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Bretonische Brandung

Bretonische Brandung

Titel: Bretonische Brandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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formulierten Instruktion, auf der Stelle zu erscheinen. Er hatte keine Lust, die Ermittlung als eine unendliche Folge von Telefongesprächen zu führen, auch wenn es unter diesen örtlichen Begebenheiten zumeist so sein würde. Er hatte auch Kireg Goulch gebeten zu kommen, und dafür die Luc’hed zu den Méaban geschickt. Was sie bei den Méaban bisher gefunden hatten, waren sechs größere Kanister, die für Trinkwasser oder andere Flüssigkeiten auf Booten benutzt wurden. Sonst nichts.
    Der Tisch war nicht groß, sie saßen unbequem eng aneinandergerückt, es sah ohne Zweifel komisch aus: Riwal, Kadeg, Goulch, die beiden anderen jungen Polizisten der Bir und Dupin. Vor ihnen zwei große Tabletts mit café, Wasser, Cola und ein paar Sandwiches mit Krebs- und Makrelenrillettes.
    »Was haben wir?«, begann Dupin. Etwas umständlich brachte er seine Arme in Position, öffnete sein Notizbuch, kritzelte ein paar Worte – was die anderen veranlasste, zu warten – und fuhr dann selbst fort.
    »Zwei der drei Toten haben wir mittlerweile identifiziert. Lucas Lefort und Yannig Konan. Es gibt noch keinerlei Hinweise auf die Identität des dritten Toten. Lucas Lefort war gestern Abend noch auf den Glénan. Hier in der Bar. Das wissen wir von seiner Schwester Muriel Lefort. Wie lange, ob allein oder nicht, und wenn nicht, mit wem, das wissen wir noch nicht. Auch nicht, wie lange er da war. Wann er gegangen ist. Vielleicht war er ja mit Konan und dem dritten Toten zusammen da. Wir …«
    Dupins Handy tönte mitten in seinen Satz hinein. Er sah Savoirs Nummer. Er hatte den Anruf deutlich früher erwartet.
    »Die Leiche hat nicht lange im Meer gelegen. Wir können bereits aufgrund einer makroskopischen Untersuchung eine Aussage treffen, es sind keine feingeweblichen Untersuchungen nötig. Obgleich …«
    »Savoir. Kommen Sie zur Sache.«
    Dupin hatte nicht die Geduld, Savoirs endlosen Präliminarien zu lauschen.
    »Lucas Lefort ist durch Ertrinken zu Tode gekommen. Definitiv. Das steht fest. Gerade untersuchen wir Yannig Konans Körper, aber ich dachte, ich sage Ihnen schon einmal Bescheid.«
    Savoir hörte sich beleidigt an.
    »Ich bin Ihnen äußerst verbunden, Docteur.«
    »Ansonsten haben wir weiterhin keine prämortalen Verletzungen gefunden. Ich melde mich wieder.«
    Savoir legte auf.
    Dupin blickte in die Runde, alle Augen waren neugierig auf ihn gerichtet. Er wiederholte in knappen Worten, was Savoir gesagt hatte, und versuchte, seine Gedanken neu zu ordnen.
    »Das würde ins Bild des Unfalls passen. Genauer gesagt: Wir verfügen momentan über keine Anhaltspunkte, die auf etwas anderes als einen Unfall schließen lassen könnten. Einen Unfall mit einem Boot wahrscheinlich. Aber nicht mit Konans oder Leforts Boot. Möglicherweise mit dem Boot des dritten Toten«, Dupin sprach mechanisch, resümierend, es klang deutlich uninspiriert, »und wir haben erste Hinweise auf den Ort eines eventuellen Schiffbruchs. – Das scheint mir das Wesentliche. Was zu tun ist: Wir müssen genau rekonstruieren, was passiert ist. Und wer der dritte Tote ist.«
    Dupin hatte das Unbestimmte seiner Aussagen durch lebhafte Bestimmtheit im Ausdruck zu kompensieren versucht. Er hielt sein Baguette schon die ganze Zeit in der linken Hand, hatte aber noch keinen Bissen getan.
    »Vermutlich wird der Sturm eine Rolle gespielt haben. Und die Ebbe. Bei Flut sind die Méaban sechs, sieben steil aufragende Felsen, mehr nicht. Die sind selbst bei schlechtem Wetter zu sehen. Bei Ebbe jedoch befinden sich Dutzende Felsen knapp über und unter der Wasseroberfläche, über eine Ausdehnung von sicher einem halben Kilometer«, trug Goulch auf seine angenehm sachliche Weise vor.
    »Es handelt sich zum jetzigen Zeitpunkt bei allem um reine Spekulationen«, warf Kadeg barsch ein.
    Dupin hatte schon heute früh auf Le Loc’h vermutet, dass Kadeg es schwer ertragen würde, nicht die erste Geige zu spielen. Die spielte hier draußen eindeutig Goulch. Und der blieb vollkommen unbeeindruckt.
    Einer der beiden anderen Polizisten meldete sich jetzt fast schüchtern zu Wort.
    »Ich habe die Informationen vom Wetterdienst eingeholt«, er gewann beim Reden an Sicherheit, »der Sturm hat die Glénan gegen zweiundzwanzig Uhr erreicht und bis Mitternacht angehalten. Das Unwetter hat sich sehr schnell die Küste entlangbewegt, ein wenig im Zickzack. Fast nur über dem Meer, lediglich bei Penmarc’h hat es die Küste gestreift. Es kam zu Windstärken von neun, zehn, in den

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