Brennendheiße Sehnsucht
geebnet.“
„Sie sind zu streng mit sich selbst“, warf Callum ein. „Haben Sie für Ihre Sendung über Straßenkinder nicht einen Preis bekommen? Es muss ziemlich schwierig gewesen sein, sie in ihrem Milieu aufzuspüren. Drogenabhängige, Gewaltopfer, die bei der Einlieferung in die Notaufnahme bereits tot sind, all die Resignation und Hoffnungslosigkeit …“
„So ist das Leben.“ Noch immer schimmerten Tränen in ihren Augen. „Einige stehen im Licht, andere im Dunkel.“
Callum nickte. „Haben Sie noch Kontakt zu Ihrer Mutter?“
„Oh ja. Ich liebe sie sehr, aber leider sehen wir uns nicht oft genug. Sie lebt jetzt in Cairns, im tropischen Norden. Mein Stiefvater ist wohlhabend und besitzt eine große Motorjacht, mit der sie oft unterwegs sind. Er arbeitet nicht mehr. Aber nun zu Ihnen.“
„Zu mir?“ Callum verzog leicht den Mund.
„Ja, zu Ihnen. Ich habe den Eindruck, dass Sie wissen, was es heißt, einen Elternteil zu verlieren.“
„Ihr Eindruck ist richtig. Vor gut vier Jahren habe ich ebenfalls meinen Vater verloren. Er ignorierte einen Kratzer am Arm, bis es zu spät war. Es gibt viel Stacheldraht auf der Ranch, an dem man sich eine Blutvergiftung holen kann.“
„Wie schrecklich!“, rief Amber aus. „Konnte Ihre Mutter ihn nicht zum Arzt schicken? Männer nehmen Verletzungen gern auf die leichte Schulter.“
„Er war geimpft … wie wir alle, aber die Wirkung hatte wohl nachgelassen. Übrigens war meine Mutter nicht mehr bei uns. Sie hatte uns wegen eines Mannes verlassen, den ich bis dahin nur als ‚Onkel Jeff‘ kannte. Sie sehen also … keine Mutter, kein Schutzengel. Ich selbst nahm an einer Handelskonferenz teil, als es passierte.“
Amber nickte. „Sie haben das Leben also auch von seiner harten Seite kennengelernt.“
„Das hat mich selber hart gemacht.“
„Vielleicht wirken Sie so, aber …“
„Tatsächlich?“, unterbrach Callum sie. „Wirke ich hart?“
„Auf imponierende Weise, aber Sie haben ein Herz aus Gold. Dass Sie so nett zu mir waren, beweist es.“
„Was ist nett daran, wenn man eine schöne Frau zum Essen einlädt?“, fragte Callum und fuhr gleich darauf leiser fort: „Sehen Sie bitte nicht auf. Die Leute am übernächsten Tisch beobachten uns, seit wir hereingekommen sind.“
„Dann sollten wir wohl langsam aufbrechen“, erwiderte Amber ebenso leise. Der Abend näherte sich ohnehin dem Ende, und die Stunden waren wie im Flug vergangen.
„Gute Idee. Aber ich würde mir gern noch einmal Ihre Wohnung ansehen.“
„Verbinden Sie eine bestimmte Hoffnung damit?“
„Und ob!“ Seine grünen Augen blitzten.
„Sie wollen mich verführen.“
„Wenn Sie wüssten, wie gern, Miss Wyatt“, gab er mit seinem unwiderstehlichen Lächeln zu. „Aber ich werde es nicht tun. Das ist Ehrensache. Ihr Apartment gefiel mir auf den ersten Blick. Sie haben einen sehr guten Geschmack, und es ist noch früh.“ Er sah sich verstohlen um. „Ob es hier einen Hinterausgang gibt? Es würde mich nicht wundern, wenn draußen Fotografen lauern. Irgendjemand hat ihnen einen Tipp gegeben.“
Als wäre ich ein Popstar, dachte Amber im Hinausgehen, aber auch ein TV-Star, der eigentlich noch keiner war, konnte sich anscheinend nicht vor den Paparazzi schützen. Sie belagerten den Eingang, genau wie Callum vorausgesagt hatte.
„Was wollen wir tun? Einfach weglaufen?“ Amber hielt sich dicht an Callums Seite. Es war wunderbar, einen männlichen Beschützer zu haben – besonders einen, der so groß und stark war. Die Limousine wartete in der Nähe. Der Chauffeur hatte den Auftrag erhalten, in einer Nebenstraße zu parken.
„Lassen wir sie getrost einige Aufnahmen machen“, entschied Callum, „aber sagen Sie ja kein Wort.“
„Okay, Boss.“ Er war für diese Rolle geboren.
Nachträglich konnte Amber nur staunen, wie schnell und sicher er sie durch die Menge bugsiert und alle neugierigen Fragen abgewehrt hatte. Ehe sie es sich versah, saß sie wieder in der Limousine. Natürlich waren Aufnahmen gemacht worden, aber hatte sie sich nicht deswegen öffentlich mit dem Rinderbaron gezeigt? Es war der deutliche Beweis dafür, dass ihr das schäbige Verhalten ihres Exverlobten nichts anhaben konnte.
Callum hielt Wort und blieb der perfekte Gentleman. Er war ein Mann, dem man vertrauen konnte. Amber beobachtete ihn, während er in ihrem Wohnzimmer umherging und die Bilder betrachtete. Geschickt angebrachte Spotlights ließen die Farben leuchten. Besonders das
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