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Bretonische Brandung

Bretonische Brandung

Titel: Bretonische Brandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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Mal vorgestellt, informell. – Was durchaus üblich ist«, Monsieur Du Marhallac’h war in eine bürgermeisterliche Diktion gewechselt, »wie gesagt: Wir haben keinen offiziellen Antrag vorliegen – und es ist ohnehin klar, dass eine Realisierung eher unwahrscheinlich ist. Die Küstenschutzgesetze sind äußerst strikt, an allen französischen Küsten. Und die Glénan sind darüber hinaus ein ausgewiesenes Naturschutzgebiet, das bedeutet: Eigentlich ist nichts erlaubt.«
    »Wenn ich richtig verstehe, übernachten dort, wo gar nichts erlaubt ist, im Augenblick Hunderte Segel- und Tauchschüler pro Nacht, wenn auch unter einfachsten Bedingungen. Auf mehreren der Inseln.«
    »Sie kennen Frankreich. Wir haben unsere strengen Gesetze – und wir haben unsere Praxis.«
    Dupin konnte nicht sagen, ob da Kritik oder Stolz anklang.
    »Handelte Monsieur Lefort in dieser Sache allein? Ich meine, hat er dieses Projekt auf eigene Faust betrieben?«
    »Das vermag ich nicht zu sagen.«
    Der Bürgermeister blickte Dupin ernst an.
    »Sie überlegen, ob Monsieuer Konan und Monsieur Pajot möglicherweise daran beteiligt waren? Finanziell?«
    »Zum Beispiel. Monsieur Pajot war Bauunternehmer, das wäre doch gar nicht so abwegig. Und Monsieur Konan war unter anderem Investor.«
    »Das ist durchaus möglich, Monsieur le Commissaire, aber das ist reine Spekulation. Lucas Lefort sprach immer von ›Ich‹ und einem anonymen ›Wir‹, das aber auch nicht unbedingt einen Plural meinte.«
    »Kannten Sie Yannig Konan besser?«
    »Nein, nur von den Glénan, von Abenden im Quatre Vents und den Gesprächen dort.«
    »Und Pajot? Kannten Sie ihn?«
    »Nein, gar nicht. Ich kenne nur seinen Namen. Und weiß, dass er eines der beiden großen Bauunternehmen der Bretagne besitzt.«
    Der Bürgermeister legte die Stirn in tiefe Falten, ein wenig theatralisch, fand Dupin.
    »Sie überlegen, ob hinter dieser Sache eine Geschichte stecken könnte, die ein Motiv für den Mord gewesen ist?«
    »Es geht bei diesem Projekt um eine große Sache und um viel Geld, wenn ich das richtig verstehe?«
    Du Marhallac’h schwieg.
    »Wie sahen Leforts Pläne für die Inseln denn konkret aus?«
    »Er hatte viel vor. Sie müssen wissen, die Segelschule ist jetzt schon eine der größten Europas. Es ging um ein touristisches und sportliches Gesamtkonzept. Er plante neue Bebauungen auf Penfret, Cigogne und Le Loc’h. Hotelanlagen, Sportanlagen. Ökologisch, nachhaltig und exklusiv. Mit einem kleinen Jachthafen. Er hatte einen bekannten Architekten aus Paris an der Hand, er verfügte über reichlich Beziehungen. Alles wäre über Wind- und Sonnenenergie betrieben worden, so ist es ja jetzt schon auf Saint-Nicolas, wenn auch auf niedrigem Niveau. Ein Teil der Einnahmen wäre in den noch wirksameren ökologischen Schutz des Archipels geflossen.«
    Du Marhallac’h war ein perfekter Politiker – und Dupin konnte sich Schlimmeres kaum vorstellen. Aalglatt, skrupellos elastisch, eine rhetorische Show, um anderes, zumeist eigenes Interesse zu kaschieren und es zugleich knallhart zu verfolgen.
    »Der Gemeinderat ist gegen dieses Projekt.«
    »Der alte Gemeinderat. Es gab ganz irrationale Verhärtungen.«
    »Ich verstehe. ›Irrationale Verhärtungen‹.«
    »Ein solches Projekt müsste zunächst einmal durch alle Instanzen.«
    »Wann hat Lefort zum ersten Mal Pläne zum Ausbau der Glénan vorgelegt?«
    »Vor zehn Jahren. Ungefähr.«
    Dupin machte sich eine Notiz und unterstrich sie mit Verve. Doppelt. Du Marhallac’h lugte neugierig auf das Notizheft.
    »Hat er sie in den vergangenen Jahren ein zweites Mal vorgelegt?«
    »Nein, er hatte sie wohl für einige Jahre ruhen lassen.«
    »Wer gehörte zu den Gegnern seiner Pläne?«
    »Fast alle. Auch wenn die meisten die Pläne wahrscheinlich gar nicht genau gekannt haben.«
    »Die schärfsten Gegner?«
    »Seine Schwester. Das wissen Sie ohne Zweifel bereits. Madame Menez sicherlich auch, die Assistentin. Die ganze Segelschule. Die Leiterin der Tauchschule, Madame Barrault. Sie hat sehr große Vorurteile«, der Bürgermeister schaute Dupin plötzlich etwas unsicher an, »ich meine: eine sehr dezidierte Meinung. Natürlich auch Solenn Nuz. Sie ist – sie ist ja die andere Besitzerin Saint-Nicolas’, auch Bananec und Quignénec gehören ihr. Sie – sie hat selbstredend eigene Interessen …«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Nichts Bestimmtes.«
    Dupin war bewusst, dass es perfide war, wie Du Marhallac’h verfuhr. Und Du Marhallac’h

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