stimmte Ramirez zu. »Es gibt noch eine faszinierende Geschichte. Offenbar herrscht bei den Chulo das Matriarchat. Eine Frau führt den Stamm. Genau genommen eine Göttin.«
    »Eine Amazone?«, fragte Gamay.
    Wortlos zog Ramirez einen Gegenstand aus der Tasche. Es war der Anhänger, den der Tote um den Hals getragen hatte.
    »Vielleicht ist das hier unsere geflügelte Göttin. Es heißt, sie beschütze ihren Stamm, und ihre Rache sei furchtbar.«
    »
Sie
, die unbedingten Gehorsam fordert«, sagte Gamay in dramatischem Tonfall.
    »Pardon?«
    Gamay lächelte. »Das ist ein Zitat aus einem Abenteuerroman, den ich als Kind gelesen habe. Es ging um eine Dschungelgöttin, die schon seit Tausenden von Jahren lebte, ohne zu altern.«
    Paul nahm den Anhänger und betrachtete ihn nachdenklich.
    »Göttin oder nicht, sie hat den Eingeborenen, den wir gesehen haben, nicht sonderlich gut beschützt.«
    Die Miene des älteren Mannes verfinsterte sich. »Ja, aber das ist noch nicht alles…«
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte Gamay.
    »Ich bin ein wenig beunruhigt. Einer der Dorfbewohner ist zu mir gekommen. Er hat gesagt, im Wald käme Unruhe auf.«
    »Was genau hat er gemeint?«, fragte Paul.
    »Er wusste es nicht. Aber es hängt angeblich mit dem ermordeten Indio zusammen.«
    »Inwiefern?«, fragte Gamay.
    »Ich bin mir nicht ganz sicher.« Er hielt inne. »Genau in diesem Moment sterben zahllose Lebewesen um uns herum. Die Insekten, Säugetiere und Vögel stehen ständig in einem erbitterten Überlebenskampf. Und doch herrscht bei all diesem blutigen Chaos eine Art Balance.« Seine tief liegenden Augen schienen sich noch weiter zu verdunkeln. »Ich fürchte, dass der Mord an dem Indio dieses Gleichgewicht gestört hat.«
    »Vielleicht wird die Amazonengöttin demnächst schreckliche Vergeltung üben«, sagte Paul und gab ihm den Anhänger zurück.
    Ramirez ließ die kleine Figur an ihrem Riemen hin- und herpendeln, als wolle er jemanden damit hypnotisieren. »Als Wissenschaftler muss ich mich an die Fakten halten. Es ist eine Tatsache, dass jemand dort draußen über eine Schusswaffe verfügt und sie ohne zu zögern auch benutzt. Dieser Indio hat entweder sein Stammesterritorium verlassen, oder jemand mit einer Schusswaffe ist dort eingedrungen.«
    »Haben Sie eine Vermutung, um wen es sich dabei handeln könnte?«, fragte Gamay.
    »Vielleicht. Wissen Sie über die Geschichte der Kautschukindustrie Bescheid?«
    Die beiden Trouts schüttelten die Köpfe.
    »Vor hundert Jahren wuchsen Kautschukbäume lediglich im Dschungel des Amazonas. Dann stahl ein britischer Wissenschaftler einige Samen und gründete damit große Kautschukplantagen im Osten. Etwas Vergleichbares passiert derzeit. Der Schamane, der uns heute bei der Bestattung geholfen hat, schwindelt zwar hin und wieder, wenn es um die Austreibung böser Dämonen geht, aber er kennt die medizinische Wirkung von vielen hundert Pflanzen im hiesigen Regenwald. Es tauchen Leute hier auf und behaupten, sie seien Wissenschaftler, aber in Wahrheit sind sie Piraten und suchen nach medizinisch nutzbaren Pflanzen. Sie verkaufen die Patente an multinationale Arzneimittelkonzerne. Manchmal stehen sie auch im direkten Dienst dieser Firmen. In beiden Fällen verdienen die Konzerne ein Vermögen, während die Eingeborenen, deren Wissen hier ausgebeutet wird, keinerlei Entlohnung erhalten. Schlimmer noch, zuweilen kommen diese Männer einfach her und
nehmen
sich die Pflanzen, ohne überhaupt zu fragen.«
    »Und Sie glauben, einer dieser ›Piraten‹ habe den Indio gefoltert und ermordet?«, fragte Paul.
    »Das ist durchaus möglich. Wenn viele Millionen Dollar auf dem Spiel stehen, zählt das Leben eines armen Indios rein gar nichts. Warum man ihn erschossen hat, weiß ich nicht. Vielleicht hat er einfach nur etwas gesehen, das nicht für seine Augen bestimmt war. Die Geheimnisse der Pflanzen werden unter den Waldbewohnern seit vielen Generationen weitergegeben.«
    »Versucht

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