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Bretonische Brandung

Bretonische Brandung

Titel: Bretonische Brandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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dieser Atlantiklage häufiger »etwas frisch« war. Um diese Jahreszeit ging der Wechsel vom Sommerlich-draußen- zum Gemütlich-drinnen-Sein noch sehr schnell. Man hatte die Fenster geschlossen, die Gäste saßen stimmungsvoll eng an den kleinen Holztischen. Der alte Raum hatte eine hohe Decke, bestimmt vier Meter, die groben Steinwände waren weiß getüncht.
    Die Nuz-Frauen hatten alle Hände voll zu tun. Solenn Nuz hatte Dupin beim Eintreten mit einem minimalen Kopfnicken begrüßt. Dupin hatte ihr bedeutet, dass er sie sprechen wollte. Sie hatte die Weinflasche abgestellt, die sie gerade mit einer routinierten Bewegung geöffnet hatte, und zum äußersten linken Ende des langen Holztresens gezeigt, an dem niemand stand. Das war gut.
    »Bonjour Madame Nuz, Commissaire Georges Dupin vom Commissariat de Police Concarneau.«
    Er hatte überhaupt nicht so formell sein wollen. Solenn Nuz lächelte trotzdem ein großes, offenes Lächeln. Sie war eine schöne Frau, da musste er Nolwenn zustimmen. Und es wäre ihm in der Tat schwergefallen, ihr Alter zu schätzen.
    »Ich weiß.«
    Natürlich hatte Dupin gewusst, dass sie es wusste.
    »Wir sind im Begriff zu ermitteln, was mit den drei Männern passiert ist, deren Leichen heute früh auf Le Loc’h angeschwemmt worden sind.«
    »Ich weiß.«
    »Sie wissen auch schon, um wen es sich dabei handelt?«
    »Lucas Lefort. Und vermutlich Yannig Konan. Sie waren gestern Abend zusammen hier. Sie sind sehr häufig zusammen unterwegs. Meistens auf Konans Boot. Aber eigentlich immer nur zu zweit. Wissen Sie bereits, wer die dritte Person ist?«
    Solenn Nuz sprach sehr zugewandt, so als würden sie sich bereits kennen.
    »Nein, das wissen wir noch nicht. Ich hatte gehofft, Sie könnten uns vielleicht helfen. Waren Monsieur Lefort und Monsieur Konan gestern Abend die ganze Zeit zu zweit? War niemand bei ihnen?«
    »Ich habe sie mit ein paar Leuten reden sehen. Aber an einem Abend hier spricht fast jeder mal mit jedem. An der Bar. An den Tischen. Auch dadurch, dass man sich die Bestellungen selber holt, ist immer viel Bewegung.«
    Solenn Nuz machte einen vielsagenden Gesichtsausdruck.
    »Lucas Lefort interessierte sich sehr für junge Damen, und davon gibt es hier während der Saison eine Menge. Die Segelkurse. Sie verstehen.«
    »Ich verstehe. Aber hatte Monsieur Lefort nicht eine ›feste‹ Freundin in letzter Zeit?«
    Solenn Nuz warf dem Kommissar einen amüsierten Blick zu. Es war klar, dass sie auf diese abenteuerliche Frage nicht antworten würde.
    Dupin brauchte einen Moment.
    »Was wirklich wichtig ist: Gab es jemanden, der erkennbar zu den beiden gehörte? Der zusammen mit ihnen gekommen oder gegangen ist?«
    »Nein. Sicher nicht.«
    »Können Sie mir sagen, von wann bis wann sich die beiden bei Ihnen aufgehalten haben?«
    »Ich denke, so von sieben bis neun. Ungefähr. Abends geht es hier gegen sechs richtig los. Und um eins schließen wir. Aber gestern kam ein Unwetter auf. Die, die noch zurückwollten, sind alle ziemlich rasch aufgebrochen. So kurz vor neun eben. Die beiden sind dann auch los. Sie gehörten zu den Letzten, die aufbrachen, wenn ich mich richtig erinnere. Aber Sie sollten auch noch einmal mit meinen Töchtern sprechen. Und mit anderen Gästen. Es war viel zu tun gestern Abend.«
    »War es so voll wie heute?«
    »Es war die Hölle los.«
    Dupin schätzte, dass es heute so an die dreißig Menschen waren. Viel mehr gab der Raum nicht her.
    »Der Anbau wird abends nicht bewirtschaftet?«
    »Es zieht wie Hechtsuppe. Und es gibt keine Heizung. Der ist nur etwas für tagsüber. Für den Hochsommer. Wir haben Pläne, hier ein bisschen umzubauen und das zu ändern«, wieder zeigte sich ein offenes Lachen auf ihrem Gesicht, »aber das wird noch etwas dauern. Die Bürokratie …«
    »Haben Sie selbst mit Monsieur Lefort und Konan gesprochen, haben sie Ihnen etwas erzählt?«
    Dupin musste sich die ganze Zeit bemühen, einigermaßen laut zu sprechen, Solenn Nuz, merkte man, tat dies gewohnheitsmäßig.
    »Nein. Mit den beiden habe ich nicht gesprochen. Ich habe gestern Abend mit niemandem lange gesprochen, ein paar Worte hier und da.«
    »Waren Konan und Lefort häufiger hier?«
    »Lefort war regelmäßig hier, und Konan kam vielleicht jedes dritte, vierte Wochenende. Konan war nur selten allein hier, ein, zwei Mal im Jahr vielleicht.«
    »Mit wem haben sich die beiden unterhalten? Vielleicht haben Sie jemandem erzählt, was sie vorhatten.«
    Solenn Nuz dachte kurz

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