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Bretonische Brandung

Bretonische Brandung

Titel: Bretonische Brandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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hämolytisch, die Blutkörperchen haben begonnen, sich aufzulösen. Das heißt, dass die nachweisbaren Substanzen bereits etwas abgenommen haben, es …«
    »Savoir, was reden Sie da?«
    »Benzodiazepine. Es lassen sich im Serum Benzodiazepine nachweisen in einigermaßen signifikanter Konzentration.«
    »Was heißt das?«
    »Ich habe die toxikologischen Tests mit Hochdruck vornehmen lassen, im Schnellverfahren. Normalerweise …«
    Dupin wurde laut.
    »Ich will wissen, was das heißt!«
    »Im Blut von Lefort lassen sich Benzodiazepine nachweisen. Das ist eine Gruppe starker Beruhigungsmittel. Valium werden Sie kennen. Oder Lexotanil. Noch vierundzwanzig Stunden und man hätte nichts mehr nachweisen können, die Blutkörperchen wären …«
    »Was? Er hatte was?«
    Es war keine echte Nachfrage gewesen.
    »Er hatte eine nicht geringe Menge Benzodiazepine …«
    »Ich habe verstanden.«
    Dupin stand wie angewurzelt. Savoir nahm den Faden wieder auf.
    »Ich denke nicht, dass er eine solche Dosis absichtlich zu sich genommen hat, er hätte wissen müssen, wohin das führt, zusammen mit dem Alkohol, den wir nachweisen konnten …«
    »War es eine tödliche Dosis?«
    »Wie gesagt: Den Tod hat er durch Ertrinken gefunden. Aber die Dosis war zweifelsohne hoch genug, um eine starke Orientierungslosigkeit und einen gravierenden Verlust der Koordinationsfähigkeit auszulösen. Und das hat ganz sicherlich beträchtliche Auswirkungen, wenn man mit einem Boot bei einem aufkommenden Sturm eine heikle Navigation zu bewältigen hat.«
    »Wie stark, denken Sie, ist die Wirkung gewesen?«
    »Das ist schwer zu sagen. Das hängt von zu vielen Faktoren ab, und die genaue Menge der Benzodiazepine im Blut kann man nicht mehr bestimmen. Man kann nur sagen: Sie war erheblich und hat sich sicherlich in den eben genannten Symptomen manifestiert. Und wie gesagt: Sie müssen den zusätzlich konsumierten Alkohol in nicht geringer Quantität in Rechnung stellen, 1,5 Promille waren es bestimmt …«
    Dupin hatte bei den letzten Sätzen Savoirs schon nicht mehr richtig zugehört.
    Es war Mord. Sie hatten es mit einem Mord zu tun!
    »So ein Scheiß.«
    »Bitte?«
    Dupin versuchte in aller Eile, seine Gedanken zu ordnen.
    »Haben Sie das Blut aller drei Männer analysiert?«
    »Wir konnten die Benzodiazepine bei Monsieur Lefort und bei Monsieur Konan nachweisen, auch das macht einen versehentlichen Missbrauch unwahrscheinlich. Im Serum des dritten Toten konnten wir nichts nachweisen.«
    Dupins Gedanken rasten. In alle Richtungen.
    »Wie lange brauchen diese Medikamente, bis sie wirken? Ich meine nach der Einnahme: Wie lange dauert es, bis eine Wirkung eintritt, die man wirklich spürt?«
    »Ein halbe Stunde. Länger nicht. Dann geht es aber ziemlich rasch. Zuerst fühlt man sich nur ein wenig komisch.«
    »Lassen sich diese Stoffe in Flüssigkeiten auflösen? In Getränken, meine ich?«
    »Sehr einfach. Sie sind schnell löslich. Sie können sie in einer kleinen Menge Flüssigkeit auflösen und ohne Weiteres zu etwas anderem hinzugeben – zum Essen, zum Trinken beispielsweise, beides kein Problem. Das schmeckt man nicht.«
    Es war ein arglistiger, ein wohldurchdachter Mord.
    »Können Sie bereits eine Aussage über den Zeitpunkt des Todes treffen?«
    »Nein, und das wird auch nicht so schnell gehen. Können Sie Ihrerseits schon eine zeitliche Eingrenzung vornehmen?«
    »Ich würde im Moment sagen, dass das Boot ab ungefähr Viertel nach neun am gestrigen Abend gekentert sein kann. Und dann wohl nicht später als Viertel vor zehn, zehn. Aber behalten Sie diese neue Information bitte erst einmal für sich, Docteur Savoir.«
    »Wie Sie wollen.«
    »Danke, Docteur.«
    Dupin hatte sich keinen Zentimeter bewegt. Er starrte regungslos auf die unverändert majestätisch daliegende Kammer und das gegenüberliegende Fort Cigogne. Alles war exakt so, wie es vor einigen Minuten gewesen war. Aber für ihn und den Fall hatte sich alles verändert. Dramatisch. Dupin löste sich und ging Richtung Strand. Er spürte einen leichten Schwindel. Mechanisch tastete er nach seinem Telefon.
    »Monsieur le Commissaire, gut, dass …«
    »Es war Mord.«
    »Wie bitte?«
    Nolwenns »Wie bitte?« war sehr leise gekommen.
    »Ich brauche Riwal und Kadeg. Ich will beide hier sehen, so schnell es geht. Aber sagen Sie noch nichts von der neuen Situation. Ich will, dass das erst einmal unter uns bleibt.«
    Es gab keinen bestimmten Grund dafür, es war grundsätzlich Dupins Art, manches

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