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Bretonische Brandung

Bretonische Brandung

Titel: Bretonische Brandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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ist. Ob jemand weiß, was die drei vorhatten, wohin sie unterwegs waren.«
    Kadeg gab den emsig Geschäftsmäßigen, eine Rolle, die er liebte. Dupin rutschte ein Stück vom Tisch zurück. Sein Ton war mürrisch, obwohl er gar nicht so klingen wollte.
    »Dann teilen wir uns auf. Die Fragen sind ja klar. Kadeg, Sie konzentrieren sich auf Konan. Sein Umfeld. Frau, Freunde, Kollegen. Den Hafen, wo sein Boot liegt. Den Hafenmeister und so weiter.«
    Dass Kadeg alles mit Konan übernahm, würde bedeuten, dass er zurück aufs Festland musste.
    »Riwal, wir beide werden mit den Leuten hier auf Saint-Nicolas sprechen. Herausfinden, wer gestern Abend noch im Quatre Vents war. Wenn Lefort gestern Abend mit Konan und dem dritten Mann in der Bar gesessen hat, sind sie gesehen worden. Vielleicht kennt ihn jemand. Ich …«, Dupin runzelte die Stirn, »ich werde noch einmal persönlich mit Madame Lefort sprechen.«
    Er hielt erneut kurz inne.
    »Und Goulch, Sie leiten alle Untersuchungen auf dem Wasser.«
    Kadegs Handy klingelte laut. Beflissen und mit wichtigtuerischer Miene kontrollierte er die Nummer.
    »Der Präfekt!«
    Es klang wie »Ihre Majestät«. Kadeg nahm schneller ab, als Dupin sagen konnte, er solle sich unterstehen.
    »Monsieur le Préfet? Was kann ich für Sie tun?«
    Dupins Blutdruck stieg augenblicklich. Er knallte sein Baguette auf den Tisch. Alle Köpfe am Tisch waren Kadeg zugewandt, der Präfekt war entfernt und dumpf zu hören, aber nicht zu verstehen.
    »Aber selbstredend, Monsieur le Préfet. – – – Ich werde es dem Kommissar noch einmal eindringlich sagen. – – – Das ist ein Fall, und er hat höchste Priorität. – – – Sie wollen über wirklich alles permanent auf dem Laufenden gehalten werden, von ihm persönlich. Zusätzlich durch meine Person, ja. – – – Dass Sie schnellstens Ergebnisse erwarten. – – – Was? Monsieur le Commissaire hat einfach aufgelegt, als Sie eben mit ihm telefoniert haben?«
    Das war schlicht zu viel.
    »Kadeg, das ist eine wichtige Besprechung. Sie stören! Wir müssen vorankommen. Der Präfekt erwartet umgehend Fortschritte.«
    Dupin hatte so laut gesprochen, dass Locmariaquer es gehört haben musste.
    »Ich … ja, gut, Monsieur le Préfet. Ja. Wir werden uns melden. Au revoir.«
    Nach dem mimischen Frohlocken Kadegs zu Beginn des Telefonates schaute er nun wieder so verdrießlich drein wie zuvor, auch etwas konfus – er hatte offensichtlich eine andere Reaktion des Präfekten auf Dupins Sätze erwartet. Dupin entschloss sich, auf das Telefonat in keiner Weise einzugehen.
    »Und der Vermisste. Wir haben ja auch noch den vermissten Angler aus Île-Tudy. Kadeg, der bleibt auf Ihrer Liste.«
    »Sie haben vorhin selbst zu verstehen gegeben, dass Sie keinen Zusammenhang sehen.«
    »Nun, ich denke, Sie haben gehört, welche Bedeutung der Präfekt unserer Ermittlung beimisst. Wir werden allen, aber auch allen Meldungen auf den Grund gehen. Die zeitliche Koinzidenz ist doch seltsam, oder? Es wäre fahrlässig, das zu ignorieren.«
    Kadegs rundem Gesicht – so rund, dass es Augen, Mund und Nase zu verformen schien, und das durch die fortgeschrittene Glatze nicht attraktiver wurde – war anzusehen, dass er unter Hochdruck nach einer Erwiderung suchte. Dupin kam ihm zuvor.
    »Keine Diskussionen jetzt – es gibt viel zu tun, wir haben keine Zeit zu verlieren. An die Arbeit.«
    Dupin stand als Letzter auf und packte das Baguette als Proviant ein, als sein Blick auf einen Taucher fiel, der schnurstracks vom Quai auf ihre kleine Gruppe zusteuerte. Die anderen waren ebenso stehen geblieben und starrten auf den Mann, der in seinem Ganzkörper-Neoprenanzug ein wenig aussah wie ein Außerirdischer. Nur eine kleine Fläche des Gesichts – zwischen Unterlippe und Augenbrauen – lag frei. Die Szene hatte etwas sehr Komisches, fand Dupin.
    Ein paar Momente später stand der Mann vor ihnen, hörbar außer Atem.
    »Man hat mir gesagt, Sie seien von der Polizei?«
    Immer wieder unterbrach er sich zum tiefen Luftholen.
    »Korrekt. Können wir Ihnen helfen?«
    Dupin fand die Szene immer noch komisch.
    »Ich habe bei einem Tauchgang ein gesunkenes Boot ausgemacht. Eine Bénéteau. Eine große Gran Turismo.«
    »Was? Sie haben was?«
    »Ich war tauchen. Seespinnen. Zwischen Penfret und Brilimec, nicht weit von Guiautec. Das Boot muss vor Kurzem erst gesunken sein. Gestern lag es jedenfalls noch nicht da. Da bin ich mir sicher. Es ist am Bug schwer beschädigt. Man kann den

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