Brennendes Wasser
jedoch nicht zu sehen. Er schaute noch einmal nach unten. Die Wogen brachen sich schäumend an den zerklüfteten Felsen. Am anderen Ende der Plattform befand sich ein Durchgang, doch dahinter gähnte nur Leere, und es führte auch keine Leiter hinauf oder hinab.
Seltsam
. Ein kurzes Stück von dem Durchgang entfernt war eine Metallschiene an der Klippenwand befestigt. Sie verlief bis ganz nach unten und verschwand im Meer.
Zavala musterte die entsprechende Stelle. Ein Teil des Wassers schien dunkler als die Umgebung zu sein. Vie lleicht Tang oder andere Meerespflanzen, die sich dort angesammelt hatten.
Dann stiegen am Fuß der Klippen auf einmal brodelnde Blasen auf, und ein großes, glänzendes eiförmiges Objekt hob sich aus dem Wasser und glitt die Klippenwand empor.
Natürlich
! Die Schiene gehörte zu einem Aufzug. Das Ei schoss unverändert schnell nach oben und würde sein Ziel in wenigen Sekunden erreicht haben. Zavala eilte zurück in den großen Raum mit den Röhren und ließ die Tür einen kleinen Spalt offen.
Das Ei hielt auf Höhe der Plattform. Es bestand aus dunkel getöntem Glas oder Kunststoff und hob sich dadurch nicht von der Farbe der Klippe ab. Eine Tür ging auf, und zwei Männer in weißen Kitteln stiegen aus. Zavala rannte zu der Treppe. Wenige Sekunden später befand er sich wieder in dem Umkleideraum.
Er zog seinen Kittel aus, legte ihn so ordentlich wie möglich wieder zusammen und ging dann zügig durch die Flure zurück in die Bäckerei. Niemand sah, wie er den verbotenen Bereich verließ. Dann eilte er Austin und der Touristengruppe hinterher.
Die Führerin sah ihn herannahen und musterte ihn fragend und wenig erfreut.
»Ich habe nach dem
baño
gesucht.«
Sie wurde rot. »Oh, ja. Ich zeige Ihnen gleich den Weg.« Sie klatschte in die Hände, um die allgemeine Aufmerksamkeit zu erregen. »Hiermit ist unsere Führung beendet.« Jeder Besucher erhielt eine Probepackung Tortillas, und dann wurde die Gruppe zurück in den Empfangsbereich geleitet. Während die anderen Wagen und Reisebusse sich sogleich wieder auf den Weg machten, hielten Austin und Zavala eine kurze Unterredung ab.
»Deiner Miene nach zu urteilen, war dein kleiner Erkundungsgang wohl erfolgreich, was?«
»Ja, ich habe etwas entdeckt. Ich weiß bloß nicht, was es ist.«
Zavala fasste seine Beobachtungen in knappen Worten zusammen.
»Die Tatsache, dass diese Leute etwas unter der Wasseroberfläche verstecken, lässt darauf schließen, dass sie ihr Vorhaben geheim halten wollen«, sagte Austin. »Lass uns einen kleinen Spaziergang unternehmen.«
Sie schlenderten an der Seite der Fabrik entlang, kamen jedoch nur ein kurzes Stück in Richtung Wasser voran, bis ihnen ein hoher, mit Stacheldraht bewehrter Gitterzaun den Weg versperrte. Der Rand der Klippe lag noch einige Dutzend Meter entfernt.
»So viel zum Thema Meerblick«, sagte Zavala.
»Lass uns versuchen, die andere Seite der Bucht zu erreichen.«
Die beiden Männer stiegen in ihren Wagen und fuhren zurück zur Straße. Es führten mehrere Wege nach unten ans Meer, doch wurden sie allesamt durch den Zaun blockiert. Beinahe hätten Kurt und Joe ihr Vorhaben aufgegeben, aber dann tauchte auf einem der Pfade ein Mann mit Angelrute und einem Korb voller Fische auf. Zavala rief ihn herbei und fragte, ob es dort irgendwo einen Zugang zum Wasser gebe. Zunächst war der Fremde sehr misstrauisch, weil er offenbar befürchtete, sie würden für die Tortilla-Fabrik arbeiten. Dann zog Zavala einen Zwanzigdollarschein aus der Brieftasche, und das Gesicht des Mannes hellte sich auf. Ja, da sei zwar der Zaun, aber an einer Stelle könne man darunter hindurchkriechen, erklärte er.
Er führte sie über einen schmalen Pfad durch das schulterhohe Dickicht und wies auf ein bestimmtes Stück des Metallzauns.
Dann machte er kehrt, eine Hand fest um das unverhoffte Trinkgeld geschlossen. Jemand hatte den Zaun ein wenig vom Boden weggebogen und darunter eine flache Senke gegraben. Zavala kroch mühelos auf die andere Seite hinüber und hob den Zaun für Austin ein zusätzliches Stück an. Sie folgten dem überwucherten Weg bis zum Rand der Klippe und fanden sich auf der Spitze des südlichen Ausläufers wieder, der die Lagune begrenzte.
Der Hang war hier nicht allzu steil, und ein Trampelpfad verlief weiter nach unten. Vermutlich diente er den Anglern als Zugang zum Wasser. Die beiden Männer von der NUMA waren hingegen weitaus mehr an dem ungehinderten Blick quer über die
Weitere Kostenlose Bücher