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Bretonische Brandung

Bretonische Brandung

Titel: Bretonische Brandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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Ordnung, Nolwenn. Die Ermittlungen laufen.«
    Er hatte resigniert geklungen.
    »Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren.«
    Dieses Mal hatte er bewusst Energie in den Satz gelegt.
    » Abred ne goll gwech ebet – Rasch verliert nie!«
    Die Antwort war eines von Nolwenns Lieblingssprichwörten und wohl als Aufmunterung gemeint.
    »Haben Sie die Fährte schon aufgenommen?«
    Dupin stutzte kurz und überlegte. Er setzte sich wieder in Bewegung. Langsam.
    »Ich weiß nicht.«
    Er konnte es wirklich nicht sagen. Nolwenn wusste, dass es in jedem Fall des Kommissars einen Punkt gab, an dem er Witterung aufnahm – diffus zeitweilig und ihm selbst nicht immer deutlich bewusst. Doch er kannte dann nur noch eines: der Fährte zu folgen, wie fantastisch sie auch immer schien. Alles andere wurde ihm – in hartnäckiger und bisweilen dickschädeliger Weise – gänzlich egal. Dupin wehrte sich jedes Mal heftig grummelnd, wenn jemand von seiner »Methode« sprach. Unbedingt agierte er sehr systematisch, ja, aber, das musste man sofort hinzufügen: unsystematisch systematisch. Besessen übte er das genaue Beobachten und Hinsehen (eine Leidenschaft schon seit seiner Kindheit), die logische Analyse, dann wieder verfuhr er jedoch scheinbar vollends intuitiv, plötzlich und ungeduldig einer Idee folgend, einem Gefühl, einem Impuls, mitunter in Komplizenschaft mit dem Zufall. Durchaus eigenwillig. Und immer entschlossen.
    »Was sagt eigentlich Solenn Nuz zu dem Fall?«
    »Sie«, Dupin wusste nicht genau, was er antworten sollte. Nolwenns Frage hatte ein bisschen so geklungen, als ob er Solenn Nuz nur zu fragen brauchte, wenn er wissen wollte, wer der Mörder war.
    »Sie ist eine große Hilfe.«
    »Da bin ich mir sicher. Der Präfekt hat übrigens mit Monsieur Konans Frau gesprochen. Es war ein schwieriges Gespräch, die Ehe war wohl in – keinem guten Zustand.«
    »Das heißt?«
    »Sie haben offenbar schon länger über eine Scheidung nachgedacht.«
    »Und warum?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Ein rarer Satz aus Nolwenns Mund.
    »Der Präfekt wird seinen Aufenthalt auf Guernsey abbrechen, er wird morgen Mittag zurück in Quimper sein. Ich denke«, Nolwenns Stimme wurde verdächtig sanft, verlor aber dennoch nicht ihre Bestimmtheit, »ich denke, dass Sie den Präfekten anrufen sollten. Es ist sicherlich der größte Fall seiner Amtszeit, und er ist, wie gesagt, persönlich sehr involviert.«
    »Ich weiß.«
    Er wusste es ja wirklich.
    »Das ist ein gewaltiger Fall für die Bretagne.«
    »Ich weiß.«
    »Der Präsident des bretonischen Nationalrats hat es zwei Mal auf der offiziellen Kommissariatsnummer versucht. Und Journalisten vom Ouest France und Télégramme und einer von L’Equipe, vom Regionalbüro in Rennes.«
    Es wunderte Dupin nicht, natürlich würde sich die größte Sportzeitung der Nation für den Tod eines Admiral’s-Cup -Siegers interessieren. Wie fast jedes Blatt in Frankreich. Es würden zweifellos ein paar nationale Zeitungen groß über den Fall berichten. Ein ausgeklügelter dreifacher Mord! Schon wegen der Verbindungen von Konan und Pajot in die Hauptstadt.
    »Vier Anrufer haben aufgelegt. Unterdrückte Nummern.«
    »Nolwenn?«
    »Ja, Monsieur le Commissaire?«
    »Haben Sie schon einmal etwas über diese Schatzsuchen gehört – ich meine hier an der Küste, auf den Glénan?«
    »Die bretonischen Gewässer sind eine einzige historische Schatztruhe, Monsieur le Commissaire.«
    Das war das richtige Thema für Nolwenn, Dupin kannte den Tonfall aus ihren »bretonischen Lektionen«.
    »Myriaden von Schiffen aus allen Epochen liegen auf unserem Meeresboden – prächtige Handelsschiffe, Kriegsschiffe, Expeditionsschiffe, Transportschiffe, Passagierschiffe, private Jachten, alles. Auch römische Galeeren!«
    »Ich meine Schätze an Bord alter Schiffe. Wertvolle Dinge – wie in Büchern und Filmen.«
    »Immer wieder kommt es zu bedeutenden Bergungen wertvoller Ladungen. Auch von Edelmetallen. Der größte Fund nahe den Glénan wurde in den Sechzigern gemacht. Ein altes Korsarenschiff mit einer halben Tonne Gold.«
    Dupin war beeindruckt. Das war ein Schatz.
    »Auch die ›Tigresse de Bretagne‹ kreuzte die Gewässer der Glénan!«
    Dupin verstand nicht genau, was sie damit sagen wollte – vielleicht, dass allein wegen der Tigerin hier schon mit zahlreichen gesunkenen Schiffen zu rechnen sei. Nolwenn ging selbst nicht weiter darauf ein.
    »Wenn Sie mögen, recherchiere ich Ihnen die wertvollsten Funde.«
    »Das brauchen

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