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Brennnesselsommer (German Edition)

Brennnesselsommer (German Edition)

Titel: Brennnesselsommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Pehnt
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eine Menge, aber große Hände würden Mama dabei auch nicht weiterhelfen. Und sich um drei Hunde zu kümmern, wäre Mama sowieso zu viel.
    Als Fränzi kurz nach ihrem Einzug mit den Hunden in die Sparkassenfiliale kam, gab es natürlich Probleme. Die Hunde drängten hinter ihr her an Mamas Schalter, der kleine versteckte sich schließlich hinter der Kunden-Sitzecke, der große struppige hinterließ Pfotenabdrücke auf den weißen Marmorfliesen und der dritte legte sich direkt in den Eingang und fing laut zu winseln an. Nur weil Mama Fränzi kannte und dem Filialleiter besänftigend zuwinkte, bekam Fränzi keinen Ärger und konnte das wenige Geld abheben, das sie auf dem Konto hatte.
    »Wie wenig war es denn?«, will Flitzi wissen, als Mama davon berichtet. Aber das verrät Mama nicht. Sie darf nicht von den Kunden erzählen, und dass sie überhaupt über Fränzi geredet hat, liegt nur daran, dass alle in der Familie ständig über Fränzi reden, bis Papa irgendwann sagt: »Können wir nicht mal über etwas anderes reden als über diese Fränzi und ihre Viecher? Es gibt doch auch noch andere Themen, oder?«
    Dabei fängt Papa immer wieder selber mit Fränzi an.
    »Wozu macht sie sich denn diese Riesenarbeit?«, fragt er, als sie mal wieder am Fenster stehen und beobachten, wie Fränzi in der Ruine herumfuhrwerkt. »Wenn sie doch so wenig Geld hat? Und wozu braucht sie dieses Haus? Wie kommt sie überhaupt über die Runden? Ich meine, das verschlingt doch Unsummen, so ein Projekt.«
    »Ich denke, wir wollten nicht nur über Fränzi reden«, seufzt Mama. »Ich kann sie ja mal beraten.«
    Aber Fränzi braucht keine Beratung. Bis auf das eine Mal taucht sie nicht in der Sparkasse auf und auch bei sonst niemandem. Anjas Familie hat sie aber immerhin zur Begrüßung einen großen Strauß Astern gebracht und ihnen allen die Hand geschüttelt. Da haben sich Anjas Eltern allerdings noch nicht getraut, nach der Ruine und Fränzis Plänen zu fragen. Anja und Flitzi hatten genug damit zu tun, alle Hunde zu streicheln, vor allem den winzigen, der sich wie ein aufgeregtes Meerschweinchen gegen Flitzis Knie drängte, während der dünne mit dem glatten Fell immer wieder schüchtern zurückwich.
    »Der kommt aus der Tötungsanstalt«, sagte Fränzi, »der traut den Menschen nicht mehr.« Flitzi starrte entsetzt erst Fränzi, dann den dünnen Hund an.
    »Wer wollte ihn denn töten?«, flüsterte sie. Mama mischte sich ein und bot Fränzi eine Tasse Kaffee an, aber Flitzi ließ sich nicht ablenken: »Was für eine Tötungsanstalt?«
    »In manchen Ländern stecken sie die Tiere, die keiner haben will, in eine Art Fabrik, wo sie getötet werden«, sagte Fränzi. «Und wenn sie keiner vorher rausholt, sterben sie halt.«
    »Und du hast ihn rausgeholt?«, fragte Anja.
    »Ich finde, das sind für die Kinder keine passenden Themen, Frau ...«, fuhr Mama wieder dazwischen.
    »Einfach Fränzi, und ich habe ihn da rausgeholt, klar, ihn und noch zehn andere. Die wohnen jetzt alle in Familien, aber ihn wollte keiner.«
    »Wie heißen die alle?«, fragte Anja, aber da war Fränzi schon wieder halb draußen, einen Kaffee wollte sie nicht.
    Inzwischen wissen sie natürlich, wie die Hunde heißen – Benito, Keno und Krümel –, und auch, was Fränzi mit der Ruine vorhat. Sie will daraus ein Zuhause für Tiere machen, die keiner mehr haben will. Gnadenhof nennt sie das. Gnade – das ist ein seltsames Wort. Anja und Flitzi kennen es nur aus dem Fernsehen, wenn jemand um Gnade winselt, oder aus dem Weihnachtsgottesdienst, da gibt es Gebete mit solchen Wörtern. Oder aus Geschichten von früher, als die Diener ihre Herren mit ›Euer Gnaden‹ anreden mussten. Aber so etwas meint Fränzi nicht. »Gnade, das ist ein Geschenk«, sagt sie, »und das beste Geschenk ist das Leben. Das gilt ja wohl auch für Tiere, oder? Also sollen die hier wohnen und nicht im Müll verschimmeln, versteht ihr?«
    Für die Gnade braucht Fränzi viel Platz. Deswegen arbeitet sie ja auch wie eine Wilde, hat schon einen ganzen Container mit Müll gefüllt, Brennnesseln und Brombeeren ausgerissen, Unkraut abgebrannt und neue Fenster eingesetzt. Neulich ist sie auf dem Dach herumgeklettert, und Anja und Flitzi haben vorsichtshalber nicht hingeguckt, weil es sehr wackelig aussah.
    Ihre Eltern wundern sich über Fränzi. Sie verstehen nicht, warum sie alles allein machen will.
    »Sie kann sich doch helfen lassen«, meint Papa. »Das ist doch mit Profis alles in ein, zwei Wochen

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