Brennendheiße Sehnsucht
Sie sich nun um den Jungen kümmern, oder soll ich es tun? Sehen Sie ihn an. Es ist Ihr Sohn. Sie haben ihn zur Welt gebracht.“
„Und das war ein verhängnisvoller Fehler.“ Janis machte auf dem Absatz kehrt. „Ich gehe jetzt zu Cal.“
„Er wird Sie nicht sehr freundlich empfangen“, warnte Amber. „Haben Sie vergessen, was er gestern Abend sagte? Jeder in diesem Haus ist mit seiner Geduld am Ende. Versuchen Sie doch wenigstens, sich zu beruhigen, Mrs. MacFarlane. Ich weiß, das ist leichter gesagt als getan, aber bitte … versuchen Sie es.“
Sie wartete keine Antwort ab, sondern nahm das Baby hoch, legte es sich an die Schulter und streichelte seinen Rücken. „Wollen Sie hier warten, Mrs. MacFarlane? Ich bringe Marcus zu Dee in die Küche. Sie wird sich um ihn kümmern, oder möchten Sie, dass er so weiterschreit?“
Janis warf ihr einen hasserfüllten Blick zu. „Sie erwarten wohl noch Dankbarkeit von mir?“
Allerdings, dachte Amber, behielt das aber für sich. „Ich brauche und erwarte keine Dankbarkeit, Mrs. MacFarlane, aber Sie könnten von mir lernen, wie man ein unglückliches Baby beruhigt. Ich bin gleich zurück. Bitte bleiben Sie. Ich möchte Ihnen helfen … falls Sie es noch nicht bemerkt haben.“
„Und Sie glauben, das können Sie?“ Janis lachte höhnisch auf.
„Ich würde es gern versuchen.“
Amber hatte erwartet, in ein leeres Zimmer zurückzukommen, aber Janis stand noch an derselben Stelle, starr, wie angewurzelt.
„Wollen wir uns nicht hinsetzen?“, fragte Amber versöhnlich. Du lieber Himmel, dachte sie. Was ist Janis für eine schwierige Frau! Wie sie wohl aussehen mochte, wenn sie glücklich war? Aber gab es überhaupt eine glückliche Janis? Sie schien von Natur aus hypernervös zu sein, und womöglich hatten Schwangerschaft und Geburt ein bis dahin unerkanntes psychisches Problem zum Ausbruch gebracht. „Sie haben heute noch nichts gegessen. Was hätten Sie gern zum Frühstück? Es dauert keine Minute, Dee Bescheid zu sagen.“
„Sparen Sie sich die Mühe.“ Janis ließ sich in einen Sessel fallen. „Ich bin nicht hungrig.“
„Vielleicht nicht, aber der Körper braucht Nahrung, um zu funktionieren. Wie wäre es mit einem Glas Fruchtsaft und Getreideflocken? Oder vielleicht etwas Rührei?“
„Halten Sie endlich den Mund!“ Janis blieb bei ihrem schroffen Ton. „Wenn ich Ihre Hilfe brauche, sage ich Ihnen Bescheid, aber so weit ist es noch nicht. Ich habe gleich erkannt, dass Sie mit einer bestimmten Absicht hergekommen sind. Wie stehen Sie zu Cal?“
Amber wunderte sich nicht, dass Janis auf diesen Punkt zu sprechen kam. „Das geht Sie nichts, Mrs. MacFarlane“, antwortete sie ruhig.
„Schlafen Sie mit ihm?“ Janis musterte Amber von Kopf bis Fuß, als sei sie ein Stück Vieh, dessen Marktwert sie einzuschätzen versuchte.
„Auch das geht Sie nichts an. Vielleicht bedenken Sie, dass ich vollauf mit Ihrem Baby beschäftigt war, ohne ein Wort des Danks zu hören. Warum behandeln Sie Marcus, als wäre er nicht Ihr Kind? Ich weiß genug über postnatale Depression, um für Frauen, die darunter leiden, größtes Verständnis zu haben. Ohne fremde Hilfe wird man schwer damit fertig. Warum haben Sie die beiden Kindermädchen aus dem Haus getrieben? Hätten Sie ihre Hilfe angenommen, würde es Ihnen jetzt weit besser gehen.“
„Was für lächerliche Binsenweisheiten“, spottete Janis. „Mir kann keiner helfen.“ Es klang, als spräche sie ihr eigenes Todesurteil.
„Was ist denn so auswegslos in Ihrem Leben?“ Amber verspürte ehrliche Anteilnahme, obwohl sie ahnte, wie die Reaktion ausfallen würde. „Sie haben ein Kind … einen Sohn, ein kostbares Geschenk. Sie haben einen herzensguten Ehemann. Vielleicht wünschen Sie sich ein eigenes Heim?“
„Sie wollen mich wohl loswerden?“
Amber schüttelte den Kopf. „Ich könnte mir vorstellen, dass Sie die Einsamkeit bedrückend finden. Vielen Frauen würde es so ergehen … erst recht, wenn sie in der Stadt erfolgreich Karriere gemacht haben. Wollten Sie und Eliot nicht ursprünglich in Melbourne bleiben?“
„Da haben Sie das Problem“, erklärte Janis heftig. „Eliot hat mich hierhergebracht.“
„Soll das heißen, dass er sein Wort gebrochen hat?“ Amber war schockiert. Hatte Eliot seine junge Frau einer Situation ausgesetzt, auf die sie nicht vorbereitet war?
Janis verzog das Gesicht. „Wir waren nur kurze Zeit verlobt. Cal lernte ich erst am Tag unserer Hochzeit
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