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Bretonische Brandung

Bretonische Brandung

Titel: Bretonische Brandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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Nolwenn.
    »Wunderbar. Bis später, Nolwenn.«
    Dupin legte auf.
    Er war bei seinem Wagen angekommen, auf dem unteren Teil des großen Parkplatzes vor dem Port de Plaisance, ganz in der Nähe seiner Wohnung.
    Er wählte Kadegs Nummer.
    »Wo sind Sie, Kadeg?«
    »Ich bin am Tauchzentrum, Riwal bei der Segelschule. Ich …«
    »Rufen Sie Nolwenn an. Wir haben einen anonymen Hinweis auf illegale Geschäftsaktivitäten zwischen dem Institut Marine in Concarneau und einer gemeinsamen Firma von Pajot und Konan. Sie heißt Medimare. Viel mehr wissen wir noch nicht. Sie kauft und verkauft Patente und Lizenzen für pharmazeutische und kosmetische Produkte, die auf Erkenntnissen der Meeresbiologie beruhen. Der Sitz ist in Paris. Nolwenn recherchiert noch. Wir versuchen gerade, einen Durchsuchungsbefehl zu bekommen. Für das Institut und für Medimare. «
    »Welchen konkreten Verdacht hegen Sie?«
    »Ich hege keinen konkreten Verdacht«, Dupin war klar, dass das nicht sehr stark klang, seine Stimme klang dafür umso resoluter, »doch ich möchte, dass alles durchleuchtet wird, alle geschäftlichen Beziehungen. Ich habe keine Ahnung, was dort nicht mit rechten Dingen zugehen könnte – aber finden Sie es! Ich möchte, dass Sie sich dieser Sache annehmen. Rigoros. Ich meine wirklich rigoros.«
    »Ich verstehe.«
    Der Tonfall Kadegs, mehr noch als seine Worte, machten Dupin klar, dass er wirklich verstanden hatte. Der unsympathische Teil von Kadegs Charakter, der Großteil also – es gab auch einen kleinen anderen Teil –, war prädestiniert für Aufträge dieser Art. Kadeg gab dann den Terrier.
    »Wie gesagt: Stimmen Sie sich mit Nolwenn ab. Sie versucht auch zu organisieren, dass wir eine Mannschaft aus der Zentrale für die Aktion kriegen. Sie werden die Sache leiten, Kadeg.«
    »Mit Vergnügen.«
    »Wir sprechen später.«
    Dupin blieb noch einen Moment still sitzen, bevor er den Motor startete. Fünf Sekunden warten vor dem Einatmen, fünf Sekunden vor dem Ausatmen. Tief in den Bauch.
    Dupin wusste nicht, ob sie den Durchsuchungsbefehl wirklich bekommen würden, das würde nicht einfach, so energisch er es eben auch formuliert hatte und sosehr Nolwenn sich auch engagieren würde. Was sie hatten, war alles andere als zwingend. Er wusste auch, dass sein Verhalten eben im Institut möglicherweise nicht sehr klug gewesen war. Erreicht hatte er erst einmal nichts. Aber hätte er von diesem Mann mehr erfahren, wenn er diplomatischer gewesen wäre? Er hatte ohnehin nicht die geringste Ahnung, ob diese Spur überhaupt irgendwohin führte und ob sie bei einer Durchsuchung auch nur irgendetwas Relevantes finden würden. Vielleicht sollte der unbestimmte Hinweis auf die Geschäftsbeziehungen nur Verwirrung stiften, ablenken. Zeit kosten. Der Anrufer hatte keinerlei Beleg dafür geliefert, dass er sich auskannte und wirklich etwas wusste. Aber – es hatte ihn gegeben. Und fest stand: Der Direktor war ein extrem unerfreulicher Zeitgenosse. Dupin freute sich auf das Gesicht des Direktors, wenn Kadeg mit dem Durchsuchungsbefehl vor ihm stehen würde. Und eine weitere Vorstellung gefiel ihm bei dieser Sache – auch deswegen würde sein Vorgehen nicht ganz verkehrt gewesen sein: Eine Durchsuchung würde gehörig Wellen schlagen. Auch in den Medien. Es wäre eine deutliche Demonstration, dass die Polizei zu allem entschlossen war und mit massiven Mitteln vorging, und je deutlicher dies wäre, desto nervöser würde der Täter werden. Nervöse Täter bewegten sich unbedachter. Und machten letztlich Fehler. Dupin musste allerdings einräumen, dass schon der Plan des Mordes, wie er ihn beim jetzigen Stand der Ermittlungen erahnen konnte, nicht auf einen nervösen Charakter hinwies.
    Dupin drehte den Zündschlüssel. Er fuhr los und nestelte im nächsten Moment an den winzigen Tasten des Autotelefons herum. Wenn er ehrlich war, hatte er immer noch keine richtige Idee davon, was Medimare konkret machte. Was Nolwenn berichtet hattet, war sehr abstrakt. Patente und Lizenzen für Forschungsergebnisse.
    »Nolwenn?«
    »Monsieur le Commissaire, ich habe bereits mit dem Präfekten gesprochen. Er ist sich sehr unsicher, aber er versucht es. Persönlich. Ich soll Ihnen sagen, dass Sie hoffentlich wissen, was Sie tun – und dass Sie sich regelmäßig bei ihm melden, er …«
    »Erklären Sie mir so genau wie möglich, was Medimare macht.«
    »Sie kaufen Instituten Forschungsergebnisse ab, die aus der biologischen und biochemischen Erforschung von

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