Brennendheiße Sehnsucht
Kopf darüber schütteln, dass sie den miesen Mitgiftjäger nicht durchschauten. Nun, sie würden sehr bald feststellen, mit wem sie sich da eingelassen hatten. Miss Amber Wyatt war gerade noch mit einem blauen Auge davongekommen.
„Ich möchte dir danken, Cal.“ Sir Clive legte Callum die Hand auf den Arm. „Du hast dafür gesorgt, dass diese unmögliche Person kein Unheil anrichten konnte. Was hat sie sich dabei gedacht, bei der Trauung zu erscheinen? So etwas tut man nicht … jedenfalls nicht, wenn es sich um meine Familie handelt. Bisher hat sie sich anständig verhalten, und ich wollte ihr einen bezahlten Urlaub anbieten. Aber damit ist es vorbei, endgültig. Der Plan ist vom Tisch.“ Er nickte bedächtig mit dem kahlen Kopf und zupfte an seinem Ohrläppchen.
„Wollen wir die ganze Sache nicht einfach vergessen?“, fragte Callum. „Vielleicht hätte sie nicht kommen sollen, aber ihr ist übel mitgespielt worden. Viele Frauen hätten in ihrer Situation ganz andere Dinge getan.“
„Mir hat es gereicht“, erwiderte Sir Clive. „Du willst sie doch nicht etwa in Schutz nehmen?“
„Irgendwie schon“, gab Callum zu. Selbst als Kind hatte er sich von seinem Großvater nicht einschüchtern lassen.
„Das glaube ich einfach nicht!“, ereiferte sich Rosemary. „Als sie aus dem Auto stieg, wäre ich beinahe ohnmächtig geworden. Unserer Georgie ihren schönsten Tag zu verderben …“
„Es hätte weit schlimmer kommen können“, beharrte Callum. „Soviel ich weiß, sind alle Sympathien auf Seiten von Miss Wyatt.“
„Dieses Flittchen!“, fauchte Rosemary, am ganzen Körper zitternd vor Wut. „Und erst ihr Aufzug!“
Callum nickte. „Sie ist eine außergewöhnlich schöne Frau, und sie hatte wirklich keine bösen Absichten.“
„Das glaubst du.“ Sein Großvater sah ihn an, als sei er plötzlich verrückt geworden – oder unloyal, was noch verwerflicher war. „Darf ich dich daran erinnern, dass wir die Hochzeit deiner Cousine … meiner Enkelin feiern? Ich habe ein Vermögen dafür ausgegeben.“ Selbst Sir Clive war über die Höhe der Kosten überrascht gewesen.
„Es hat sich aber gelohnt“, erinnerte Rosemary ihn. Sie hatte die gigantische Abschlussrechnung als Erste zu Gesicht bekommen.
Sir Clive ließ sich dadurch nicht besänftigen. „Diese Miss Wyatt hat jedenfalls einen schweren Fehler gemacht“, fuhr er polternd fort. „Mit meiner Sympathie ist es aus. Man wird die Affäre in den Medien breittreten, und ich dulde es nicht, dass die Öffentlichkeit sich über mich lustig macht. Was hatte sie eigentlich vor?“
„Nichts Bestimmtes. Sie wollte nur dabei sein.“
„Du verteidigst sie, Cal“, sagte Rosemary mit deutlichem Tadel in der Stimme. „Es gibt nur eine vernünftige Erklärung … sie wollte einen Skandal erregen. Das durften wir nicht zulassen.“
„Natürlich nicht“, gab Callum zu. „Ich nehme sie nur in Schutz, weil ihr sie schlimmer macht, als sie ist. Sie hätte eine ganz andere Show abziehen können. Stattdessen folgte sie mir freiwillig auf die Orgelempore.“
„Weil sie wusste, dass sie gegen dich nichts ausrichten kann“, erklärte Rosemary verächtlich. „Was wäre meiner armen Georgie sonst widerfahren! Das Kind hätte während der ganzen Feier vor Angst gezittert! Sean natürlich auch. Aber wir wissen ja jetzt, warum er sich unbedingt von dieser Hyäne trennen wollte.“
Callum maß seine Tante mit einem kalten Blick. „Sag uns den Grund“, forderte er sie auf. „Du brennst ja förmlich darauf. Warum musste sich dein Schwiegersohn von Miss Wyatt trennen?“
„Ich würde an deiner Stelle vorsichtiger sein“, warnte Rosemary. „Du warst schon immer empfänglich für weibliche Schönheit. Nimm nur Brooke …“
„Das reicht, Rosemary“, fuhr Sir Clive dazwischen. „Vergiss gefälligst nicht, dass du mit meinem Enkel sprichst. Brooke Rowlands war in keiner Hinsicht gut genug für ihn. Im Übrigen müssen wir uns um unsere Gäste kümmern. Heute soll ein Festtag sein. Ich hätte mir einen anderen Ehemann für Georgie gewünscht, aber dafür ist es jetzt zu spät, und es entschuldigt nicht Miss Wyatts Benehmen. Eine wirklich elegante Erscheinung … ich bin tief enttäuscht. Nach diesem Auftritt dürfte sie sich sehr bald hinter den Kameras wiederfinden, wo sie in Ruhe nachdenken kann.“
Damit ist ihr Schicksal entschieden, dachte Callum. Sein Großvater besaß einfach zu viel Macht.
4. KAPITEL
Amber war erst wenige Minuten zu Hause,
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