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Bretonische Brandung

Bretonische Brandung

Titel: Bretonische Brandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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bretonischer Garten. Langsamen Schrittes ging er zurück in das Büro des Bürgermeisters.
    »Ermittlungsarbeiten. Entschuldigen Sie mich noch einmal.«
    Dupin machte eine vage, aber konziliante Geste und setzte sich wieder.
    »Sie waren also vorgestern Abend selbst im Quatre Vents. – Sie haben direkt am Tisch neben Konan und Lefort gesessen, und Ihnen ist nichts Ungewöhnliches aufgefallen?«
    In Du Marhallac’hs Augen war ein Flackern zu sehen, vielleicht Angst, Dupin konnte es nicht sagen.
    »Nein. Ich habe natürlich bereits nachgedacht. Es war wie immer. Ich erinnere mich, dass Konan einmal zu Monsieur Tanguy an den Tisch gegangen ist. Monsieur Tanguy vom Tauchklub. Der Hobbyarchäologe. Lefort saß nicht häufig am Tisch, Konan die meiste Zeit. Lefort hat mit einer jungen Frau gesprochen, die wie eine Segelschülerin aussah.«
    »Haben Sie ihn mit Madame Menez, Madame Leforts Assistentin, sprechen sehen?«
    »Nein.«
    Das »Nein« war schnell und kategorisch gekommen.
    »Monsieur Konan saß außerdem eine Weile allein.«
    »Und Ihnen ist generell nichts Verdächtiges aufgefallen? Am Tisch? Überhaupt?«
    »Nein.«
    »Sie waren den beiden so nah wie niemand anders an diesem Abend.«
    Der Bürgermeister blickte Dupin etwas unsicher an.
    »Uns geht es vor allem um diese halbe, Dreiviertelstunde. Zwischen Viertel nach acht und neun.«
    »Wenn ich mich richtig erinnere, haben sie am Ende noch einmal ein paar Minuten zusammen am Tisch gesessen, Konan und Lefort. Und noch etwas gegessen. Aber ich muss zugeben, dass ich mir nicht ganz sicher bin.«
    »Die beiden haben kein bisschen anders auf Sie gewirkt als sonst?«
    »Nicht im Geringsten.«
    Dupin blätterte in seinem Notizheft.
    »Haben Sie einen Docteur Le Menn gesehen? Wie er mit Lucas Lefort gesprochen hat?«
    »Nein.«
    »Devan Le Menn, ein Allgemeinmediziner, mit einer Praxis in Sainte Marine.«
    »Oh, ich kenne ihn. Alle hier kennen ihn. Die meisten sind seine Patienten. Ein sehr guter Arzt. Aber ich habe ihn nicht gesehen. Nein. Ich glaube nicht, dass er da war.«
    »Die beiden Nuz-Töchter haben ihn gesehen. Nur kurz. Wie er mit Lefort gesprochen hat. An der Bar.«
    »Komisch, ich habe ihn nicht gesehen. Aber es ist abends ein einziges Kommen und Gehen. Manche holen sich auch nur rasch was zum Essen. Man kann ja alles mitnehmen.«
    »Le Menn ist Stammgast?«
    »Oh ja. Ein Freund von Monsieur Lefort. Und auch sein Arzt.«
    »Ein Freund?«
    Das war Dupin überrascht rausgerutscht.
    Du Marhallac’h wirkte einen Moment lang konfus, dann lächelte er:
    »Natürlich, Sie haben bereits viel über Lucas Lefort gehört.«
    »Denken Sie, er war anders als das, was über ihn erzählt wird?«
    »Ich«, der Bürgermeister zögerte kurz, »zunächst muss ich sagen: Ich kannte ihn erst seit zwei Jahren etwas näher. Aber wirklich nicht gut. Ich versuche, die Dinge ausgeglichen zu sehen, keine Vorurteile zu haben, objektiv zu sein, zu vermitteln, das ist mein Naturell – und so verstehe ich mein Amt. Das da draußen ist eine eigentümliche Welt – eine eigentümliche Gemeinschaft eigentümlicher Menschen. Da ist es schwer, etwas von außen zu beurteilen. Es geht oft um alte Geschichten. Ich versuche, mich da heraushalten. – Lucas Lefort war ein prominenter Mann. Vermögend. Ein eingefleischter Junggeselle, denke ich. Sicher ist: Er war ganz anders als seine Schwester. Als alle da draußen. Das ist gewiss wahr. Aber, wie gesagt, ich kannte ihn auch nicht gut.«
    Dupin machte sich ein paar krakelige Notizen.
    »Es heißt, Sie hätten verlautbart, seine neuen Pläne für eine größere touristische Erschließung der Glénan noch einmal wohlwollend zu prüfen – alle bisherigen Pläne waren von Ihrem Vorgänger ja vehement abgelehnt worden.«
    Dupins Stimme hatte sich bei diesem Satz verändert, ohne dass er es beabsichtigt hätte. Sie war hart geworden.
    » Wohlwollend prüfen ist zu viel gesagt. Ich habe nur deutlich gemacht, dass die Gemeinde und ich uns die neuen Ideen und Pläne gewissenhaft ansehen wollen und sie nicht pauschal vorab verwerfen werden. Das, was uns jetzt vorliegt, ist ein sehr ambitioniertes Projekt eines nachhaltigen, ökologischen Tourismus, das, ja, auch die Segelschule und die Tauchschule betrifft, aber ein ganzes Stück darüber hinausgeht.«
    »Ich dachte, die Pläne liegen noch gar nicht vor.«
    »Offiziell noch nicht. Bisher wurden sie nicht eingereicht. Aber Lucas Lefort hat uns in einer Sitzung vor einigen Wochen das Projekt ein erstes

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