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Bretonische Brandung

Bretonische Brandung

Titel: Bretonische Brandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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Lebewesen der Ozeane pharmazeutisch und kommerziell verwertbare Produkte werden lassen könnten. Die Forschungsinstitutionen finanzieren sich teilweise über solche Mittel, sie …«
    »Das haben Sie jetzt abgelesen.«
    »Bitte?«
    Nolwenn hatte ein nahezu fotografisches Gedächtnis.
    »Nichts – was bedeutet das, was wären das für Produkte?«
    »Biologisch abbaubare Kunststoffe beispielsweise, eine ganz große Sache, oder vollkommen neuartige Antibiotika, innovative Kosmetik, alternative Energiequellen, potenzielle Medikamente gegen Krebs. All so etwas«, sie hob pathetisch an, »die maritime Natur der Bretagne wimmelt von Lebewesen, die äußerst wertvolle Ressourcen darstellen. Das ist extrem im Kommen, Monsieur le Commissaire. Das nennt man blaue Biotechnologien. In der Bretagne …«
    »Ich verstehe. Das war es, was ich wissen wollte. Ich nehme an, da geht es um große Geschäfte.«
    »Sehr große Geschäfte, ja. Denken Sie allein an die Kosmetikindustrie«, sie setzte kurz ab, »ich habe Ihnen letztes Jahr im November einmal die Probe einer Handcreme mitgebracht. Von Fluidum? Erinnern Sie sich?«
    Dupin erinnerte sich. Es war ihm peinlich, er hatte sie nie benutzt, schon allein deshalb, weil er überhaupt nie Cremes benutzte und insbesondere den Sinn einer Creme speziell für die Hände bisher nicht verstanden hatte. Noch peinlicher aber war die Erinnerung, weil es ein dezenter Hinweis Nolwenns auf ein Weihnachtsgeschenk für sie selbst gewesen war. Das hatte er erst viel zu spät verstanden, nachdem er schon einen weiteren der maritimen Keramik-Bols aus einer Manufaktur in Quimper gekauft hatte, die er ihr seit drei Weihnachten enthusiastisch schenkte (Nolwenn hatte unvorsichtigerweise einmal angedeutet, dass sie sie mochte).
    Dupin reagierte nicht.
    »Diese hervorragende Pflegeserie, die auf vollkommen naturreinen Braunalgen basiert. Diese kleine hellblaue Tube, erinnern Sie sich?«
    Nolwenn verfiel zumindest nicht in ihren strengen Tonfall. Dupin war erleichtert.
    »Ich erinnere mich. Sie macht ganz zarte Hände.«
    Nolwenn seufzte sanftmütig.
    »Einzigartig auf der Welt! Ein Naturereignis für die Haut. Mit allen wichtigen Mineralien. Ein Konzentrat des ganzen Atlantiks!«
    Dupin wollte antworten, dass er sich unsicher sei, ob es überhaupt zu einer Aufnahme von Mineralien über die Haut kommen könne, aber er wusste, darum ging es hier nicht.
    »Kadeg wird sich in den nächsten Minuten melden, wegen der Medimare -Sache. Ich will, dass er die Durchsuchung leitet. – Wenn wir sie durchbekommen.«
    »Gut. Ich erwarte seinen Anruf. Was haben Sie jetzt vor, Monsieur le Commissaire? Soll der Hubschrauber Sie abholen?«
    Nolwenn war sofort wieder bei der Sache.
    »Ich denke, ich würde gern mit dem Bürgermeister von Fouesnant sprechen.«
    »Ich werde Sie ankündigen.«
    »Ich bin gerade am letzten rond-point, Richtung Route Nationale.«
    Nolwenn legte auf.
    La Forêt-Fouesnant war ein Idyll. Und dabei nicht zu pittoresk, fand Dupin, es schrammte knapp daran vorbei. Ein breiter Meeresarm zog sich bis in den Ort und bescherte ihm einen kleinen Quai. Die hübschen atlantisch bunten Holzboote der lokalen Fischer ruhten jetzt bei Ebbe friedlich auf der Seite. Sanft geschwungene, flache Hügel hoben vom Hafen an, auf denen sich der kleine Ort, der zum größeren Fouesnant gehörte, großzügig verteilte. Liebevoll restaurierte Steinhäuser in typisch bretonischer Art, gemütliche Cafés, ein großartiger Zeitungsladen, ein weithin bekannter Bäcker. Außerdem: ein kleines Stück des einst charakteristischen bretonischen Urwalds mit großen Eichen, Efeu, Misteln, ein druidischer Sagenwald, durch den man auf einer malerischen Straße fuhr. Nach Concarneau waren es zehn Minuten, die gleiche Entfernung nach Quimper. Hier wohnte der Bürgermeister der kleinen Zehntausend-Seelen-Gemeinde – Fouesnant und La Forêt-Fouesnant zusammengezählt –, zu der die Glénan offiziell gehörten.
    Die Sonne hatte auch am heutigen Morgen erstaunliche Kraft, abgesehen von ein paar verstreuten typischen Schönwetterwolken von makellosem Weiß, war der Himmel majestätisch blau. Es würde schön bleiben. Dupins aufrichtige Bewunderung für die erstaunlichen Fähigkeiten der Bretonen, das Wetter zu lesen und vorherzusagen, hatte ihn dazu gebracht, sich selbst in dieser Kunst zu versuchen. Er hatte ein Hobby daraus gemacht – und: Er hielt sich für nicht unbegabt. Seine Kenntnisse hatten sich von Jahr zu Jahr vermehrt: das

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