Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bretonische Brandung

Bretonische Brandung

Titel: Bretonische Brandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
Vom Netzwerk:
Alle Inhalte aller Festplatten sind mittlerweile erfasst. Es sind doch immens viele Dokumente, auch wenn man es eingrenzt. Sie werden nun eins nach dem anderen begutachtet. Vier Experten sitzen daran. An den Dokumenten zu den Geschäften, die Medimare unter anderem mit den Forschungsarbeiten Leussots gemacht hat, ist weiterhin nichts auffällig.«
    Dupin musste wirklich zugeben, dass Kadeg in diesem Fall gute Arbeit leistete.
    »Und – – – der Präfekt hat gestern Abend versucht, Sie zu erreichen, er hat dann lediglich mit Nolwenn und mir gesprochen. Er war sehr echauffiert, er …«
    Dupin legte auf. Das fehlte ihm jetzt noch. Da war es wieder gewesen – Kadeg blieb eben Kadeg.
    Dupin besann sich. Es gab Wichtiges zu tun. Er ging zurück in die Bar. Der doppelte café stand auf dem Tresen. Daneben ein Teller mit einer kleinen Brioche nature, die er gar nicht bestellt hatte.
    »Wunderbar.«
    Dupins Gemütslage besserte sich.
    Solenn Nuz war nicht mehr zu sehen. Auf dem Tresen, nahe dem Durchgang, lag schon ein Packen Zeitungen. Dupin erkannte den Schriftzug des Ouest France zuoberst. Er beschloss, Abstand zu wahren.
    Die Brioche war fantastisch. Mürbe, butterweich, wie sie sein musste, und mit der feinen Andeutung von Hefe im Milchgeschmack, der typisch für eine gute Brioche war. Das Wichtigste aber: Der café war einfach perfekt.
    Dupin nahm sich trotzdem nicht viel Zeit. Zwei Minuten später verließ er die Bar wieder.
    Auf der Terrasse sah er von links Riwal und Le Coz auf das Quatre Vents zukommen. Er bog nach rechts ab. Wie an den Vortagen steuerte er ohne nachzudenken die Spitze der Insel an. Dieses Mal in voller Ebbe. Er holte sein Handy heraus.
    »Nolwenn?«
    »Monsieur le Commissaire! Ich hoffe, Sie haben keine allzu schreckliche Nacht verbracht.«
    Nolwenns mitfühlende Worte machten fast alles wieder gut. »Nolwenn, Sie müssen etwas für mich recherchieren. Ich will alles über den Tod von Solenn Nuz’ Mann Jacques wissen. Alles. Schauen Sie in den Polizeiakten nach. Er ist vor zehn Jahren auf dem Meer verschollen. Er ist von den Glénan aufgebrochen, kurz bevor ein Sturm die Insel erreichte«, Dupin zögerte, seine Stimme veränderte sich, er sprach, schien es, weniger zu Nolwenn als zu sich selbst, »ein Sturm wie gestern Nacht vielleicht«, noch einmal hielt er inne, »ein Sturm wie vor drei Tagen, wie Sonntagnacht.«
    »Ich sehe, was ich finden kann. Ich kümmere mich sofort darum. Sie – Sie sollten …«
    »Ich weiß. Ich schaffe es wirklich nicht.«
    Es dauerte nicht sehr lange, aber doch einen Moment, bis Nolwenn antwortete.
    »Ich werde dem Präfekten erklären, dass Sie sich bedauerlicherweise immer noch nicht melden können. Dass Sie selbst es am meisten bedauern. Ich meine, der Präfekt … er hat ja selbst ein Interesse daran, dass rasch Licht in dieses Dunkel kommt.«
    Dupin liebte Nolwenn. Er liebte sie.
    »Bis später.«
    »Nur eine Sache noch, Monsieur le Commissaire. Ihre Mutter. Heute Morgen waren schon wieder vier Anrufe auf dem Band, allesamt eher ungehalten. Sie wird morgen Abend eintreffen, soll ich Ihnen noch einmal sagen. Und dass sie Sie unbedingt umgehend sprechen muss.«
    »Ich rufe sie an.«
    Dupin legte auf. Das durfte nicht wahr sein. Morgen. Er musste sie wirklich anrufen. Er würde absagen müssen. Aber nicht jetzt.
    Jacques Nuz’ Unfall. Vier Mal hatte er »Jacques Nuz, verunglückt« in sein Büchlein notiert. Das war ihm gestern Nacht auf dem Klappbett eingefallen. Es war gar nicht, wie er zuerst gedacht hatte, die Erwähnung des Todes von Le Berre-Ryckeboerecs Nichte gewesen, die ihn in seiner restlosen Ermattung hatte aufmerken lassen. Sondern die von Jacques Nuz, der vor einem Sturm von den Glénan aufgebrochen war, um noch zum Festland zu gelangen.
    Im Gehen zog er das Clairefontaine aus der Jackentasche, das immer noch feucht war, dessen lackierter Einband aber erstaunlich gut – besser, als er letzte Nacht befürchtet hatte – den Regen abgewehrt hatte. Er blätterte, fand die letzten Notizen. Ja. Hier stand es. »War in der Mairie«. In Fouesnant also. Er steckte es zurück in die klamme Jackentasche. Und wählte Riwals Nummer.
    »Riwal, was hat Le Coz gestern gesagt, wo Solenn Nuz unter anderem gewesen ist? In der Mairie, habe ich mir notiert.«
    »Das hat er gesagt. Er sitzt neben mir. Wir trinken einen café, wollen Sie ihn sprechen?«
    »Ja, geben Sie ihn mir.«
    Es raschelte, dann war Le Coz am Apparat.
    »Monsieur le Commissaire?«
    »Sie haben

Weitere Kostenlose Bücher