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Bretonische Brandung

Bretonische Brandung

Titel: Bretonische Brandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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nach.
    »Ich habe sicher nicht alles mitbekommen. Ich bin ja immer wieder in der Küche. Manchmal auch länger.«
    Sie wies mit dem Kopf flüchtig hinter sich, zum Durchgang.
    »Lefort mit einer jungen Frau. Eine Segelschülerin wahrscheinlich. Das war ganz am Anfang und, glaube ich, am Ende noch mal. Kurz auch mit Maela Menez, soweit ich gesehen habe. Der Assistentin von Muriel Lefort, seiner Schwester, der Chefin der Segelschule.«
    »Ich bin im Bilde.«
    Dupin hatte sein Notizbuch hervorgekramt, mitsamt dem Bic auf den Tresen gelegt und begonnen, sich Notizen zu machen, auf seine notorisch eigentümliche Weise, die die Seiten zu einer Art chaotischem Kunstwerk werden ließen.
    »Theoretisch ist Maela Menez auch Lucas’ Assistentin, aber die Geschäfte der Segelschule regelt Muriel und nicht ihr Bruder. Maela begleitet Muriel gerade zur Gerichtsmedizin aufs Festland.«
    Wenn Solenn Nuz »Festland« sagte, klang es, als spräche sie von einem weit entfernten Kontinent. Aber so war es Dupin heute den Tag über auch vorgekommen.
    »Fällt Ihnen noch jemand ein?«
    »Sie saßen dann hinten in der Ecke. Der neue Bürgermeister von Fouesnant, Monsieur Du Marhallac’h, saß am Tisch direkt neben den beiden. Ich denke, sie haben sich auch unterhalten.«
    »Du Marc…?«
    »Du Marhallac’h. Ganz einfach.«
    Selbstverständlich sprach sie den Zungenbrecher völlig umstandslos aus.
    »Er ist in der Saison ebenso fast jedes Wochenende hier draußen, ein passionierter Angler. So ist es – tagsüber sind sie auf dem Meer und auf ihren Booten, abends bei mir. Er ist auch heute Abend da. Er sitzt dort drüben. Am selben Tisch wie gestern.«
    Sie deutete unverblümt auf einen unauffällig aussehenden Mann mittleren Alters am anderen Ende des Raums, der sich in einem offensichtlich angeregten Gespräch mit einem anderen Mann befand. Direkt neben ihm saß jetzt der sympathische alte Seemann von heute Mittag, dieses Mal ohne Zeitung, aber nach wie vor allein.
    »Ja, wir haben eine Reihe von Stammgästen hier im Quatre Vents .«
    Den letzten Satz hatte sie mit unverhohlenem Stolz gesagt. Es war klar, dass sie ihre Gäste kannte. Gut kannte.
    »Die eine Hälfte unserer Welt hier ist ganz und gar familiär, die andere Hälfte besteht aus den Teilnehmern der Segel- und Tauchkurse und den Touristen, die zum Bootfahren, Angeln oder Schnorcheln kommen.«
    »Erinnern Sie sich an weitere Personen, mit denen Lefort und Konan gesprochen haben?«
    »Konan hat sich auch mit Kilian Tanguy unterhalten. Ein Mitglied des Tauchklubs. Hobbyarchäologe. Und mit dessen Frau. Er stand an ihrem Tisch, ich weiß nicht, wie lange.«
    »Monsieur Tanguy war gestern Abend auch hier?«
    »Oh ja, mit seiner Frau. Lily. Sie sind fast immer bei schönem Wetter hier draußen. Und wir hatten ein fantastisches Wochenende. Das schönste der Saison bisher. Wie heute. Und dann kam der heftige Sturm. Aber auch das ist normal. – Ich glaube, das war es, was mir spontan einfällt. Aber ich werde noch einmal nachdenken. Und meine Töchter fragen.«
    »Ich danke Ihnen sehr, Madame Nuz. Das ist von großer Bedeutung. Wir werden uns rasch mit all diesen Leuten unterhalten. Vielleicht erfahren wir so wirklich etwas, das uns weiterhilft. Kannten Sie Monsieur Lefort gut?«
    »Wir haben nicht viel Kontakt gehabt. Auch wenn ich ihn bereits lange kenne. Ich lebe jetzt seit zehn Jahren auf den Inseln. Und schon davor war ich öfter hier.«
    »Wer ist eigentlich der alte Mann, der neben Marcha… der neben dem Bürgermeister sitzt?«
    Dupin hatte die Frage aus reiner Neugier gestellt.
    »Das ist Pascal, mein Schwiegervater«, erwiderte sie mit viel Wärme in der Stimme. »Er war gestern Abend auch da. Er ist immer da. Er wohnt bei uns. Seit einigen Jahren. Seit meine Schwiegermutter gestorben ist.«
    Es waren jetzt doch einige Gespräche zu führen, Dupin ärgerte sich, dass er nicht Riwal oder Kadeg mitgenommen hatte. Madame Nuz beobachtete ihn.
    Dupin hörte es bei dem Geräuschpegel nur leise, aber sein Handy klingelte.
    Wieder Savoir.
    »Monsieur le Commissaire, wo sind Sie denn?«
    Natürlich hörte man den Lärm auch am anderen Ende der Leitung.
    »Einen Augenblick. Ich gehe vor die Tür.«
    Etwas widerwillig trat Dupin hinaus.
    »Sie wollen mir sagen, dass der dritte Tote ertrunken ist, wie die beiden anderen?«
    Es klang sarkastischer, als er beabsichtigt hatte. Es war ja richtig, das zu untersuchen.
    »Das Serum geht schon Richtung Rosa. Das Blut ist bereits leicht

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