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Bretonische Brandung

Bretonische Brandung

Titel: Bretonische Brandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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nicht so schlimm, aber als ich Sie nicht mehr erreicht habe, habe ich mir schon gedacht, dass es draußen vielleicht ein bisschen heftiger zugeht. – Ich melde mich.«
    »Tun Sie das.«
    Dupin war nicht richtig bei der Sache gewesen. Aus verschiedenen Gründen. Weil er sich in seiner Haut heute Morgen außerordentlich unbehaglich fühlte. Weil er noch keinen café gehabt hatte – verheerend. Weil er seit dem Aufwachen daran dachte, was alles geschehen sein könnte, während sie von der Welt abgeschnitten gewesen waren. Vor allem aber, weil ihm eben wieder eingefallen war, was ihn so beschäftigt hatte, bis er in den völlig unerholsamen Schlaf gefallen war.
    Er hatte sich während des kurzen Telefonates mit einer Hand die – immer noch nasse – Hose angezogen. Dann die Socken und Schuhe – ebenso nass.
    Aus dem Augenwinkel sah er, wie auch Riwal begann, sich in seine Kleidung zu zwängen.
    »Ich brauche einen café, Riwal.«
    Dupin war schon an der Tür. Er musste raus.
    »Wir sehen uns in ein paar Minuten im Quatre Vents. Schauen Sie nach Le Coz. Der schläft anscheinend noch.«
    Mit diesen Worten hatte Dupin die Tür geöffnet und war hinausgetreten.
    Draußen musste er die Augen fest zusammenkneifen. Er hatte nicht damit gerechnet, wie viel Licht ihn empfing. Es war kolossal. Der Himmel war vollkommen leer gefegt, weit und breit keine einzige Wolke zu sehen. Hauchfeine Schwaden von Dunst lagen in der Luft, fast nicht zu erkennen, eher zu fühlen. Es war einer dieser »silbernen Morgen«, wie sie in der Bretagne genannt wurden, wenn Sonne, Himmel, das Meer und die ganze Welt ein schimmernd silbernes Fluidum besaßen.
    Er war direkt vor der Haustür stehen geblieben. Er atmete tief durch. Ganz tief. Die Luft war frisch, großartig. Er fröstelte ein wenig. Von dem Unwetter war nichts, gar nichts mehr zu sehen. Als wäre alles nur ein böser Traum gewesen.
    Solenn Nuz begrüßte ihn mit einem doppelt warmen, doppelt aufmunternden Lächeln, als würde sie ihm signalisieren wollen, dass sie wisse, welche Tortur die Nacht gewesen war. Sie sah blendend aus, ausgeschlafen, in bester Form, sie war wirklich eine schöne Frau. Sie stand genau dort, wo Dupin sehnsüchtig hinsteuerte, bei der großen Kaffeemaschine.
    »Petit café?«
    »Doppelt.«
    Sofort machte sie sich an der Maschine zu schaffen. Der himmlische Klang wurde von Dupins Handy gestört. Unwillig warf er einen Blick auf die Nummer. Kadeg. Natürlich.
    »Einen Moment.«
    Dupin steuerte zur Tür und trat hinaus.
    »Ja?!«
    »Sie waren den ganzen Abend nicht zu erreichen, Monsieur le Commissaire. Bis spät in die Nacht nicht.«
    In Dupins Ohren klang das vorwurfsvoll.
    »Was gibt es, Kadeg?«
    »Du Marhallac’h behauptet, er habe tatsächlich Pläne für den Ausbau von Pajots privatem Haus entworfen, also tatsächlich architektonische Leistungen erbracht. Das sei eine reguläre Sache gewesen. Vollkommen normal und legal. Pajot hat sein Haus vor einem halben Jahr aufwendig erweitern lassen, mit neuem Pool, einer Terrassenlandschaft und einem Anbau. Du Marhallac’h hat wirklich zwei Mal eine Rechnung gestellt, genau über die Beträge, die von Pajots Konten überwiesen worden sind. Ich habe ihn gebeten, mir die Pläne zu zeigen, die er angefertigt hat. Er sagte, er habe sie nicht in seinem Büro. Und er sehe auch keinen Grund, sie mir zu zeigen.«
    Kadeg war schon am so frühen Morgen in seinen emsigen Rapportstil verfallen.
    »Wie hat er sich verhalten?«
    »Zuerst tat er wieder sehr vernünftig, am Ende war er cholerisch.«
    Manchmal war Dupin von Kadeg doch beeindruckt – das hatte er haargenau auf den Punkt gebracht. Genau so hatte Dupin sich das vorgestellt: dass von Du Marhallac’h solche Antworten kämen. So ein Verhalten zu erwarten wäre.
    »Ich werde gleich mit dem Bauunternehmer sprechen, der die Arbeiten ausgeführt hat. Der weiß, wer welche Pläne angefertigt hat. Mal sehen, ob es diese Arbeiten wirklich gegeben hat.«
    »Tun Sie das, Kadeg.«
    Das war wichtig.
    »Ich war gestern überdies noch in der Mairie und habe geschaut, welche Anträge Lefort je eingereicht hat. Es gibt keinen einzigen. Nichts. Offiziell ist wirklich nie etwas eingereicht worden.«
    »Ganz sicher, Kadeg?«
    »Ganz sicher.«
    Diese Sache interessierte Dupin immer mehr.
    »Haben Sie heute Morgen schon Zeitung gelesen? Sie berichten jetzt auch umfassend über das Verschwinden Le Menns.«
    »Das kümmert mich nicht. Ich werde mich jetzt …«
    »Nur noch kurz zu Medimare.

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